Christian Ehrhoff hat viermal an Olympischen Winterspielen teilgenommen. Die Olympische Silbermedaille in Pyeongchang ist für ihn sein Karriere-Highlight. Im Interview spricht er über den Zusammenhalt im deutschen Team und die Eishockey-Euphorie in Deutschland nach dem Überraschungserfolg von Pyeongchang 2018.
Christian, mit welchem deiner Olympia-Mannschaftskollegen hast du am meisten Kontakt?
Christian Ehrhoff: Moritz Müller habe ich einige Male gesehen, Marcus Kink habe ich erst vor Kurzem gesehen, auch mit Marcel Noebels habe ich öfter Kontakt.
Nimm uns doch noch mal mit nach Pyeongchang 2018. Wie waren deine vierten Olympischen Winterspiele für dich?
Christian Ehrhoff: Für mich war Olympia 2018 das große Ziel. Ich hatte das Glück, davor schon bei drei Olympischen Spielen gewesen zu sein. 2014 haben wird es leider nicht geschafft, uns für Sotchi zu qualifizieren. Wir haben uns schon durch eine sehr schwierige Qualifikation in Lettland gekämpft, bei der wir uns das Ticket für Pyeongchang hart erarbeitet haben. Die Freude war riesig, dass ich noch mal Olympia erleben darf. In Pyeongchang war es für uns ein Vorteil, später ins Turnier zu starten. So konnten wir das besondere olympische Flair aufsaugen, das deutsche Haus besuchen, andere Wettkämpfe miterleben und andere Athleten aus Team Deutschland anfeuern. Da haben wir einige Medaillen und inspirierende Leistungen gesehen. Am Ende von Olympia war jeder, der noch in Pyeongchang war, bei unseren Spielen und hat uns unterstützt. Das hat einen ganz besonderen Spirit gebracht.
Wie seid ihr ins Eishockey-Turnier reingegangen?
Christian Ehrhoff: Wir hatten schon große Hoffnungen. Du fliegst als Sportler ja nicht aus Spaß zu Olympia, wir wollten definitiv etwas erreichen – auch wenn wir natürlich Außenseiter waren. Als Mannschaft waren wir richtig gut: Der Kern der Mannschaft kannte sich seit vielen Jahren, die Olympia-Neulinge haben noch mal eine besondere Motivation in die Mannschaft reingebracht. Marco Sturm hat es auch geschafft, jedem von uns klarzumachen, welche Rolle er hat – und diese Rolle hat auch jeder akzeptiert. Wir standen alle zu 100 Prozent hinter der Mannschaft.
Was war euer emotionalster Moment?
Christian Ehrhoff: Das war der Halbfinalsieg gegen Kanada, weil wir da wussten: „Wir haben eine Medaille“. Natürlich auch die Siegerehrung – es ist ein unglaublich stolzer Moment, wenn man die Medaille um den Hals bekommt. Ein besonderer Moment für mich persönlich war es, Fahnenträger bei der Abschlussfeier zu sein. Das ist die größte Ehre, die mir in meinem Sportler-Leben zuteilwurde. Gerade weil das Team Deutschland so besonders war und es für Deutschland mit die erfolgreichsten Olympischen Winterspiele waren, hat es mich doppelt stolz gemacht. Das war der perfekte Abschluss dieser Olympischen Spiele.
Zurück in Deutschland war die Eishockey-Euphorie groß …
Christian Ehrhoff: Wir haben die Begeisterung schon in Pyeongchang mitbekommen. Aber was wir in Deutschland erlebt haben, als wir zurück waren, das war unfassbar. Mir haben monatelang Leute erzählt, wo sie sonntagmorgens um 5 Uhr das Finale gesehen haben und mit wem – und das, obwohl sie davor noch nie wirklich Eishockey verfolgt haben. Das hat einen auch mit Stolz erfüllt.
Welchen Stellenwert hat Olympia in deiner gesamten Karriere?
Christian Ehrhoff: Die Olympische Medaille ist für mich persönlich das Größte, das ich gewonnen habe. Für uns Europäer sind die Olympischen Spiele eh etwas Besonderes. Die meisten von uns haben ja schon im Kindesalter bei Olympia mitgefiebert. Ich erinnere mich noch an 1992, an das Penaltyschießen gegen Kanada, das Deutschland knapp verloren hat. Ich wollte unbedingt zu Olympia – und dass ich dann zu dem Team gehöre, das Geschichte schreibt, das ist großartig.
Nach was schmeckt eigentlich so eine Olympia-Medaille?
Christian Ehrhoff: Gute Frage, habe ich überhaupt so oft reingebissen? Ich würde sagen, nach einer Mischung aus Bier und Champagner.
Lass uns noch auf die Olympischen Winterspiele 2022 blicken: Was traust du der Mannschaft zu?
Christian Ehrhoff: Ich glaube, unter die Top acht zu kommen, das wäre eine super Leistung. Es wird nicht einfach für Deutschland, aber wir haben uns mittlerweile unter den Top acht etabliert und sind aktuell in der Weltrangliste auf Platz fünf. Es wäre schön, wenn wir das auch bei Olympia, wo jeder seine beste Mannschaft dabei hat, bestätigen können.
Hast du einen Tipp für die Jungs?
Christian Ehrhoff: Genießt den Moment! Olympia ist etwas Besonderes. Es wird 2022 unter besonderen Umständen stattfinden. Es wird vielleicht nicht so sein wie bei meinen vier Olympischen Spielen, das ist mir bewusst. Aber trotzdem sollten die Jungs versuchen, den Moment zu genießen – denn für einen Sportler geht da ein Traum in Erfüllung.
Danke für das Gespräch, Christian!