Manuel Alberg lässt sich von den Umständen nicht beeindrucken, der Gedanke an die U20-WM in Edmonton bringt vielmehr seine Augen zum Leuchten. „Mir geht’s super, die Atmosphäre ist gut und bei allen Jungs ist die Vorfreude riesig“, sagt der Außenstürmer der U20-Nationalmannschaft. Seit Sonntag sind der gebürtige Kölner und seine Teamkameraden in Füssen am Bundesstützpunkt versammelt und schuften intensiv, um den Saisonhöhepunkt in Kanada ab dem 25. Dezember in Top-Verfassung zu bestreiten. „Dass das Turnier trotz allem stattfindet, zeigt der großen Wert der WM“, sagt Alberg.
Nordamerika ist für den schnellen und technisch begabten Angreifer kein Neuland. Bevor er sich in diesem Sommer für einen Wechsel nach Salzburg zu den Red Bull Hockey Juniors entschied, sammelte Alberg wertvolle Erfahrungen in kanadischen und amerikanischen Nachwuchsligen. Zunächst begann seine Reise in der Ontario Hockey League (OHL) bei Owen Sound Attack und führte über die Moncton Wildcats in der Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL) bis zu den Des Moines Buccaneers in der US-Liga USHL.
Die Zeit in Übersee hat ihn geprägt und wichtige Erfahrungen machen lassen. Anfangs war die Einsatzzeit etwa nicht so, wie Alberg (Foto links: Dominic Pencz) sich das wünschte, vorstellte und aus dem Nachwuchs der Kölner Haie kannte – er musste dies erst akzeptieren. „Ich musste lernen, damit umzugehen, das erste Jahr war wirklich hart“, erzählt Alberg, dessen Familie aus Kasachstan stammt. Nach 55 Spielen für Owen Sound mit zwei Toren trennten sich die Wege und umso schöner war dann für ihn der Erfolg mit der U18-Nationalmannschaft, die im Frühjahr 2019 in die Top-Division aufstieg. Ein beträchtlicher Teil dieses damaligen Teams ist nun im U20-Alter wieder zusammengekommen.
Alberg, der bis auf einen zweijährigen Abstecher nach Krefeld stets im Kölner Nachwuchs ausgebildet wurde, nahm dann einen neuen Anlauf in Nordamerika in Moncton und kam deutlich besser zurecht. Da aber in der QJMHL nur zwei Importspieler erlaubt sind und der Russe Alexander Khovanov als NHL-Draftpick den Platz von Alberg einnahm, musste der talentierte Deutsche weichen und fand in Des Moines eine Chance. Moncton behielt er gleichwohl in bester Erinnerung. „Ich wäre gerne nochmal nach Moncton gegangen, das war dort schon der Hammer, aber es war dann wegen der Pandemie so vieles unklar“, sagt Alberg. Also führte ihn der Weg nach Europa an die Red-Bull-Akademie in Salzburg. „Die Trainingsbedingungen sind klasse, alles was man braucht, ist da“, berichtet Alberg – und natürlich auch der Kontakt zum EHC Red Bull München.
Erst einmal jedoch wartet die große Herausforderung in Edmonton auf ihn und seine Mannschaftsgefährten. Sich mit den weltbesten Nachwuchsspielern messen zu können, ist eine riesige Motivation und U20-Bundestrainer Tobias Abstreiter schätzt Albergs Fähigkeiten. „Er hat mich schon im Juli beim Lehrgang in der Schweiz überzeugt, bringt viel Energie in die Mannschaft und kann eine Leaderposition übernehmen. Zudem weiß er, wie man sich auf dem kleinen Eis verhält, das ist auch ein entscheidender Faktor“, sagt der Coach.
Für die Zeit der Isolation nach der Ankunft in Kanada ist Alberg auch gewappnet. Neben den Übungseinheiten im Zimmer, verschiedenen Teamsitzungen und den in der Mannschaft geplanten virtuellen NHL-Duellen auf der Spielkonsole hat der 19-Jährige aber auch ein paar Bücher dabei. „Es ist wichtig, nicht zu viel vor dem Computer zu sitzen“, sagt er.
Alberg (Foto oben: Dominic Pencz) betont, dass durch die speziellen Rahmenbedingungen viel auf den Teamgeist ankommen wird. „Wir müssen zeigen, wie gut wir zusammenhalten.“ Insbesondere sollen die Gegner auf dem Eis bemerken, dass in der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. einer für den anderen einsteht und es vordergründig nicht darum geht, individuell zu glänzen. „Natürlich will ich mich auch selbst unter Beweis stellen, aber es geht um Deutschland, um das Team“, sagt Alberg, der mit seinen Fähigkeiten als „Zwei-Wege-Spieler“ einen wertvollen Beitrag leisten kann.