Kekse, Säfte und Äpfel liegen auf der improvisierten Snackbar im Hotelzimmer. An der Wand lehnt ein Hula-Hoop-Reifen. Nicola Eisenschmid sitzt gut gelaunt im DEB-Pulli vor ihrem Laptop. Bevor sie mit uns spricht, hat sie mit ihren Teamkolleginnen ein Workout absolviert. Ebenfalls digital, denn die Spielerinnen sind in Quarantäne, ehe sie am heutigen Montag, 16. August, nach negativen Corona-Tests in die Vorbereitung der IIHF Eishockey Frauen-Weltmeisterschaft in Calgary (Kanada) starten.
Nici, danke, dass du dir in der Quarantäne Zeit für uns nimmst. Wie geht es dir?
Nicola Eisenschmid: Mir geht es gut, danke. Ich hatte auch noch keine Down-Phase und auch nicht das Bedürfnis „Ich muss sofort hier raus“. Klar würde ich gerne raus, aber bisher ist die Quarantäne total in Ordnung. Wir können die Fenster aufmachen, darüber bin ich froh. Und durch unsere Team-WhatsApp-Gruppe sind wir auch immer im Austausch.
Wie lief eure Reise nach Calgary?
Nicola Eisenschmid: Die Reise war entspannt. Fliegen ist schon stressig, aber alles war richtig gut organisiert und hat reibungslos geklappt. Wir hatten zum Beispiel Brezen und Nudelsalat dabei, die wir vor dem Flug gegessen haben. Mit uns waren noch drei andere Mannschaften an Bord. Der Flug verging schnell, obwohl ich gar nicht geschlafen habe. Das ist aber ganz gut, dann trifft einen der Jetlag nicht so hart.
Nach der Landung wurde jede Mannschaft von einem Host in Empfang genommen. Wir haben unser Gepäck geholt, sind in den Bus und direkt zum Hotel gefahren. Im Hotel war auch alles super organisiert. Auf einem Tisch lagen einzelne Kuverts für alle Spielerinnen und unsere Betreuer mit Hotelkarte, Check-in-Armband etc. Ein Stockwerk weiter oben haben wir einen Corona-Test gemacht, uns von unseren Teammitgliedern verabschiedet und sind in unsere Hotelzimmer gegangen.
Wie waren die ersten Stunden in der Quarantäne?
Nicola Eisenschmid: An unserem ersten Abend war es richtig „spannend“ – wer bekommt wann sein Essen? Die Hotelangestellten haben richtig viel zu tun, auch die Teams aus Ungarn, Dänemark, Tschechien und Japan – also alle aus Gruppe B – sind bei uns im Hotel. Da nahmen wir es natürlich nicht übel, wenn wir ein bisschen warten mussten – und scherzten in unserer WhatsApp-Gruppe darüber, wer wohl am längsten warten muss.
Wie sieht ein „normaler“ Quarantäne-Tag aus?
Nicola Eisenschmid: Ich wache gegen 6:30 Uhr auf, dann meditiere ich oder mache Yoga. Oft telefoniere ich zum Frühstück mit den Mädels, vor allem mit meiner Schwester Tanja, mit Marie Delarbre und Bernadette Karpf. Das ist unser „Breakfast Club“, damit wir nicht alleine essen müssen.
Nach dem Frühstück warte ich, bis das Teammeeting losgeht. Dort besprechen wir organisatorische Themen, danach machen wir ein Workout. Und dann haben wir erst einmal „Freizeit“.
Was machst du in deiner Freizeit?
Nicola Eisenschmid: Ich telefoniere superviel. Manchmal mache ich mit den Mädels noch ein paar Extra-Einheiten über Zoom, zum Beispiel Bauch-Workouts. Eigentlich muss ich noch eine Hausarbeit für die Uni schreiben. Wir haben auch angefangen, uns gegenseitig „Challenges“ zu stellen, zum Beispiel mit Tennisbällen zu jonglieren. Das bringt Abwechslung und Zeitvertreib. Manchmal gucke ich Filme und Dokus bei Netflix – wobei so viel los ist, dass ich noch keinen Film am Stück angeschaut habe. Ich habe auch meine Nintendo Switch dabei und einen Hula-Hoop-Reifen. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, was ich so in den Quarantäne-Tagen machen kann und machen möchte.
Trefft ihr euch am Nachmittag oder am Abend noch mal online?
Nicola Eisenschmid: Ja, das ist auch gut und wichtig für das Teamgefühl. Am Nachmittag haben wir wieder ein Meeting und Training. Da machen wir zum Beispiel Yoga oder Zumba, das wir Spielerinnen organisieren. Yoga macht Jenny (Jennifer Harss, Anm. d. Red.), Zumba macht Becci (Rebecca Orendorz, Anm. d. Red). Diese Einheiten machen Spaß, da brechen wir auch mal in Lachen aus.
Vor ein paar Tagen haben wir uns mit der Mannschaft virtuell getroffen und Online-Kartenspiele gespielt, das war richtig witzig. Tabea, Laura und Sandra (Tabea Botthof, Laura Kluge, Sandra Abstreiter, Anm. d. Red.) haben sich einen Fragenkatalog ausgedacht, mit Fragen wie „Wer heiratet als Nächstes“. Diesen Katalog haben sie an uns geschickt, wir haben beantwortet und sind gespannt auf die Auswertung.
Langweilig wird es euch also nicht. Gibt es Dinge, die explizit nicht erlaubt sind?
Nicola Eisenschmid: Die oberste Regel ist: Wir dürfen nicht aus den Hotelzimmern. Wir dürfen die Tür öffnen, Essen reinholen, das Essen wieder rausstellen. Einmal am Tag bekommen wir für eine Stunde ein Fahrrad. Die Hotelangestellten stellen es vor die Tür, ich radle, danach stelle ich das Fahrrad wieder nach draußen. Es wird desinfiziert, dann geht es zur nächsten Spielerin.
Welche drei Dinge sind für dich in Quarantäne unverzichtbar?
Nicola Eisenschmid: Auf jeden Fall mein Handy. Zum Telefonieren, um Kontakt zu halten, um nicht zu vereinsamen. Das benutze ich gerade am meisten. Snacks und eigenes Essen sind auch wichtig, um sich wohlzufühlen. Und natürlich meine Sportutensilien: Tennisbälle, Sprungseil, Matte und einen Hula-Hoop-Reifen habe ich noch extra dabei.
Das war jetzt genug Quarantäne. Sprechen wir über die Weltmeisterschaft. Welche Erwartungen hast du an dich und an deine Leistung?
Nicola Eisenschmid: Ich hoffe, dass ich an meine letzte Saison anknüpfen und die Leistung abrufen kann. Wir sind erst am Anfang der Saison, trotzdem will ich bei meiner Leistungsspitze sein und dem Team helfen, dass wir möglichst weit kommen.
Welche Erwartungen gibt es an die Mannschaft?
Nicola Eisenschmid: Wir denken von Spiel zu Spiel und wollen gemeinsam das Optimale rausholen. Wir haben gegen die anderen Mannschaften lange nicht gespielt. Unser letztes Spiel gegen eine andere Frauen-Nationalmannschaft war vor der abgesagten WM gegen Österreich. Deswegen wissen wir teilweise gar nicht, was uns erwartet. Also müssen wir in jedes Spiel reingehen, versuchen unsere beste Leistung zu bringen und dafür sorgen, dass die Gegner sich an uns anpassen müssen. Und dann reicht es hoffentlich zum Sieg.
Am Montag startet ihr in die WM-Vorbereitung. Auf was legt ihr den Fokus?
Nicola Eisenschmid: Wir werden uns mit dem System und dem Aufbau beschäftigen. Bestimmt machen wir auch Powerplay und Boxplay, also Unterzahlspiel. Und wir werden uns viele reiheninterne Dinge anschauen, damit das Zusammenspiel als Mannschaft in den Spielen gut läuft.
Gegen Dänemark steht noch ein Testspiel an bevor die WM nächstes Wochenende beginnt.
Nicola Eisenschmid: Ja, das ist super, denn die Eisfläche hier ist kleiner und auch deutlich schneller. Da ist ein Testspiel gut, um ins Turnier reinzukommen. Es ist auch gut, dass wir ein paar Dinge ausprobieren können, ohne dass es gleich richtig zählt.
Am Samstag geht es los gegen Ungarn. Auf was kommt es gegen eure ersten Gegnerinnen an?
Nicola Eisenschmid: Es ist wichtig, dass wir gut ins Spiel finden und dass wir schnell spielen. Wir sollten viele Scheiben zum Tor bringen. Wir sollten die Ungarinnen überrennen und verhindern, dass sie uns überrennen. Vom Kopf her müssen wir voll da und fokussiert sein. Wenn uns das gelingt, haben wir einen großen Pluspunkt.
Weiterführende Informationen: https://www.deb-online.de/team/frauen-nationalmannschaft/