Öffentliches Hearing hinterlässt Eindruck: „Es geht nur gemeinsam“

Sexuelle Gewalt geschieht in allen Lebensbereichen von Kindern und Jugendlichen – auch im Sport. Doch sexueller Kindesmissbrauch im Breiten- und Leistungssport ist weitgehend tabuisiert. Beim 4. Öffentlichen Hearing der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs sprachen in der vergangenen Woche Betroffene und weitere Expert*innen aus Sport, Politik und Wissenschaft über ihre Erfahrungen.

Prof. Dr. Sabine Andresen, die Vorsitzende der Kommission, erklärte dazu: „Fast 100 Menschen haben sich bei uns gemeldet, die selbst betroffen sind oder als Angehörige, Freunde oder Mitarbeitende in Vereinen von sexuellem Kindesmissbrauch im Sport berichtet haben. Jede einzelne dieser Geschichten ist wichtig. Wissen und Erfahrungen von Betroffenen sind für die Aufarbeitung im Sport zentral. Die Kommission erwartet, dass Verantwortliche im Sport das Recht von heute erwachsenen Betroffenen auf Aufarbeitung anerkennen und umsetzen.“

Kernziele der Kommission sind unter anderem: 1. Enttabuisierung des Themas, 2. Einrichtung unabhängiger Ansprechstellen, 3. Anerkennung der Folgen von sexualisierter Gewalt, 4. Zugang zu Hilfen und Unterstützung, 5. Unabhängige Aufarbeitung vergangener Fälle in Sportinstitutionen

DEB-Referentin Julia Eisenrieder nahm an diesem Hearing teil und prägnante Eindrücke mit. „Die einzelnen Erfahrungen und Geschichten der Betroffenen zu hören, hat mich erneut darin bestärkt, dass wir unseren Sport für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene so sicher wie möglich machen müssen. Aber das geht nur gemeinsam“, betont Eisenrieder. Vor diesem Hintergrund könne man nicht oft genug darauf hinweisen, dass „Sexualisierte Gewalt kein Tabuthema mehr sein darf. In dem Fall schützt Schweigen die Täter*innen. Jeder Verein muss sich im Klaren sein, dass es auch in der eigenen Einrichtung zu sexuellen Übergriffen kommen kann.“

Eisenrieder verweist in diesem Punkt an die Deutsche Sportjugend (DSJ), die deutlich proklamiert: „Nicht, dass es in der eigenen Einrichtung zu sexuellen Übergriffen kommt, diskreditiert eine Einrichtung, sondern der unprofessionelle Umgang damit.“ Für den DEB sei diesbezüglich Verlässlichkeit eine maßgebliche Leitlinie. „Wir als DEB stehen unseren Vereinen und auch den Betroffenen zur Seite. Wir zeigen Wege der Prävention und Intervention auf und sind Anlaufstelle für Fälle sexualisierter Gewalt im Eishockey“, sagt Eisenrieder und ruft eindringlich zur Kontaktaufnahme auf: „Wenn ihr Kenntnis von sexueller Gewalt habt oder euch selbst etwas Schlimmes wiederfahren ist, meldet euch bei uns – gerne auch anonym – unter wirschauenhin@deb-online.de. Wir können euch weiterhelfen und nehmen euch ernst.“

Weitere Informationen zu diesem wichtigen Thema findet ihr hier: https://www.deb-online.de/service/psg/

Titelfoto: Dominic Pencz

Foto Julia Eisenrieder: Julian Kröhl