Ein guter Teil der NHL-Saison ist Geschichte und von den mittlerweile fast 50 Spielverlegungen war im vergangenen Monat erstmals die kanadische North Divison betroffen. Dämpfer mussten Leon Draisaitl und Dominik Kahun zwischenzeitlich gegen den Mitfavoriten Toronto einstecken, bleiben aber auf Play-off-Kurs. Tobias Rieder und seine Buffalo Sabres haben kurz vor Monatsende eine endlos scheinende Negativserie durchbrochen. Für Philipp Grubauer läuft es dafür umso besser, er ist derzeit der wahrscheinlich beste Torhüter der Liga und rollt mit der Colorado Avalanche von Sieg zu Sieg. Marc Michaelis wird den März 2021 vermutlich nie vergessen, brachte er ihm doch das ersehnte NHL-Debüt und Nico Sturm gelang erstmals der siegbringende Treffer in einer Partie. In der AHL sorgt Dominik Bokk nach Startschwierigkeiten für Aufsehen, auch Tom Kühnhackl und Leon Gawanke kamen zu ihren ersten Saisontoren und mit der Trade-Deadline am 12. April sind alle Augen auf die potentiellen Tauschgeschäfte der NHL-Clubs gerichtet. Gerade in Buffalo ist einiges an Bewegung zu erwarten.
Der März in Nordamerika aus deutscher Perspektive in der Übersicht:
Leon Draisaitl (Edmonton Oilers)
Auch wenn Leon Draisaitl mit seinen Edmonton Oilers auf Platz drei der North Division steht, waren im März drei Niederlagen gegen die Toronto Maple Leafs und zuletzt ein 0:4 gegen die Montreal Canadiens nicht leicht zu verdauen. Auch drei Scorerpunkte des deutschen Topstars konnten die letzte Niederlage gegen die Leafs (3:4 n.V.) nicht verhindern. „Es war nicht alles schlecht in diesem Spiel aber es gibt einfach Dinge, die wir besser machen müssen“, sagte Draisaitl danach und prompt gelang zwei Tage später ein 3:2-Sieg in Overtime. Mit einem Hattrick, einer Tor-Serie von vier Spielen und einer Fünf-Punkte-Nacht beim Sieg gegen Ottawa (7:1) wurde Draisaitl in der Mitte des Monats zu einem der Spieler der Woche gewählt. Insgesamt steht der Kölner aktuell mit 19 Toren und 35 Vorlagen aus 37 Spielen auf Platz zwei der NHL-Scoring-Liste hinter Teamkollege Connor McDavid.
Philipp Grubauer (Colorado Avalanche)
Philipp Grubauer sticht heraus und ist mit herausragenden Auftritten in Serie ein wesentlicher Erfolgsgarant für die Colorado Avalanche. Der Rosenheimer wurde zurecht Mitte März zum „First Star of the Week“ gekürt. Grubauer verbuchte beim 6:0 gegen die Minnesota Wild seinen bereits fünften Shutout der Saison – Ligabestwert. Mit einer Fangquote von nahezu 93 Prozent und einem außergewöhnlich starken Gegentorschnitt von 1,78 ist er derzeit der beste NHL-Stammtorhüter. Seine Siegesserie von acht Spielen riss zwar bei der Niederlage gegen die Vegas Golden Knights (2:3 n.V.), aber inzwischen hat Grubauer in elf Starts nacheinander gepunktet. Insgesamt 1782 gespielte Minuten bringen ihn auch in dieser Kategorie auf Platz eins. Für einen Rekord sorgte „Grubi“ zum Abschluss des Monats ebenfalls: Nach dem Heimerfolg gegen die Arizona Coyotes (9:3) ist er der erste Torhüter in der Geschichte der Avalanche, der zwölf Siege in einem einzigen Monat eingefahren hat. „Grubi hat fantastisch gespielt“, lobte Headcoach Jared Bednar nach dem 100. Karriereerfolg Grubauers. Diese Marke erreichte der Oberbayer als dritter deutscher Goalie nach Olaf Kölzig und Thomas Greiss. Sein großes Ziel bleibt trotz aller persönlichen Top-Leistungen aber der Stanley Cup.
Tim Stützle (Ottawa Senators)
Sieben Punkte in 13 Einsätzen sind die persönliche Monatsausbeute von Tim Stützle, die sich durchaus sehen lassen kann. Zwar gab es für Stützle und die Ottawa Senators dabei nur fünf Siege, doch neben nunmehr sechs Begegnungen in Folge mit mindestens einem Zähler, waren auch die letzten beiden Siege gegen die Calgary Flames ein echter Lichtblick. „Die zwei Siege gegen Calgary, die im Kampf um einen Play-off Platz stehen, waren für das Team sehr wichtig. Wir haben hart dafür gearbeitet und es uns verdient“, sagte Stützle in einem Video-Interview der Ottawa Senators. Die Mannschaft steht mit 28 Punkten auf dem letzten Platz der kanadischen North Division, ist aber deutlich konkurrenzfähiger als zu Saisonbeginn.
Nico Sturm (Minnesota Wild)
Es läuft nach wie vor gut für Nico Sturm und die Minnesota Wild, die vor allem mit ihrer Heimstärke überzeugen. An der bisher erfolgreichen Saison ändern die jüngsten knappen Niederlagen bei den San José Sharks erst einmal nichts. Derzeit steht das Team um den Augsburger mit 21 Siegen auf Platz drei der West Division. Sturm kam in den letzten Spielen in der vierten Angriffsreihe mit dem Amerikaner Nick Bjugstad und dem zweifachen Stanley Cup-Sieger Nick Bonino zum Einsatz und bleibt ein wichtiger Teil des Wild-Unterzahlspiels. Ein Tor und zwei Vorlagen steuerte er offensiv bei, wobei der Treffer ein besonderer war. Erstmals in seiner noch kurzen NHL-Karriere gelang Sturm ein siegbringendes Tor für seine Mannschaft.
Marc Michaelis (Vancouver Canucks)
Für Marc Michaelis ging im März endlich ein Lebenstraum in Erfüllung. Nachdem er wochenlang im erweiterten Kader der Vancouver Canucks stand, durfte er seine ersten Spiele in der NHL bestreiten. In sechs Einsätzen gelang ihm zwar noch kein Punkt, jedoch ging er mit seiner Mannschaft fünf Mal als Sieger vom Eis, gewann dabei auch ein Spiel gegen seine ehemaligen Teamkollegen Leon Draisaitl und Dominik Kahun, mit denen er in der DNL-Saison 2011/12 gemeinsam für die Jungadler Mannheim aufgelaufen war. „Er ist ein cleverer Spieler. Er ist er schnell und verfügt über einen guten Eishockey-Sinn. Für einen jungen Burschen, der neu ins Lineup gekommen ist, hat er wirklich gut gespielt. Er musste sich gegen starke gegnerische Reihen und in verschiedenen Positionen bewähren. Seine Leistungen waren überzeugend genug, dass er im Team bleibt“, sagte Headcoach Travis Green bei NHL.com/de.
Dominik Kahun (Edmonton Oilers)
Dominik Kahun muss weiterhin hart um seine Eiszeit kämpfen bei den Edmonton Oilers. Fünf Tore und vier Vorlagen setzen ihn auf Platz neun der teaminternen Scorer-Wertung, im März steuerte er in sechs Einsätzen einen Treffer bei. In der zweiten oder dritten Reihe erhielt Kahun eine Eiszeit von elf bis gut 14 Minuten pro Spiel. Da das Team aus Alberta weiterhin klar auf Play-off-Kurs liegt, hat Kahun womöglich bald die Gelegenheit, erstmals in der NHL-Endrunde zu spielen.
Tobias Rieder (Buffalo Sabres)
Tobias Rieder steuerte im zurückliegenden Monat zwei Tore und seinen ersten Assist dieser Spielzeit bei. Das wird den gebürtigen Landshuter aber kaum trösten, denn seine Buffalo Sabres stecken in einer gewaltigen Krise und liegen abgeschlagen auf dem letzten Platz der East Division. Nach der mit 18 Niederlagen in Folge längsten NHL-Negativserie seit das Unentschieden abgeschafft wurde, erlebte das Team am letzten Märzabend beim 6:1 gegen die Philadelphia Flyers zumindest wieder einmal, wie es ist, ein Spiel zu gewinnen. Für Headcoach Ralph Krueger kam der erste Erfolg seit dem 23. Februar zu spät, er musste seinen Platz Mitte März räumen. Da von Buffalo bis zur Trade-Deadline am 12. April viel Aktivität erwartet wird, ist nicht ausgeschlossen, dass Rieder bald ein anderes Trikot trägt, da er einen nach Saisonende auslaufenden Vertrag hat.
Thomas Greiss (Detroit Red Wings)
Thomas Greiss erhielt im März sieben Einsätze für die Detroit Red Wings und verbuchte gegen die Dallas Stars seinen zweiten Sieg der Saison. Insgesamt kommt der Füssener bisher auf 22 Spiele und 1037 Einsatzminuten. Seine Fangquote liegt bei 88,8 Prozent und der Gegentorschnitt bei 3,42. Die Red Wings sind weiterhin Schlusslicht der Central Division.
Dominik Bokk (Carolina Hurricanes/Chicago Wolves)
Der gebürtige Schweinfurter steht mit den Chicago Wolves sehr gut da. Zwölf Siege aus 15 Spielen bringen das AHL-Team aus dem US-Bundestaat Illinois auf Platz eins der Central Division. Selbst kommt Bokk gerade ebenfalls in Fahrt: In vier der letzten fünf Spiele erzielte er ein Tor und bislang hat er vier weitere Treffer vorbereitet. Cheftrainer Ryan Warsofsky beschrieb die Leistungsentwicklung seines Flügelstürmers positiv: „Er hatte einen langsamen Start, was aber von einem jungen Spieler, der aus Europa kommt und kaum auf nordamerikanischem Eis gespielt hat, zu erwarten ist. Wenn man seine Leistung vom ersten Tag mit der heutigen vergleicht, sieht man eine deutliche Steigerung.“
Leon Gawanke (Winnipeg Jets/Manitoba Moose)
Vergangenen Sonntag erzielte Leon Gawanke seinen ersten Saisontreffer für die Manitoba Moose. Mit einem Schlagschuss von der blauen Linie traf der Berliner zum zwischenzeitlichen 3:1 gegen Laval Rocket, das die Moose allerdings noch aus der Hand gaben (Endstand 3:5). Für das kanadische AHL-Team bildet Gawanke mit dem Kanadier Jimmy Oligny einen wichtigen Baustein in der Defensive und steht auch im Powerplay auf dem Eis. Insgesamt ist das Farmteam der Winnipeg Jets mit acht Siegen aus 20 Spielen allerdings noch verbesserungswürdig unterwegs.
Tom Kühnhackl (Bridgeport Sound Tigers)
Nach der langwierigen Schulterverletzung und dem Neustart in der AHL kommt Tom Kühnhackl immer besser in Fahrt. In den letzten vier Spielen mit den Bridgeport Sound Tigers hat der 29-Jährige immer gepunktet, darunter waren auch seine ersten beiden Saisontore. Der Teamerfolg lässt allerdings auf sich warten. Drei Siege nach zwölf Spielen sind keine überzeugende Bilanz.
Lean Bergmann (San Jose Sharks/San Jose Barracuda)
San Joé Barracuda mit dem deutschen Flügelstürmer spielt auch eine bislang wechselhafte Saison mit sieben Siegen aus 18 Spielen. Lean Bergmann ist einer defensiven Rolle gefordert, die ihn weniger offensiv glänzen lässt als gewohnt. Dennoch sehnt der 22-Jährige seinen ersten Saisontreffer mit Sicherheit herbei.