Deutsche Eishockeyfans wissen sicherlich wenig über das Eishockeyteam von China. Aber an einen Spieler können sich diejenigen, die so vor fünf, sechs Jahren die Deutsche Eishockey Liga verfolgt haben bestimmt erinnern: Ye Jinguang. Er spielte 2015/16 eine Saison und ein paar Partien für die Adler Mannheim und danach eine weitere Spielzeit in Düsseldorf. Ihr könnt Euch nicht an ihn erinnern obwohl Ihr Fans der Adler bzw. der DEG seid? Hm, vielleicht sagt Euch ja der Name Brandon Yip etwas. Da klingelt es bestimmt. Und auch PENNY DEL-Fans anderer Clubs haben dann bestimmt eine leichte Ahnung. Yip fiel in seinen zwei Jahren durch über 100 Strafminuten pro Saison auf, hatte also leichte Anpassungsprobleme, wie das dann immer so schön umschrieben wird.
Nach seinem Wechsel zum chinesischen Team Kunlun Red Star in die russisch dominierte Kontinental Hockey League (KHL) schien er sich wieder aufs Eishockeyspielen zu beschränken. Immerhin hatte der in der kanadischen Provinz British Columbia geborene, inzwischen 36-Jährige, vorher auch fast 200 Spiele in der National Hockey League (NHL) absolviert. Seinen neuen, chinesischen Namen, Ye Jinguang, bekam er, wie alle seine Teamkollegen der Red Stars, vor den olympischen Spielen. Das Nationalteam der Olympia-Gastgeber ist identisch mit der KHL-Mannschaft, die in den letzten zwei Spielzeiten pandemiebedingt im Großraum Moskaus ihre Heimspiele austrug. Dies allerdings nicht ganz so erfolgreich. Kunlun rangiert auf dem allerletzten Platz, konnte aber immerhin 25 Punkte aus 48 Spielen holen.
Natürlich bekamen auch andere Nordamerikaner chinesische Namen. Kunluns Topscorer Spencer Foo (27 Jahre, geboren im kanadischen Edmonton), der 14 Tore und 19 Vorlagen markierte, heißt jetzt Fu Jiang. Sein vier Jahre jüngerer Bruder Parker, der im NHL-Entry-Draft 2017 sogar in der fünften Runde von den Chicago Blackhawks gezogen wurde, trägt jetzt den Namen Fu Shuai. Und Torwart Jeremy Smith, der in der Liga bisher die meisten Spiele im Kasten Kunluns absolvierte, in Michigan (USA) geboren wurde und immerhin auch zehn NHL-Spiele in seiner Vita zu stehen hat, heißt nun Jieruimi Shimisi.
Aber nicht alle Spieler im Kader der Chinesen stammen aus Nordamerika. Verteidiger Dannisi Aoxibofu, besser bekannt als Denis Osipov, ist in Moskau geboren und gewann mit Metallurg Magnitogorsk bereits den KHL-Titel. Im Kader von Kunlun stehen auch mindestens drei in Peking geborene Chinesen. Wie viel Eiszeit diese Spieler dann wirklich in den Matches des olympischen Turniers erhalten werden, können wir alle live am Fernseher verfolgen.
Grundsätzlich darf man konstatieren, dass sich seit der Vergabe der olympischen Winterspiele nach Peking im Jahr 2015 durchaus etwas getan hat im Eishockey. Die Frauen, auch in der Geschichte bis immerhin 2009 gar nicht so weit weg von der erweiterten Weltspitze, sind wieder näher herangerückt. Bei den Männern tat sich in dem Land, das seit 1963 seinen Eishockeyverband hat und seit 1972 bei Weltmeisterschaften mitspielt, einiges. Nachwuchsturniere wurden organisiert, zu denen europäische Teams eingeflogen wurden. Europäische Trainer wurden verpflichtet. Die NHL trug ihre Saisoneröffnungsspiele in China aus.
Vielleicht kommt das olympische Eishockeyturnier ein paar Jahre zu früh für das Nationalteam, aber wenn die Auftritte nur ein bisschen Euphorie entfachen, könnte es in China mit fast 900 verfügbaren Eisflächen durchaus bald wettbewerbsfähige Eishockeyteams geben.
Olympia-Bilanz seit 1990
Deutschland vs. China
keine Olympia-Duelle bisher