Daniel „Fili“ Filimonow wird demnächst eine große Ehre zuteil: Der Torhüter darf im Rahmen der IIHF Inlinehockey-Weltmeisterschaft in Bratislava (25.06.17 – 01.07.17) das Trikot mit dem deutschen Bundesadler überstreifen.
Damit betritt der Goalie aber keinesfalls Neuland, denn der Inline-Sport war im Laufe seiner noch jungen Karriere immer mal wieder Thema für „Fili“. Im Interview spricht der 21-jährige über das freudige Ereignis, erklärt den Unterschied zwischen Inline- und Skaterhockey und lüftet zudem ein kleines Geheimnis.
Daniel, wie hat sich das Ganze angebahnt?
„Stefan Ortolf hat mich gefragt, ob ich grundsätzlich Interesse habe. Dann hat er den Kontakt zu Ecki Schindler, dem Inlinebeauftragten des DEB, hergestellt. Es folgten Telefonate mit Herrn Schindler sowie die Teilnahme an einem Inlinehockey-Turnier in Erding am letzten Samstag.“
Wann hast Du die frohe Kunde erhalten?
„Wir haben das Ganze am vergangenen Wochenende fixiert.“
Wann und wo bist Du das erste Mal mit dem Inline-Sport in Berührung gekommen?
„Das war beim IHC Atting bei den Schülern. Soweit ich mich erinnern kann, war ich damals elf Jahre alt. Für die Wölfe war ich seinerzeit zwei Jahre aktiv, dann folgte eine etwas längere Pause. Schließlich habe ich im Juni 2016 erneut in Atting angeheuert.“
Worin besteht der Unterschied zwischen Skaterhockey, so wie Du es in Atting gewohnt bist, und Inline-Hockey wie Du es für die Nationalmannschaft spielen wirst?
„Skaterhockey wird mit Ball und Inlinehockey mit Scheibe gespielt. Beim Inlinehockey entspricht die Größe des Feldes einem Eishockeyfeld, während beim Skaterhockey eine bestimmte Rahmengröße vorgegeben ist. Das ist in etwa die Hälfte eines Eishockeyfeldes. Inlinehockey wird auf genormten Böden gespielt, d. h. es muss überall der gleiche Belag sein. Skaterhockey kann auf Asphalt oder Turnhallenböden gespielt werden. Je nachdem, was die Vereine zur Verfügung haben. Skater- und auch Inlinehockey wird vier gegen vier gespielt. Unterschiedlich sind jedoch die Spielzeiten: Skaterhockey: 3 x 20 Minuten, identisch zum Eishockey. Inline-Hockey 4 x 12 Minuten mit kurzen Viertelpausen und einer großen Halbzeit zwischen Viertel zwei und drei.“
Aber halten muss man als Torhüter einfach alles, oder? Egal ob Scheibe oder Ball…
„Das stimmt. Wobei der Ball schwerer einzuschätzen ist, da sich die Flugbahn stark verändern kann. Der Puck hingegen ist berechenbarer.“
Verdirbt Inline- oder Skaterhockey den Stil eines Eishockey-Torhüters?
„Beide Sportarten verlangen eine Anpassung. Also verändern den Stil etwas. Aber das hat keine wirklichen Folgen, denn wenn man wieder auf dem Eis steht, stellt man sich schnell um.“
Auch viele Feldspieler sind geteilter Meinung über den Inlinesport…
„Die Feldspieler sprechen von einer Umstellung in Sachen Bremsverhalten und engen Radien in den Kurven. Nicht alle sehen das negativ, viele Cracks halten dadurch die Fitness hoch, haben Spaß und sind dabei auch noch erfolgreich.“
Zur WM:
Du wirst mit Sinisa „Silo“ Martinovic von den Bietigheim Steelers das Tor hüten. Kennt Ihr Euch bereits?
„Nein, aber das wird sich bald ändern. Ich freu mich schon drauf.“
Wie erfolgt die Aufteilung der Einsätze?
„Es ist angedacht, dass wir uns die Einsätze teilen. Ob es wirklich so kommt, wird sich zeigen, denn der Sport ist ja oft unberechenbar.“
Wenn kennst Du sonst noch aus der Truppe?
„Simon Schiessl (Passau) und Ales Jirik, meinen zukünftigen Mitspieler in Deggendorf, kenne ich schon. Die Brazda-Brüder Tobias und Tim waren bereits zu DNL-Zeiten meine Gegenspieler. Andreas Toth und Vladimir Gomov (beide Passau) bin ich letzten Samstag erstmals begegnet.“
In der Gruppe B habt Ihr in der Top Division mit Finnland, Schweden und Tschechien harte Brocken vor der Brust…
„Das sind in der Tat klangvolle Namen. Wir werden immer an unsere Leistungsgrenze gehen müssen, um mithalten zu können.“
Die Top Divison und auch die Divison 1 sind in zwei Gruppen mit jeweils vier Teams aufgeteilt. Wie lautet der Turniermodus?
„In der Gruppe spielt jeder gegen jeden und alle acht Teams pro Divison landen im Viertelfinale. Anschließend geht es im K.O.-System weiter, bis die Sieger und der Absteiger feststehen. Aus der Top Divison muss am Ende ein Land absteigen und eine Nationalität darf aus der Divison 1 hoch.“
Dein persönliches Ziel bei der WM?
„Für die Eishockeysaison verletzungsfrei bleiben, erfolgreich sein und so häufig wie möglich spielen. Und mich für die nächste WM in zwei Jahren zu empfehlen.“
Und mit der Mannschaft?
„Den Abstieg zu verhindern. Hier dürfte Kroatien unser Endgegner werden.“
In der abgelaufenen Saison hattest Du Deine ersten DEL-Einsätze für die Straubing Tigers und bist dabei einmal sogar Spieler des Tages geworden. Schildere uns bitte Deine Erinnerungen daran.
„Bei meinem ersten Einsatz ist Dimitri Pätzold nach der Verkündung der Starting-Six die Kufe gebrochen. Dadurch konnte er nicht anfangen. Damit hatte keiner gerechnet und mir blieb nicht viel Zeit um nachzudenken. Ehrlich gesagt war ich sehr nervös, aber die Fans haben mir unheimlich geholfen. Mit dem Anhang im Rücken hat es ganz gut funktioniert. Spiel zwei in München war zwar schon durch (1:7, Anm. d. Red.), aber die letzten acht Minuten waren trotzdem eine schöne Erfahrung. Auch hier haben die Fans meinen Namen gerufen und dadurch den Einsatz zu einem tollen Erlebnis gemacht. Vielleicht darf ich diese Saison mal länger ran.“
Cody Brenner und Du werdet 2017/2018 das Gehäuse des Deggendorfer SC in der Oberliga Süd hüten. Ihr kennt Euch bereits jahrelang, läuft es trotzdem auf einen fairen, aber harten Konkurrenzkampf hinaus?
„Ja, wobei wir ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflegen. Diesen Sommer fahren wir zusammen in den Urlaub. Auf dem Eis spornen wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen an. Der Bessere soll am Ende spielen.“
Wie hältst Du Dich den Sommer über fit?
„Hauptsächlich in unserer Deggendorf-Trainingsgruppe mit Cody Brenner, Marco Eisenhut und Timo Pielmeier. Sozusagen ein reines Goalie-Quartett.“
Richtigstellung: Gemeinhin giltst Du als Deggendorfer, bist aber tatsächlich ein waschechter Straubinger, oder?
„Ja, ich bin nur in Deggendorf zur Welt gekommen, da es seinerzeit in Straubing noch keine Geburtsmöglichkeit für Frühchen gab. Ich habe immer in Straubing gewohnt und fühle mich als Straubinger. Deshalb habe ich letzte Saison auch das Stadtwappen auf meiner Maske abbilden lassen.“
Grundsatzfrage: Warum sollte ein Kind/Jugendlicher Eishockey anderen Sportarten vorziehen?
„Weil Eishockey die schnellste Mannschaftssportart der Welt ist, die Atmosphäre in den Stadien ihresgleichen sucht und die Sportart etwas Besonderes ist, die nicht jeder betreibt. Zudem stehen die Chancen auf eine Profikarriere gut.“
Abschlussfrage: Wie lauten Deine langfristigen Karriereziele?
„Ich will natürlich im Profibereich weiterkommen. Das nächste Etappenziel sollte die DEL2 sein. Habe ich mich dort etabliert, kann ich auf die DEL schielen. Aber ich will nichts überstürzen, denn ich bin ja noch jung und habe hoffentlich noch viele gute Jahre vor mir.“
Steckbrief:
Geburtsdatum: 25.05.1996
Größe/Gewicht: 1,80 Meter und 75 kg
Fanghand: Links
Familienstand: ledig
Bisherige Klubs: EHC Straubing; EV Regensburg; Deggendorfer SC; Straubing Tigers und IHC Atting.
Der WM-Kader des DEB im Überblick:
Tor: Filimonow, Daniel (Straubing/Deggendorf) und Martinovic, Sinisa (Bietigheim).
Verteidigung: Dück, Alexander (Schwenningen); Gomov, Vladimir (Passau); Jeske, Mathias (Germering); Poetzel, Christian (Erding); Tölzer, Steffen (Augsburg) und Jirik, Ales (Deggendorf).
Angriff: Schiessl, Simon (Passau); Deubler, Marco (Erding); Toth, Andreas (Passau); Krzizok, Daniel (Erding); Lachner, Sebastian (Erding); Preibisch, Alexander (Bietigheim); Brazda, Tobias und Brazda, Tim (beide Ratingen).
Trainer: Georg Holzmann.
Quelle: Straubing Tigers