Reindl: „Kann Basis für große Zukunft sein“ – Schaidnagel: „Lohnt sich, mit dem Nachwuchs zu arbeiten“ – Söderholm: „Alle Drei haben das Potenzial“
Die Chancen standen gut, nun ist das bislang beste deutsche Ergebnis bei einem NHL-Draft perfekt. Nie zuvor wurde mehr als ein deutscher Nachwuchsspieler von den Teams der besten Eishockey-Liga der Welt in der ersten Runde ausgewählt, bei der diesjährigen Talentziehung waren es in Tim Stützle und Lukas Reichel gleich zwei – und bei John Peterka, dem dritten Erstrundenkandidaten, wurde allgemein erwartet, dass er als einer der ersten Spieler des zweiten Draft-Tages gezogen würde. So kam es auch, die Buffalo Sabres sicherten sich die Rechte am Münchner an Position 34.
Für Peterka gingen die Sabres sogar ein Tauschgeschäft ein, um ganz sicher Zugriff auf ihn zu haben. Außerdem bestand im Vorfeld auch für Maximilian Glötzl (Köln), Florian Elias (Mannheim), Filip Reisnecker (Bremerhaven) sowie Maksymilian Szuber und Jakub Borzecki (beide Red Bull Akademie) zumindest die Möglichkeit, am Mittwoch in einer späteren der insgesamt sieben Runden ausgewählt zu werden. Allerdings entschieden sich die NHL-Clubs letztlich für andere Talente.
Stützles Name riefen die Ottawa Senators als insgesamt dritten nach den beiden Kanadier Alexis Lafreniere (New York Rangers) und Quinton Byfield (Los Angeles Kings) auf, der Stürmer der Adler Mannheim gehört damit künftig zur Organisation eines NHL-Gründungsmitglieds. An Position 17 wählten die Chicago Blackhawks dann Lukas Reichel von den Eisbären Berlin, der damit bei dem Team landete, für das er als Kind schwärmte.
Letzter Deutscher im Trikot der Blackhawks war Dominik Kahun, zuvor spielte auch Christian Ehrhoff für Teile einer Saison dort. Bei den Senators kamen in der Vergangenheit Christoph Schubert und Rick Goldmann zum Einsatz. Bei den Sabres haben schon so einige deutsche Profis ihre Spuren hinterlassen. Ex-Bundestrainer Uwe Krupp begann in Buffalo seine NHL-Karriere, später folgte Jochen Hecht, der über zehn Jahre an den Niagarafällen blieb. Außerdem trugen auch Ehrhoff und Alexander Sulzer das Trikot mit den Säbeln. Und aktuell gehört Dominik Kahun zum Team, das vom Deutsch-Kanadier Ralph Krueger gecoacht wird.
Reaktionen des Deutschen Eishockey-Bundes zum NHL-Draft:
DEB-Präsident Franz Reindl: “Für unsere Spieler ist ein Traum in Erfüllung gegangen, der Basis für eine große Zukunft sein kann! Das ist ein hohes Prädikat, nicht nur für die Spieler, sondern auch für die harte und effektive Nachwuchsarbeit in unserem Sport in Deutschland. Darauf können alle Beteiligten stolz sein.“
DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel: „Das Ergebnis des diesjährigen Drafts ist für unsere deutschen Spieler in dieser Form einzigartig. Es sollte uns gerade in der momentan für das deutsche Eishockey schwierigen Zeit daran erinnern, dass es sich mehr als lohnt, mit dem Nachwuchs zu arbeiten, ihn auszubilden und zu fördern. Die Leistungen und die Entwicklung der Spieler haben Symbolkraft für diesen Weg und stehen als sehr positive Beispiele für sich. Das deutsche Eishockey sollte den Fokus weiterhin auf diese Art der langfristigen Spielerentwicklung legen.“
Bundestrainer Toni Söderholm: „Das ist ein ganz besonderer Moment für unsere Spieler und auch für die vielen Trainer, die an der Entwicklung beteiligt gewesen sind. Alle dürfen sehr stolz sein. Von meiner Seite möchte ich auch ein großes Kompliment an die Jugendtrainer der Spieler richten, diese Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie haben die Jungs in die Spur gebracht und auf dem Weg motiviert. Dem Traum von der NHL sind sie jetzt ein Stück nähergekommen. Das sollte sie aber auch zukünftig motivieren, noch mehr und noch zielgerichteter zu arbeiten. Der Kampf um die Plätze in der NHL ist unglaublich hart, aber Tim, Lukas und JJ haben absolut das Potenzial, da eine Rolle zu spielen. Ich gratuliere allen, die sich ins Blickfeld der NHL gespielt haben.“
Bisher hatte es insgesamt sechs deutsche Spieler gegeben, die auch für die Nationalmannschaft auflaufen oder aufgelaufen sind und in der ersten Runde des NHL-Drafts rekrutiert wurden. So hoch wie Tim Stützle wurde zuvor nur Leon Draisaitl ausgewählt, dessen NHL-Rechte sich 2014 ebenfalls an dritter Position die Edmonton Oilers sicherten.
Hier in chronologischer Reihenfolge die deutschen First-Round-Draft-Picks:
2020 Tim Stützle an dritter Stelle von den Ottawa Senators und Lukas Reichel an 17. Stelle von den Chicago Blackhawks ausgewählt
2019 Moritz Seider an sechster Stelle von den Detroit Red Wings ausgewählt
2018 Dominik Bokk an 25. Stelle von den St. Louis Blues (Rechte inzwischen an die Carolina Hurricanes abgegeben) ausgewählt
2014 Leon Draisaitl an dritter Stelle von den Edmonton Oilers ausgewählt
2001 Marcel Goc an 20. Stelle von den San Jose Sharks ausgewählt
1996 Marco Sturm an 21. Stelle von den San Jose Sharks ausgewählt
1989 Olaf Kölzig an 19. Stelle von den Washington Capitals ausgewählt
Die drei deutschen Top-Talente im Kurzstenogramm:
Tim Stützle, geb. 15. Januar 2002 in Viersen, Nachwuchsteams: Krefelder EV 1981, Jungadler Mannheim, DEB-Nachwuchsnationalspieler von U16 bis U20, aktuelles Team: Adler Mannheim, erste DEL-Saison: 41 Spiele, 7 Tore, 27 Vorlagen, NHL-Rechte: Ottawa Senators
Lukas Reichel, geb. 17. Mai 2002 in Nürnberg, Nachwuchsteams: Frankfurt Lions, Starbulls Rosenheim, Eisbären Juniors Berlin, DEB-Nachwuchsnationalspieler von U16 bis U20, aktuelles Team: Eisbären Berlin, erste DEL-Saison: 42 Spiele, 12 Tore, 12 Vorlagen, NHL-Rechte: Chicago Blackhawks
John Peterka, geb. 14. Januar 2002 in München, Nachwuchsteams: EHC München, EC Bad Tölz, Red Bull Hockey Akademie, DEB-Nachwuchsnationalspieler von U16 bis U20, aktuelles Team: vom EHC Red Bull München an den EC Red Bull Salzburg ausgeliehen, erste DEL-Saison: 42 Spiele, 7 Tore, 4 Vorlagen: NHL-Rechte: Buffalo Sabres
Unser Medienpartner Magenta Sport war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bei Tim Stützle und hat hier den entscheidenden Moment festgehalten.
Fotos: city-press