Marcel Goc ist einer der Olympia-Helden von 2018. Heute ist er Teil des Trainerteams der Adler Mannheim. Im Interview blickt Marcel Goc zurück auf die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. Er erzählt von Besuchen bei anderen Sportarten, davon wie es ist, den Geburtstag seines Sohnes zu verpassen – und er verrät, wie eine Olympia-Medaille eigentlich schmeckt.
Marcel, nach was schmeckt eine Olympia-Silbermedaille, wenn ihr Sportler da reinbeißt?
Marcel Goc: Nach Glück, Erfolg und Zufriedenheit.
Wo bewahrst du deine Medaille auf?
Marcel Goc: Meine Medaille ist sauber zusammengelegt in ihrer Schachtel und liegt im Wohnzimmerschrank. Irgendwann wird sie einen besonderen Platz bekommen, aber im Moment liegt so viel Zeug von den Kids herum, da muss die Medaille erst einmal im Schrank bleiben.
Du hast 2018 persönliche Geburtstagsgrüße an deinen Sohn gerichtet. Wie ist es, als Vater von Olympia zu berichten?
Marcel Goc: Meine Tochter war damals noch zu klein. Sie wusste nur „Der Papa geht jetzt wieder irgendwo Eishockey spielen“. Aber meinem Sohn war schon klar, dass ich länger weg sein werde – und sein Geburtstag fiel in die Zeit der Olympischen Spiele. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, dass ich seinen Geburtstag verpasse, wenn wir weit kommen. Seine Antwort war „Wenn du eine Medaille gewinnst, dann ist es ok.“ So etwas motiviert einen natürlich sehr.
Als wir in Frankfurt gelandet sind, die Familie wieder in die Arme zu schließen, das war der perfekte Olympia-Abschluss. Wir Spieler investieren viel und harte Arbeit, aber man darf nicht vergessen, dass die Familie auf vieles verzichten und zurückstecken muss. Man plant alles um diesen Sport. Ich bin sehr froh, dass meine Familie das immer noch mitmacht.
Was war für dich der Olympia-Moment 2018?
Marcel Goc: Der Einzug ins Finale und eine Medaille sicher zu haben – solche Momente vergisst man nie mehr. Die Olympischen Spiele waren für mich vom ersten Tag bis zum Rückflug ein Riesen-Event. Alles hat sich von Anfang bis Ende gut angefühlt. Wir wussten, die NHL-Spieler sind nicht dabei – und haben schon ein bisschen gehofft. Aber dass alles so klappt, das hätten wir uns nicht erträumen können. Wir Spieler konnten alle unsere beste Leistung abrufen. Die Trainer um Marco Sturm haben alles super organisiert. Wir kannten uns fast alle seit vielen Jahren – das sind Dinge, die im Mannschaftssport sehr helfen.
Ich fand es auch richtig gut, dass die olympischen Dörfer nicht allzu weit voneinander entfernt waren. In nur 42 Minuten kamen wir mit dem Shuttlebus ins alpine Dorf. Wir haben bei den Skispringern zugesehen, bei der Verfolgung im Biathlon. Mal waren wir einzeln unterwegs, mal war die ganze Mannschaft gemeinsam unterwegs. Auch das deutsche Haus war im alpinen Dorf – und die Athletinnen und Athletin der anderen Sportarten zu sehen, das war natürlich ein Highlight, das wir sonst nicht haben.
Was ist das Besondere an Olympia?
Marcel Goc: Olympia ist noch viel größer als eine Weltmeisterschaft, wo du „nur“ deine Sportart hast. Olympia ist ein Riesen-Ding, die Welt schaut zu. Dort sind alle Athleten, alle Wintersportarten – ich finde es gut, dass wir das Olympia-Erlebnis voll mitnehmen durften. Olympia zu genießen, heißt ja nicht, dass wir unsere Aufgaben nicht ernst nehmen. Dafür sind wir Sportler auch viel zu ehrgeizig, wir wollen unsere Arbeit ja mit einer Medaille krönen.
Eine Olympia-Anekdote interessiert uns natürlich auch noch …
Marcel Goc: Zugegeben, wir waren wohl recht oft im Deutschen Haus. Thomas, der Moderator im Deutschen Haus, meinte dann einmal zu mir „Marcel, ihr seid aber ganz schön oft hier“. Eigentlich kommen Athleten ja vor allem nach Wettkämpfen bzw. um den Abschluss von Olympia und ihre Medaillen zu feiern. Als wir dann tatsächlich mit einer Medaille um den Hals ins Deutsche Haus kamen, meinte er zu mir „Ihr habt es wirklich geschafft – von der Touristentruppe zur Touristenattraktion.“ Das war ein schönes Gefühl.
Wie bist du mit deinen Mannschaftskollegen von damals in Kontakt?
Marcel Goc: Manche sind auch hier in Mannheim. Wenn die Jungs hier spielen, sieht man sich und quatscht kurz im Gang. Per Handy sind wir natürlich auch immer nur eine Nachricht voneinander entfernt. Egal ob wir uns jetzt treffen oder in zehn Jahren, Olympia 2018 kommt immer wieder auf.
Lass uns auf die Olympischen Winterspiele 2022 schauen. Wir haben eine breit aufgestellte deutsche Herren-Nationalmannschaft. Was traust du den Jungs zu?
Marcel Goc: Ich bin mir sicher, dass sie alles geben und dass sie so spielen, dass die Eishockey-Welt und darüber hinaus sagt: „Die Deutschen können aber auch richtig gut Eishockey spielen“. Wie weit das dann für die Mannschaft geht, da will ich gar nicht spekulieren. Ich denke schon, dass die Top-Nationen (Russland, Kanada, Finnland, Schweden) ein bisschen vor uns sind, aber bei Olympia kann alles passieren.
Danke für das Gespräch, Marcel!