Harte Prüfung vor besonderer U20-WM: „Wovon wir jetzt schon profitieren, das ist der gute Charakter und Zusammenhalt“

Die Prüfung ist hart, die Belastung enorm, doch der Kampfgeist lässt sich auch durch die lange Quarantäne nicht vertreiben: Für die deutsche U20-Nationalmannschaft war die Vorbereitung auf die U20-WM in Kanada zwar von Rückschlägen geprägt, die Motivation auf ein sicher einmaliges Turniererlebnis in der NHL-Arena der Edmonton Oilers lässt sich die DEB-Auswahl nicht nehmen. „Die Jungs sind hungrig“, sagt U20-Bundestrainer Tobias Abstreiter trotz der widrigen Umstände mit Überzeugung, weiß jedoch auch: „Wir müssen realistisch sein und bleiben.“

Unterstützung in dieser schwierigen Phase gab es sogar von Lokalmatador und Oilers-Profi Leon Draisaitl, dem besten deutschen Eishockeyspieler der Gegenwart. Der frische gekürte deutsche Sportler des Jahres 2020 sprach den DEB-Talenten während eines virtuellen Teammeetings Mut zu. „Wir haben uns natürlich total gefreut, ihn zu sehen und das war auch eine super coole Geste von ihm“, erzählte Tim Stützle, den Abstreiter zum Kapitän des U20-Teams ernannt hat. Ohnehin sei die Vorfreude weiterhin „riesengroß“, schließlich sei eine WM in Kanada „für jeden etwas Besonderes“, ergänzte Stützle.

Deutscher Zeit in der Nacht auf den 26. Dezember (0 Uhr MEZ/live bei MagentaSport) wird die Mannschaft des Deutschen Eishockey Bundes e.V. gegen Finnland in das Turnier starten, am Tag zuvor wurde erstmals in Teamstärke mit 14 Spielern und zwei Torhütern auf dem Eis trainiert – keine idealen Voraussetzungen nach den neun positiven Coronatests in der Mannschaft. „Wir nehmen es so wie es ist, wir können es nicht ändern“, sagte Interims-Sportdirektor Christian Künast und verwies zugleich auf die gute Teamchemie: „Wovon wir jetzt schon profitieren, das ist der gute Charakter und Zusammenhalt.“

John Peterka, der zu den sechs Spielern gehört, die bereits seit dem 18. Dezember auf dem Eis stehen durften, konnte da nur zustimmen: „Wir haben schon in Füssen gezeigt, dass wir ein super Team sind und ich glaube auch, dass es, wenn wir aus dieser Situation gut rauskommen, bestätigt, was für ein gutes Team wir sind.“ Stützle erklärte, dass die Mannschaft einfach versuche „positiv zu denken. Ich freue mich auf das erste Spiel und kann es kaum erwarten, mit den Jungs wieder aufs Eis zu gehen.“ Headcoach Abstreiter verspricht, dass „wir alles daransetzen, um dennoch so gut wie möglich in das Turnier hineinzukommen und schon auch unseren Stempel aufzudrücken.“

Die Herangehensweise ändert sich freilich. Eine Überraschung ist sowohl gegen die Finnen als auch gegen den Gastgeber Kanada am Tag darauf (0 Uhr MEZ/live bei MagentaSport) unwahrscheinlicher geworden, umso mehr richtet sich der Fokus nun auf die Duelle gegen die Slowakei (3.30 Uhr MEZ in der Nacht auf 29. Dezember/live bei MagentaSport) und die Schweiz (0 Uhr MEZ in der Nacht auf den 31. Dezember). „Die beiden Spiele gegen Finnland und Kanada werden wir als gutes Wettkampftraining annehmen“, betonte Abstreiter, „wir wollen uns mit diesen Spielen auch bestmöglich vorbereiten auf die Spiele gegen die Slowakei und die Schweiz.“

Wann und ob der Kader im Turnierverlauf wieder vollzählig sein wird, ist nicht absehbar. Klar ist nur, dass die Gesundheit der Spieler im Vordergrund steht. „Das hat allerhöchste Priorität, wir werden nichts riskieren auf Kosten der Gesundheit eines unserer Spieler“, verdeutlicht Abstreiter, während Künast auf die eindeutigen Regularien für die Rückkehr eines Spielers verweist. „Wenn jemand“, erklärte der Sportliche Leiter des DEB, „sieben Tage symptomfrei ist – und da haben wir jetzt schon einige, dann müssen sie ein Return-to-play-Protokoll durchlaufen. Das dauert hier zwei Tage und da werden sie auf Herz und Nieren getestet. Und wenn von allen Ärzten des Veranstalters das Okay kommt, dann kommt im nächsten Schritt die Entscheidung unserer medizinischen Abteilung und auch vom Trainerteam, ob es Sinn macht oder nicht.“

Schön wäre selbstredend, wenn das Gros der betroffenen Spieler das medizinische Okay bekäme und sich auf der WM-Bühne präsentieren kann. Dann hätte die deutsche U20-Team zumindest noch die Chance anzudeuten, was unter normalen Umständen denkbar gewesen wäre. “Wir haben sehr gute Spieler in unseren Reihen, wie auch der NHL-Draft gezeigt hat“, sagte Abstreiter, „und es kommen auch gute nach.“