Bundestrainer Marco Sturm freut sich auf den Beginn der Weltmeisterschaft, warnt aber vor zu großer Erwartungshaltung: „Nicht mit dem Silberteam vergleichen“
Vor dem Auftaktspiel gegen Dänemark erklärt Bundestrainer Marco Sturm im Interview, wie seine Ziele für das Turnier lauten, warum die Öffentlichkeit auf dem Teppich bleiben müsse und welche persönlichen Wünsche er hat.
Marco Sturm, heute Abend geht es endlich los. Ist man als Trainer eigentlich noch nervös?
Im Moment noch nicht. Es kribbelt ein wenig. Die Anspannung kommt aber kurz vor dem Spiel. Dann merke ich schon, dass nun eine neue Herausforderung ansteht. Insbesondere gegen den WM-Gastgeber Dänemark. Die Arena ist seit Monaten ausverkauft. Wir werden auf eine Mannschaft treffen, die bis in die Haarspitzen motiviert ist.
Ist die Situation also vergleichbar mit der vergangenen Heim-WM in Köln, als die DEB-Auswahl gegen das Team USA in das Turnier gestartet ist?
Das kann man so sagen, ja. Das erste Spiel kann ganz entscheidend für den weiteren Turnierverlauf sein. Das war bei uns 2010 und im vergangenen Jahr 2017 so. Wenn du die Auftaktpartie gewinnst, kann dieser Erfolg ein Team ins Rollen bringen. Von daher wissen wir, was uns erwartet. Wir werden bereit sein und versuchen, das Match dennoch für uns zu entscheiden.
Während der Vorbereitung gab es eine 3:4-Niederlage nach Overtime. Welche Schlüsse konnte man aus dieser Begegnung ziehen?
Die Dänen sind eine laufstarke Mannschaft, die mit Tempo und Intensität in die Partie gehen werden. Sie schießen aus allen Lagen. Das wird eine große Herausforderung.
Die Vorfreude der deutschen Fans ist ebenfalls groß – aber auch die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit nach dem Olympischen Silber. Wenn man sich so manche Kommentare im Internet anschaut, dann ist das Erreichen des Viertelfinals bereits sicher, das Halbfinale auch quasi greifbar, so dass am Ende dann vielleicht Gold herausspringen könnte. Wie sehen Sie das?
Erstmal ist es ja schön, dass die Fans uns die Daumen drücken und an uns glauben. Das haben wir in den letzten Wochen immer wieder gespürt. Aber ich habe jetzt mehrfach gesagt, dass wir auf dem Teppich bleiben müssen. Das hier ist ein anderes Turnier mit anderen Voraussetzungen und anderen Spielern. Wir starten wieder bei Null. Ich glaube, dass die Eishockeykenner unser Leistungsvermögen ganz gut einschätzen können. Uns mit dem Silberteam zu vergleichen, ist nicht möglich und wäre unfair gegenüber den Jungs, die hier sind.
Das bedeutet konkret?
Unsere Zielsetzung bleibt unverändert. Wir wollen unter den Top-Acht-Mannschaften in der Welt bleiben. Wenn wir das schaffen, bin ich zufrieden. Wir haben acht, neun WM-Neulinge in der Mannschaft. Diese Jungs schnuppern zum ersten Mal WM-Luft. Ich vertraue ihnen absolut. Aber man muss ihnen auch Zeit geben.
Auf der anderen Seite steht mit Leon Draisaitl einer der besten Spieler der Welt im Kader, zudem erhält die Defensive mit Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer prominente Verstärkung.
Natürlich sind diese Jungs genauso wie Patrick Hager, Yannic Seidenberg oder Moritz Müller die Eckpfeiler. Wir sind froh, dass wir sie dabei haben und über ihre Qualitäten müssen wir nicht sprechen. Aber auch bei den Gegnern stehen einige prominente Namen im Rampenlicht. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich die Jungs im weiteren Turnierverlauf entwickeln. Ich bin da zuversichtlich.
Was wünschen Sie sich persönlich für das WM-Turnier?
Zuerst einmal, vom Verletzungspech verschont zu bleiben. Das ist das wichtigste. Vom rein sportlichen her wünsche ich mir, dass wir uns im Turnierverlauf von Spiel zu Spiel steigern. Wir blicken nie zu weit voraus, sondern gehen immer nur Schritt für Schritt. Es wäre schön, wenn sich besonders unsere neuen Spieler in den Vordergrund spielen könnten. So, wie ein Frederik Tiffels im letzten Jahr. Das wäre nicht nur gut für die WM, sondern auch für die weitere Entwicklung im deutschen Eishockey. Und wenn uns wieder überraschende Ergebnisse gelingen, wäre ich natürlich auch nicht unzufrieden.