Nach dem Deutschland Cup und der Olympia-Qualifikation der Frauen ist vor den Nachwuchs-Weltmeisterschaften und vor Olympia. Sportlich ist beim DEB in der Super-Saison im Eishockey viel los. Im Interview spricht DEB-Sportdirektor Christian Künast über den souveränen Erfolg beim Deutschland Cup, blickt voraus auf die Olympischen Winterspiele 2022 – und erklärt, warum für ihn das Schiedsrichterwesen mehr auf die Agenda muss.
Christian, der Deutschland Cup 2021 ist vorbei. Die deutsche Eishockey-Herren-Nationalmannschaft hat einen fantastischen Sieg geholt. Kannst du ein kurzes Fazit ziehen?
Christian Künast: Sportlich war der Deutschland Cup 2021 ein voller Erfolg. Die Mannschaft hat das Turnier sehr souverän gewonnen, wahrscheinlich so souverän wie selten zuvor. Es macht großen Spaß, der Mannschaft zuzusehen. Wir hatten zwar ein paar Ausfälle im Team, aber man sieht – egal, wer grade im Kader ist – wir haben eine größere Breite im deutschen Eishockey. Auch die Stimmung in der Krefelder YAYLA Arena war gut. Es war für die Zuschauer und die Beteiligten sehr schön, endlich wieder ein internationales Turnier mit Fans im Stadion zu erleben. Natürlich wäre es schön gewesen, noch mehr Zuschauer zu haben. Aber in der aktuellen Corona-Lage müssen wir verstehen, dass die Zuschauer zurückhaltend und vorsichtig sind. Ich muss auch sagen, dass für mich fast eines der wichtigsten Dinge war, dass wir keinen Corona-Fall in der Mannschaft hatten und alle Spieler wieder gesund zu ihren Vereinen zurückgekehrt sind.
Die Olympia-Qualifikation der Frauen-Nationalmannschaft lief leider nicht erfolgreich. Wie lautet dein Fazit hier?
Christian Künast: Es ist sehr bitter, dass wir uns nicht für Olympia qualifiziert haben. Da hängt viel dran, für die Mannschaft, für die Spielerinnen, für den DEB. Es ist schon das zweite Mal, dass die Qualifikation der Frauen nicht geklappt hat. Die Ergebnisse müssen wir mit den Trainern und der Mannschaft aufarbeiten: Was können wir in Zukunft besser machen? Welche Schritte sind notwendig, damit wir besser werden? Ich war nach dem Spiel in der Kabine und habe ein paar Spielerinnen noch vorm Stadion getroffen. Es tut schon weh, weil alle Spielerinnen sehr viel investiert und viel Herzblut reingesteckt haben. Aber so ist der Leistungssport. Jetzt heißt es: aufarbeiten und beim nächsten Mal besser machen.
Mit der Herren-Nationalmannschaft hat der DEB eine Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Peking am Start. Schauen wir doch mal auf den Olympia-Fahrplan. Welche Aufgaben stehen ganz oben auf der To-do-Liste?
Christian Künast: Was schon seit einer Weile läuft, ist die Logistik: Sämtliches Material von Kleidung bis Zahnschutz muss nach Peking. Außerdem läuft die Planung für die Flugzeiten der Spieler und Betreuer. Fliegen die Betreuer vorab nach Peking? Wann ist die Einkleidung? Wann fliegen die NHL-Spieler? Diese logistischen und organisatorischen Themen laufen im Hintergrund. Und dann müssen wir natürlich noch die Entscheidung der NHL abwarten, die am 10. Januar bekannt gibt, ob sie ihre Saison für die Olympischen Spiele unterbricht oder nicht. Aber ich bin sehr guter Dinge, dass wir auch die NHL-Spieler in Peking sehen werden. Toni Söderholm und ich werden im Dezember auch in die USA und nach Kanada fliegen und deutsche NHL-Spieler treffen.
Was habt ihr auf eurer Reise vor? Wie sieht die Agenda aus?
Christian Künast: Toni Söderholm fliegt Ende November, ich fliege am 6. Dezember – Stand heute. Ein paar Spiele mit deutschen Spielern besuchen wir zusammen und sprechen im Nachgang mit den Spielern. Ein paar Spiele machen wir aber auch getrennt voneinander. Ich bleibe gleich in Kanada und reise direkt nach Edmonton für die IIHF Herren U20 WM.
Du bleibst direkt in Edmonton. Die U20-Herren fliegen dann am 15. Dezember zur WM. Wie blickt ihr auf das Turnier, was sind die Erwartungen?
Christian Künast: Letztes Jahr war natürlich überschattet von den positiven Corona-Fällen. Aber in diesem Jahr im Mutterland des Eishockeys vor Zuschauern (auch: Stand heute) eine Weltmeisterschaft zu spielen, da freuen wir uns alle drauf. Unser sportliches Ziel ist klar: Wir wollen nicht absteigen, das ist unsere Prämisse Nummer eins. Das ist für den deutschen Nachwuchs auch eine realistische Zielsetzung. Wir sind jetzt nicht soweit, nach einmal Viertelfinale der U20 zu sagen: Wir wollen jedes Jahr ins Viertelfinale. Wir haben mit Tobias Abstreiter einen ehrgeizigen Trainer, wir werden auch eine sehr schlagkräftige Mannschaft haben. Und alles Weitere sehen wir dann vor Ort.
Sportlich wird es euch nicht langweilig in den nächsten Monaten. Welche Themen sind neben dem Eis auf der Agenda des DEB?
Christian Künast: Da steht einiges an. Grundsätzlich wollen wir gemeinsam mit den Ligen – Nachwuchs, Oberliga, Frauen, DEL, vorwärtskommen. Außerdem wollen wir die Kommunikation mit den Landesverbänden optimieren und da einige Themen auf den Weg bringen. Das sind aber auch mittelfristige Themen, die immer wieder in unserer täglichen Arbeit auftauchen, aber uns über eine längere Zeit begleiten. Ein sehr wichtiges Thema ist für mich das Schiedsrichterwesen. Wir wollen versuchen, das Schiedsrichterwesen neu aufzustellen und Nachwuchs zu gewinnen. Es ist wichtig, dass wir in Zukunft auch kein Nachwuchsproblem haben. Denn ohne Schiedsrichter wird es kein Eishockeyspiel geben.