WCOH: Reindl „Wollen für Überraschung sorgen“

 

Beim World Cup of Hockey möchte das Team Europe mehr als ein Außenseiter sein

Mit Stanley Cup-Sieger Dennis Seidenberg von den Boston Bruins sowie dem deutschen Shooting-Star Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers aus der nordamerikanischen Profiliga NHL stehen zwei deutsche Spieler im vorläufigen Kader des Team Europe beim hochdotierten World Cup of Hockey 2016 (17. September bis zum 1. Oktober) in Toronto/Kanada. Für Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. (DEB) und gleichzeitig Präsident des Team Europe, ist die Nominierung des deutschen Duos „eine besonders große Freude, weil sie es aus einem Pool von über 50 Spielern gleich in der ersten Runde in den Kader geschafft haben“. Im folgenden Interview spricht Reindl u.a. über die strengen Auswahlkriterien, die Zusammenarbeit mit dem Coaching und Staff-Team sowie die Chancen der weiteren deutschen NHL-Spieler, ebenfalls noch nominiert zu werden.

Herr Reindl, heute wurden die ersten sechszehn Spieler jeder teilnehmenden Mannschaft des World Cup of Hockey benannt. Aus Deutschland haben es mit Dennis Seidenberg und Leon Draisaitl gleich zwei Spieler ins Aufgebot des Team Europe geschafft. Das hat Sie als Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes und Präsident des Team Europe sicher doppelt gefreut?

„Zunächst trenne ich die beiden Positionen strikt und freue mich über jeden Spieler, der die TOP 16 geschafft hat. Über 250 Scouting Reports wurden dazu ausgewertet. Als DEB Präsiden ist die Freude natürlich riesengroß! Wir haben in der NHL einen guten Kreis aus deutschen Spielern wie Christian Ehrhoff, Tobias Rieder, Korbinian Holzer, Tom Kühnhackl, Thomas Greis oder Philipp Grubauer auf den wir zurückgreifen können. Für Dennis und Leon freut es mich besonders, dass sie es gleich in der ersten Runde in den Kader geschafft haben, immerhin haben wir aus einem Pool von über 50 Spielern auswählen müssen.“

Werden wir bei der finalen Kaderbenennung am 1.Juni unter den insgesamt 23 Spielern noch weitere deutsche Namen lesen können?

„Das kann ich jetzt leider noch nicht sagen, aber wir haben fünf professionelle Scouts die uns, Miroslav Satan als General Manager, Ralph Krueger als Head Coach und mir, stetig Scouting Reports haben zukommen lassen. Die Auswahl an Spielern ist sehr groß und wir arbeiten auf Hochtouren daran, das Team nach unseren Vorstellungen zusammen zu stellen.“

Wie sehen ihre Vorstellungen hier konkret aus?

„Wir haben ein professionelles und erfahrenes Coaching und Staff Team, von dem alle das klare Ziel vor Augen haben, bei diesem Turnier nicht nur Außenseiter sein zu wollen. Man kann hier also sozusagen von einer extremen Leistungsgesellschaft sprechen. Wir haben Spieler in allen uns zur Verfügung stehenden Wettbewerben angeschaut, bewertet und beschlossen, dass wir nicht nur gute Spieler sondern vor allem Persönlichkeiten in unserem Team brauchen, die breit sind aus vielen Nationalitäten schnell eine Einheit zu bilden und dasselbe Ziel verfolgen. Was die Personalentscheidungen angeht sind wir uns am Ende im Staff immer alle einig, sodass man sagen kann, dass der endgültige Kader nach langem Prozess eine gemeinsame Entscheidung sein wird.“

Für einige der Spieler, so wie vielleicht auch Dennis Seidenberg und Leon Draisaitl, steht kurz vor dem World Cup of Hockey noch die Olympia Qualifikation an. Es bleibt also nicht besonders viel Zeit für die Mannschaft sich gemeinsam vorzubereiten.

„Das ist für alle gleich, wobei die Spieler die an der Olympia Quali teilnehmen schon voll im Saft stehen. Wir treffen uns im direkten Anschluss an die drei Qualifikationsturniere am 4. / 5.September in Quebec City.  Bevor der Cup am 17.September startet werden wir noch drei Vorbereitungsspiele bestreiten. Zwei Mal gegen die Nordamerikanische Auswahl (Quebec City und Montreal) und einmal gegen Schweden (Washington, DC).“

Wo wir schon über das Sportliche reden: Wie sehen Sie die Chancen in einer Gruppe mit Kanada, USA und Tschechien den Einzug ins Halbfinale zu realisieren?

„Unser Ziel ist es, für Überraschungen zu sorgen und möglichst weit zu kommen. Ich bin mir sicher, dass wir das Potenzial dazu haben. Darüber hinaus haben wir mit Ralph Krueger einen hochmotivierten, absoluten Profi als Head Coach. Wir haben vor einem Jahr bei null angefangen, also sozusagen nicht nur sportlich gesehen eine weiße Weste, und wir haben uns bis hierher schon etwas wirklich Tolles aufgebaut. Alle, die an diesem Projekt mitarbeiten, sind hochmotiviert und zu 100 Prozent bereit, alles dafür zu geben.“

Was denken Sie wird der Schlüssel sein, um das von Ihnen angesprochene Ziel zu erreichen?

„In so einem kurzen und absolut hochkarätigem Turnier wie diesem ist es immer wichtig schnell als Team zueinander zu finden. Besonders für Team Europa. Kreativität, Talent und Tempo ist bei uns genügend vorhanden. Ich denke, dass das der ausschlaggebende Punkt sein wird. Denn auch alle anderen Mannschaften werden gut aufgestellt und vorbereitet sein.“