Der Abflug nach Riga steht bevor, die Vorfreude steigt: Eine Woche vor dem Beginn der IIHF-WM 2021 in Lettland naht für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft das Ende der Zeit in Nürnberg, am Freitag standen die letzten Trainingseinheiten in Mittelfranken auf dem Programm und bis zum Abend liefen die Präparationen für die Reise auf Hochtouren. „Es ist eine besondere WM, es braucht schon ein Commitment von jedem. Aber ganz grundsätzlich ist es immer eine Ehre, eine Auszeichnung, für die Nationalmannschaft zu spielen – und die Jungs fühlen das auch so“, sagte Kapitän Moritz Müller mit Blick auf das WM-Turnier unter schwierigen Umständen in der Corona-Pandemie.
Gerade die laufende Woche stellte das Team von Bundestrainer Toni Söderholm noch einmal auf eine spezielle Probe. Drei Trainingsgruppen wurden als Sicherheitsmaßnahme gebildet, um das Gefährdungsrisiko weiterhin so gering wie möglich zu halten und möglichst unproblematisch in den WM-Spielort zu kommen. „Es war auf alle Fälle die richtige Entscheidung“, befand Söderholm, der auch Vorteile in der Gruppenarbeit sah: „Wir konnten etwas ruhiger arbeiten und uns etwas mehr Zeit nehmen, um Kleinigkeiten zu besprechen. Ich bin überzeugt, dass es in Sachen Kommunikation auch viel gebracht hat.“
Am Samstagnachmittag startet dann eine Chartermaschine mit der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. in diese spezielle WM-Mission, die geprägt ist vom Wunsch, mit Top-Leistungen zu überzeugen und in Deutschland für Eishockey-Begeisterung zu sorgen. „Ich finde, dass wir als Mannschaft zu sehr guten Leistungen fähig sind und ich glaube, dass viel drin ist“, sagte der Mannheimer Markus Eisenschmid beispielsweise. „Natürlich haben wir alle hohe Erwartungen an uns selber, das ist völlig normal und wir wollen jedes Jahr eine gute Mannschaft sein und hart fighten“, ergänzte Moritz Seider, der im Laufe der Woche das Team verstärkt hatte.
“Wir brauchen die drei Einheiten in Riga, bevor es losgeht”
Wenn der DEB-Tross in der lettischen Hauptstadt landet, stehen erst einmal drei Tage Einzelisolation im Hotelzimmer an, im Laufe des 18. Mai soll diese dann planmäßig beendet sein und danach kann die deutsche Auswahl erstmals in der Arena Riga aufs Eis. „Wir brauchen die drei Einheiten in Riga, bevor es losgeht. Mental sind wir auf alle Fälle bereit zu spielen, jetzt müssen wir schauen, dass wir auch in guter körperlicher Verfassung sind“, betont DEB-Coach Söderholm, dessen Trainerteam inzwischen auch wieder nahezu komplett ist. Einzig Assistenztrainer Matt McIlvane muss noch das Ende seiner Quarantäne nach dem positiven Coronatest abwarten.
Kapitän Müller sieht als eine der wichtigsten Aufgaben bis zum WM-Auftakt gegen Italien in einer Woche (21. Mai/15.15 Uhr bei SPORT1), dass sich die Mannschaft formt und findet. „Ganz schnell als Team zusammenzuwachsen, wird sehr wichtig sein. Qualität ist genug in dieser Mannschaft, doch Deutschland kann nur erfolgreich sein, wenn wir uns auf unsere Grundwerte besinnen: Glaube, Wille, Leidenschaft. Dann bin ich sehr optimistisch“, führte der 34-Jährige aus, der einer von noch vier Olympia-Silberhelden von 2018 im DEB-Team ist. Auch Frederik Tiffels attestiert dem WM-Kader gute Möglichkeiten: „Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren, denn wir haben eine talentierte Truppe.“
„Wenn man an Riga denkt, dann haben wir natürlich gute Erinnerungen.“
Ein Pfund soll dann eben auch die viel gerühmte Atmosphäre in der Nationalmannschaft sein, die etwa auch einen Tom Kühnhackl nicht lange überlegen ließ, als er die Chance sah, nach dem Saisonende in Nordamerika die WM anzupeilen. „Ich habe mich richtig gefreut, dabei sein zu können. Es hat sich dieses Jahr gut ergeben“, sagte der zweimalige Stanley-Cup-Sieger mit den Pittsburgh Penguins, der zuletzt 2016 für die Nationalmannschaft gespielt hatte. Und wo? In Riga bei der Olympia-Qualifikation, als Kühnhackl gegen Lettland damals der entscheidende Treffer gelang, um das Olympia-Ticket nach Pyeongchang überhaupt zu lösen: „Wenn man an Riga denkt, dann haben wir natürlich gute Erinnerungen.“ Vielleicht ist dies auch für die WM ein gutes Omen.
Fotos: DEB