Patrick Hager war Teil der Silber-Mannschaft von Pyeongchang 2018, für Fabio Wagner sind es die ersten Olympischen Winterspiele. Im Interview sprechen sie über den Alltag im Olympia-Dorf, die Besuche bei anderen Sportarten – und blicken voraus auf das erste Spiel gegen Kanada am Donnerstag, 10. Februar.
Fabio, du bist bei deinen ersten olympischen Spielen. Wie steht es um die Aufregung?
Fabio Wagner: Klar, die Aufregung ist schon da, aber die Vorfreude überwiegt ganz klar. Ich kann es kaum erwarten, dass wir morgen (10.02.2022, 14:10 Uhr, Gegner: Kanada, TV-Übertragungen bei Eurosport und ARD/ZDF) endlich starten. Die letzten Tage waren schon super, haben sehr viel Spaß gemacht. Morgen ist es dann aber wirklich mal Zeit für unser erstes Spiel!
Patrick, du bist quasi ein alter Olympia-Hase. Da habt ihr eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten, oder?
Patrick Hager: Der Mix in unserer Nationalmannschaft ist sehr gut, die Truppe ist nach Olympia 2018 weiter zusammengewachsen. Wir kennen uns gut, wir sind gut vorbereitet und wir sind sehr motiviert. Der Zyklus verschiebt sich in Nationalmannschaften alle vier Jahre: Wer vor vier Jahren noch weniger Erfahrung hatte, ist jetzt erfahren. Mit fortlaufendem Alter steigt man auch in der Leiter nach oben. Und natürlich kommen immer junge Spieler nach.
Wie sieht denn euer Olympia-Tagesablauf aus?
Patrick Hager: Der Alltag und die Abläufe sind für uns Sportler recht klassisch. Die Trainingszeiten sind von den Organisatoren festgelegt; wir haben eine sehr begrenzte Zeit am Eis, die wir maximal nutzen. Wir trainieren auch viel im Kraftraum. Ansonsten haben wir relativ viel Freizeit. Da hatten wir es vor vier Jahren natürlich schon leichter, die Zeit zu nutzen und andere Sportarten zu besuchen. Das ist mit Corona jetzt deutlich schwieriger, wir sind eben in unserer Bubble – aber das wussten wir ja vorher.
Es ist schon etwas anstrengend, aber wir machen das Beste draus und das schweißt auch die Mannschaft enger zusammen. Wir schauen gemeinsam, welche Events bei uns in Peking sind.
Welche Veranstaltungen habt ihr denn schon besucht?
Patrick Hager: Wir waren an unserem freien Tag am Mittwoch beim Freestyle Big Air und beim Eisschnelllauf. Das war super, um den Kopf freizukriegen und mehr in das Olympia-Feeling einzutauchen. Es ist schon schade, dass wir nicht hoch ins andere Dorf dürfen. Dafür wurde ja extra der Schnellzug gebaut.
Wie sieht denn euer Leben im Olympischen Dorf aus?
Fabio Wagner: Wir sind in Zweier- und Vierer-Apartments untergebracht. Andere Nationen treffen wir zum Beispiel in der Mensa beim Essen. Wenn kein Eishockey und keine anderen Veranstaltungen anstehen, dann verbringen wir viel Zeit zusammen auf unseren Zimmern. Wir zocken, lesen, entspannen – was man halt so macht, wenn man Freizeit hat.
Was sind die größten Unterschiede zwischen 2018 und 2022?
Patrick Hager: Ohne Corona wäre das hier schon ein gutes Setup gewesen. Mit dem Schnellzug in einer Stunde rauf in die Berge. Mit einem Deutschen Haus. Für uns als Team Deutschland ist das einfach unfassbar schade, weil wir Erfolge nicht gemeinsam feiern können und auch nicht wirklich gemeinsam mitfiebern können. 2018 sind wir an freien Tagen ins Deutsche Haus, haben etwas gegessen, auf der Leinwand mitgefiebert, Medaillen bejubelt, abends gab es einen Empfang. Das fehlt allen Athleten, deswegen freut sich jeder, wenn der Wettbewerb startet. Es liegt der volle Fokus auf dem Sport. Alles drumherum ist sehr minimiert. Nach einer Woche Vorbereitung morgen endlich starten – da freuen wir uns jetzt schon drauf.
Was hat euch überrascht? Was hättet ihr so nicht erwartet?
Fabio Wagner: Die Anreise mit Pandemie-Bestimmungen war für alle bisschen ungewohnt und auch eine organisatorische Herausforderung. Der Ablauf rund um den Sport, im Stadion und im Village ist aber gut und normal. Lustiges gibts bei uns in der Mannschaft immer, aber Kurioses war noch nicht dabei.
Patrick Hager: Klar, wenn man in Peking landet und sich erst einmal fühlt wie am Mars. Die Menschen mit den Schutzanzügen. So laufen sie auch hier durchs Dorf. Aber das sind eben die Vorschriften und die Chinesen sind da sehr streng. Mittlerweile empfinden wir das schon fast als normal.
Lasst uns noch aufs Eishockey schauen. Wie lief eure Vorbereitung?
Patrick Hager: Ohne große Probleme. Wir haben das Glück gehabt, ohne große Corona-Probleme einzureisen. Auch die Verdachtsfälle bei der Einreise haben sich mit dem zweiten Test geklärt. Wir sind von Anfang an fast komplett am Eis – Holzi ist etwas später gekommen. Die Eiszeiten sind beschränkt, aber das ist ja klar bei zehn Frauen- und zwölf Herren-Nationalmannschaften. Wir haben halt nur zwei Arenen und zwei Trainingsflächen. Aber wir haben die Zeit gut genutzt und auch ein kleines Vorbereitungsspiel absolviert, das uns Mut macht für die Gruppenspiele.
Worauf kommt es im ersten Spiel gegen Kanada an?
Fabio Wagner: Es ist sehr wichtig, dass wir morgen guten starten, schnell ins Spiel finden. Wir müssen von Anfang an bereit sein und dann von Drittel zu Drittel besser werden. Und wir wollen dem Spiel von Beginn an unseren Stempel aufdrücken und den Kanadiern keine Chance lassen.
Euer Ziel?
Beide: Gewinnen!
Vielen Dank für das Gespräch an euch Zwei und einen fantastischen Turnierstart morgen!