Ein hoch dekorierter Top-Star Leon Draisaitl, ein viel beachteter Newcomer Tim Stützle und Philipp Grubauer als Goalie mit großen Ambitionen: Wenn in der Nacht zum Donnerstag die 104. Saison in der National Hockey League startet, wollen sich auch die deutschen NHL-Profis ins Blickfeld rücken. Besonders auf Hart- und Art-Ross-Trophy-Gewinner Draisaitl mit den Edmonton Oilers werden die Augen gerichtet sein, der nun Nationalmannschaftskumpel Dominik Kahun an seiner Seite weiß. Auch Liganeuling Stützle bei den Ottawa Senators und Torhüter Grubauer mit der hoch eingeschätzten Colorado Avalanche ziehen großes Interesse auf sich.
Zudem möchte Tobias Rieder bei den Buffalo Sabres überzeugen, Nico Sturm sich bei Minnesota Wild etablieren, Goalie Thomas Greiss den Detroit Red Wings beim Neuaufbau helfen und wollen Marc Michaelis bei den Vancouver Canucks sowie Lean Bergmann bei den San Jose Sharks ihren Platz in der besten Eishockey-Liga der Welt finden. Schließlich hofft Tom Kühnhackl nach seiner schweren Schulterverletzung wieder bei den New York Islanders Fuß zu fassen. „Das wird eine spannende Saison aus deutscher Sicht. Es gibt viele Sachen, die aus deutscher Sicht sehr interessant sind: wie Tim sich durchsetzt, wie Marc seinen Weg findet, wie sich Lean im zweiten Jahr durcharbeiten kann und einiges mehr“, blickt Bundestrainer Toni Söderholm voraus.
Nimmt man noch die auf dem NHL-Radar befindlichen Moritz Seider (von Detroit nach Schweden ausgeliehen) und Leon Gawanke (Winnipeg Jets/Manitoba Moose) hinzu, wird der Zustrom deutscher NHL-Exporte immer größer. Ein Aspekt, der auch Söderholm freut, hat er doch qualitative Auswirkung auf die internationale Konkurrenzfähigkeit. „Die Entwicklung ist natürlich sehr positiv, weil der Kampf um die Plätze in der NHL unglaublich groß ist. Wir haben einige Spieler, die inzwischen erfahrene NHL-Spieler sind und jetzt kommt hoffentlich die neue Welle. Wir sollten stolz darauf sein, dass die Spieler sich dort beweisen können. Wir haben in Deutschland die Spieler so entwickelt, dass sie gut genug sind für die NHL“, sagt der DEB-Coach.
Auch die PENNY DEL hat sich inzwischen zu einem guten Sprungbrett nach Nordamerika gemausert, Talente wie Lukas Reichel (Berlin) und JJ Peterka (EHC Red Bull München) oder andere mehr holen sich hier das Rüstzeug für ihren Traum von einer langen NHL-Karriere. „Die Qualität dort ist mittlerweile so gut, dass sich die Spieler für die Nationalmannschaft und dann auch für die NHL anbieten können“, stellt auch Söderholm heraus, betont jedoch zugleich: „Aber wichtig ist auch, dass wir nie zufrieden sind mit dieser Situation und immer weiter Gas geben.“
Am ersten Spieltag der neuen NHL-Saison, die fast überall ohne Publikum beginnt und von 82 auf 56 Hauptrundenspiele pro Team reduziert wurde, sind Draisaitl und Kahun mit den Oilers gegen Michaelis‘ Canucks gefordert. Auch Grubauer will gegen den 2019er-Champion St. Louis Blues gleich eine Duftmarke setzen. Dem Team des Rosenheimer Goalies traut auch Söderholm viel zu. „Colorado wird eine starke Mannschaft haben, sie haben in den letzten Jahren viel gelernt. Ich glaube, dass Philipp eine gute Möglichkeit hat, weit zu kommen“, meint der 42-jährige Finne, der außerdem sehr gespannt ist auf die rein kanadische Division, die coronabedingt für diese Saison eingerichtet wurde: „Es kommt praktisch in jedes Spiel der Faktor Rivalität rein, das ist schwer zu beurteilen, wie sich das auswirkt.“
NHL-Fans können Spiele zunächst bei Sport1+ verfolgen, ausgewählte Begegnungen werden im Verlauf der Spielzeit auch bei Sport1 im frei empfangbaren TV zu sehen sein. Generell habe sich die NHL-Präsenz in Deutschland auch entwickelt, ergänzt Söderholm: „Man sieht das an Leon und seiner Auszeichnung zum Sportler des Jahres. Die NHL erreicht inzwischen auch den Sportfan in Deutschland. Als ich Kind war, da wusste man nicht so viel über das, was in der NHL passiert. Heute sind die deutschen NHL-Spieler so nah dran am deutschen Fan wie nie zuvor.“