Seit fast einem Jahrzehnt engagiert sich Tobias Abstreiter beim Deutschen Eishockey-Bund e.V. (DEB) und hat sowohl als Spieler als auch als Trainer viele bedeutende Momente erlebt. Im Sommerinterview teilt er seine Herangehensweise an das Coaching, die Herausforderungen der Trainerrolle und die Entwicklung im modernen Eishockeysport. Außerdem lässt uns sein Trainerteam darüber hinaus wissen, was sie an Abstreiter als Trainer und Mensch besonders schätzen.
Tobi, die schwierigste Frage zuerst. Wie würdest du dich denn als Eishockey-Trainer beschreiben? Was macht dich aus?
Tobias Abstreiter: Gute Frage, ich tue mir schwer mich selbst zu beschreiben. Das lag mir als Spieler auch nicht besonders (lacht). Ich denke, dass ich mich in meine Mannschaft ganz gut hineinversetzen kann und weiß, wie ich sie am besten vorbereite für ein größeres Turnier, wie in unserem Fall die Junioren-Weltmeisterschaft.
Also für mich strahlt Tobi als Trainer sowie als Mensch viel Souveränität aus. Er ist sehr hilfsbereit und freundlich.
Assistenztrainer Jochen Molling
Gibt es bestimmte Persönlichkeiten oder Trainer im Eishockey, die Einfluss auf deine Trainerphilosophie hatten? Hast du Vorbilder, an denen du dich orientierst?
Tobias Abstreiter: Ich habe keine wirklichen Vorbilder, bin aber sehr offen und interessiert für Input aus allen Sportarten. Ich denke, man kann sich von überall etwas abschauen, mitnehmen und lernen.
Oft musst du als U20-Bundestrainer auch schwierige Entscheidungen treffen in Hinblick auf die Kadernominierung für die Junioren-WM. Wo holst du dir in solchen Situationen Ratschläge?
Tobias Abstreiter: Für die Kadernominierung hole ich mir in erster Linie natürlich immer Informationen aus meinem Trainerteam. Egal ob von unserem Goalie Coach Luca Endres oder unseren Assistenztrainern Patrick Strauch und Jochen Molling. Auch unser Athletiktrainer ist bei solchen Entscheidungen mit involviert, weil es ja auch wichtig ist, wie er die körperliche Verfassung der einzelnen Spieler einschätzt und ob das auch internationales Niveau hat. Aber auch die Gespräche und das Feedback der Vereinstrainer spielt hier eine wichtige Rolle.
Tobi ist immer positiv gestimmt. Mit ihm macht es einfach Spaß. Er ist wirklich ein guter und netter Zeitgenosse.
Assistenztrainer Patrick Strauch
Was sind denn bislang die schönsten Erinnerungen, die du in Deiner Zeit als Eishockey-Profi oder auch als Trainer erleben durftest? Gibt es besondere Momente, an die du gerne zurückdenkst?
Tobias Abstreiter: Da gibt es einige. Die Olympia-Qualifikation für die Spiele in Pyeongchang damals als Assistenztrainer war schon besonders. Beim Turnier selbst, als Deutschland die Silbermedaille holte, konnte ich leider nicht teilnehmen. Da musste ich ja zu Hause bleiben und in Düsseldorf die Tätigkeit des Chefs übernehmen. Aber auch die WM-Turniere mit der U20 waren irgendwo alle sehr, sehr schön und wir haben unsere eigenen Ziele immer erreicht. Ich würde schon sagen, dass das die Highlights waren.
Du bist seit fast zehn Jahren als Trainer beim Deutschen Eishockey-Bund e.V. (DEB) tätig und konntest bereits viel Erfahrung sammeln. Bei der Männer-WM 2016 warst du Teil des Trainerteams um den damaligen Bundestrainer Marco Sturm. Seit 2019 bist du selbst Bundestrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft. Hast du im Laufe deiner Trainerkarriere Veränderungen im Eishockey-Sport wahrgenommen?
Tobias Abstreiter: Ich denke schon, dass es Veränderungen gibt, besonders, was den körperlichen Aspekt anbelangt. Die Spieler müssen sich immer besser vorbereiten, professioneller verhalten und auch das gesamte Paket inkl. guter Ernährung und mentales Training in ihre Vorbereitung einbeziehen. Und das sind aus meiner Sicht die aktuellen Tendenzen und Entwicklungen im Spitzensport. Was den Spielstil anbelangt auf internationaler Ebene, so wird das Spiel immer schneller. Du hast als Athlet immer weniger Zeit und Raum, und da gilt es sich am besten darauf vorzubereiten. Ich finde, die Nachwuchsspieler machen das bereits sehr gewissenhaft und professionell. Für mich ist das sehr interessant zu beobachten.
Der Tobi ist ein sehr aufgeschlossener Trainer und ein äußerst aufgeschlossener Mensch. Er ist sehr strukturiert und pflegt einfach einen sehr guten Umgang mit den Spielern.
Torwarttrainer Luca Endres
Du hast es bereits angesprochen, mentale Stärke ist bei den Spielern ein sehr wichtiges Thema. Wie gehst du mit den unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen um, die an dich als U20-Bundestrainer gestellt werden? Kannst du Druck von außen gut ausblenden?
Tobias Abstreiter: Nein, man spürt das schon. Aber ich habe das, egal ob jetzt als Spieler oder dann auch als Trainer, ganz gut in den Griff bekommen. Ich denke, man muss einen Weg finden, damit zurechtzukommen und sich aber auch selbst zu konfrontieren, sich jedoch nicht zu sehr mit den Sachen von außen zu belasten. Ich setze mich selbst auch immer unter Druck, egal ob als Spieler oder jetzt als Trainer. Wenn ich gut vorbereitet bin, dann ist das in Ordnung für mich. Dann kann ich auch für mich selbst eine innere Ruhe finden.
Welchen Rat würdest du „neuen“ Trainern und auch denen, die es eventuell noch werden wollen mit auf den Weg geben?
Tobias Abstreiter: Ich denke, dass sie immer offen sein sollen für Neuerungen, für Verbesserungsvorschläge. Immer hungrig sein, um sich selbst auch zu verbessern und untereinander vernünftig auszutauschen. Aus meiner Sicht ist das eine wichtige Basis und Erkenntnis. Ein Leitsatz für alle Trainer, wenn man so will.
Sportlich gesehen ist Tobi für mich der perfekte Trainer für die U20-Nationalmannschaft, da er es immer schafft in kürzester Zeit ein funktionierendes Team auf die Beine zu stellen. Jeder fühlt sich bei ihm direkt wohl und ich würde schon sagen, dass wir fast wie eine kleine Familie sind.
Athletiktrainer Christian Bachmann