Seit rund zwei Monaten ist Jeff MacLeod der neue Mann hinter der Bande bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Ein gemeinsamer Trainingslehrgang ist bereits absolviert und auch das erste Turnier der neuen Saison steht schon bald bevor. Zeit, um mit dem 52-Jährigen über die Eindrücke der vergangenen Wochen und die nächsten Ziele zu sprechen.
Die ersten Trainingseinheiten in der neuen Position als Headcoach liegen hinter Dir, wie fällt Dein Fazit aus?
Jeff MacLeod: „Einige der Spielerinnen waren seit April nicht mehr auf dem Eis, aber sie haben sich direkt wieder richtig reingehängt. Die positive Einstellung und ein großes Interesse daran, sich weiterzuentwickeln ist bei allen spürbar. Unsere Zusammenarbeit hat ja nicht erst in diesen Tagen angefangen. Wir sind seit mehreren Wochen in Kontakt und kommunizieren sehr viel miteinander, was für uns alle sehr wichtig ist. So können wir uns einen guten Eindruck von der Mannschaft verschaffen, ein Gefühl dafür bekommen was schon passt oder woran noch gearbeitet werden muss. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel uns weiterzuentwickeln und besser zu werden.“
Du kennst die Mannschaft ja bereits von Deiner Tätigkeit als Assistenzcoach – welche Vorteile bringt das?
Jeff MacLeod: „Es macht die Arbeit immer einfacher, wenn man die Spielerinnen schon kennt. Sowohl für mich, den ganzen Staff aber auch für die Athletinnen selbst. So hat Niemand große Befürchtungen, dass sich jetzt plötzlich alles ändert. Es gibt aber auch Spielerinnen, die ich erst in den letzten Wochen kennengelernt habe, aber das ist auch kein Problem. Wir haben gleich das Gespräch gesucht und uns darauf verständigt, dass wir hart arbeiten werden, aber dass sie sich mental keinen Druck machen sollen. Das konnten wir auch schon bei unseren ersten gemeinsamen Trainingseinheiten, während des Lehrgangs Mitte Juli, wirklich gut umsetzen. Das Wichtigste für mich ist aber, dass wir uns stets gegenseitigen Respekt entgegenbringen.
Den Status Quo betrachtet – Was wirst Du beibehalten und was möchtest Du zukünftig ändern?
Jeff MacLeod: „Uns ist vor allem wichtig, dass alle mit einer positiven Einstellung bei der Sache sind. Der Coaching-Staff wird sich anschauen welchen Typus an Spielerinnen wir im Kader haben, an welchen Skills wir arbeiten und uns wo wir uns verbessern müssen. Natürlich führen wir auch persönliche Gespräche mit den Athletinnen, um weitere Erkenntnisse zu erlangen. Taktische Feinheiten haben wir in den letzten Trainingseinheiten bewusst außen vorgelassen, damit werden wir uns dann beim nächsten Lehrgang im August auseinandersetzen. Hierbei werden aber nicht allein die Coaches entscheiden und dann dem Team ein Spielsystem aufdrücken – Wir werden uns dazu auch intensiv mit den Spielerinnen austauschen. Sie müssen sich damit wohlfühlen. Nur wenn man sich wohl fühlt, kann man auch top Leistungen erbringen.“
Der erste Härtetest steht im August beim 4-Nationen-Turnier (SUI, GER, HUN, FRA) in der Schweiz (24.-26.8.2023) an – was habt ihr euch dafür vorgenommen?
Jeff MacLeod: „In erster Linie wollen wir natürlich immer erfolgreich sein und unsere Spiele gewinnen. Wir haben verschiedene Zwischenziele von jetzt an bis zur nächsten Frauen-Weltmeisterschaft. Bis dahin möchten wir uns perfektionieren und die Leistung nach und nach steigern. Für das 4-Nationen-Turnier im August wollen wir erst einmal einige kleinere Dinge einführen. Es werden keine großen Veränderungen sein, sondern Optimierungen beispielsweise beim Forechecking und den Special Teams. Dann werden wir sehen, welchen Effekt wir damit auf Länderspiel-Ebene erzielen können und woran wir in den kommenden Wochen verstärkt arbeiten müssen. Unser Hauptziel für das Turnier ist aber, allen Spielerinnen genügend Eiszeit zu ermöglichen, damit sie sich Selbstsicherheit holen können und Raum für die persönliche Weiterentwicklung haben.“
Bist Du schon gut in Deinem neuen Amt als Frauen-Bundestrainer angekommen?
Jeff MacLeod: „Ja, es fühlt sich wirklich großartig an. Die positive Einstellung und die Bereitschaft hart zu arbeiten, sind überall spürbar. Sowohl die Spielerinnen, als auch der gesamte Staff sind hier, weil sie Eishockey lieben. Das Interesse zu lernen und erfolgreich zu sein ist groß. Ich wurde von Anfang an sehr gut integriert und bei aufkommenden Fragen war immer jemand für mich ansprechbar. Ich hatte also definitiv einen guten Start.“