Vier Spiele, drei Niederlagen, ein Sieg: Das ist die Bilanz der deutschen U18-Nationalmannschaft beim Hlinka Gretzky Cup, der in diesem Jahr in Tschechien und der Slowakei ausgetragen wurde. Im Interview spricht U18-Bundestrainer Alexander Dück über sein erstes Turnier als Bundestrainer, den Zusammenhalt im Team – und gibt einen Ausblick auf die Eishockey-WM in Deutschland im kommenden Jahr.
Es sind ein paar Tage vergangen, seit die Mannschaft vom Hlinka Gretzky Cup zurückgekommen ist. Es war dein erstes Turnier als Bundestrainer der U18-Eishockey-Nationalmannschaft. Im Rückblick: Wie war das Turnier?
Alexander Dück: Es war sehr interessant, die Mannschaft mit den internationalen Top-Mannschaften zu vergleichen. Dass wir am Ende des Turniers gegen die Schweiz einen Sieg holen, war für uns sehr positiv und eine große Motivation für die Jungs. Sie haben hart gearbeitet und viel investiert. Es ist schön, dass sie ein Erfolgserlebnis hatten und wir das Turnier mit einem Sieg abgeschlossen haben.
Welche Erkenntnisse habt ihr vom Turnier mitgenommen?
Alexander Dück: Die Unterschiede zwischen den Nationen waren teilweise sehr groß – technisch, läuferisch und körperlich. Wir haben gesehen, dass viele Mannschaften schon im Juniorenbereich vor allem aus der Defensive heraus agieren und auf dem Eis in den zuvor festgelegten Strukturen bleiben. Auch das hohe Tempo und die immense Belastung waren neu für unsere Jungs. Drei, vier Spiele auf hohem Level mitzuhalten, das ist eine Herausforderung.
Wie habt ihr es geschafft, die Motivation und Ausdauer im Team hochzuhalten?
Alexander Dück: Was auf jeden Fall geholfen hat, war das starke Teamgefühl in der Mannschaft. Für mich ist es ganz besonders, dass wir eine große Familie sind. Das ist mir auch sehr wichtig – eine Mannschaftsfamilie zu sein, auch wenn manche Spieler nicht jedes Spiel dabei sind. Ich habe schon bei unserem Lehrgang in Füssen festgestellt, dass es eine charakterlich sehr starke Mannschaft ist, die einen großen Zusammenhalt hat.
Dieser Zusammenhalt zieht sich auch durch den ganzen Staff. Zwischen Betreuern und Mannschaft gibt es keine Barrieren. Jeder kann auf jeden zugehen, jeder hilft jedem. Das ist für mich die Basis einer guten Mannschaft. Ich fand es schön, dass ich als Headcoach nicht alleine bin und alles selbst regeln muss. Dass das Team einen unterstützt, Aufgaben übernimmt und mit Rat und Tat zur Seite steht, das hilft bei einem solchen Turnier sehr.
Wie haben sich die Spieler während des Turniers geschlagen?
Alexander Dück: Die Mannschaft hat sich als Team sehr gut präsentiert. Es gab sogar Spieler, die uns überrascht haben und die über sich hinausgewachsen sind. Ein Beispiel: Ein Spieler hat gegen die Schweiz einen richtig üblen Check bekommen und sich eine starke Rippenprellung zugezogen. Ich denke, 99 Prozent der Spieler hätten nicht weitergespielt. Doch er hat auf die Zähne gebissen und bis zum Ende gespielt. Solche Spieler brauchen wir als Leader in der Mannschaft. Wir suchen Spieler mit Charakter, und ich kann definitiv sagen, die Spieler haben sich während des Turniers in mein Herz gespielt.
Wo ist noch Luft nach oben, auch mit Blick auf die nächsten Wochen und Monate?
Alexander Dück: Gegen Schweden haben wir gut gespielt. Gegen die Slowakei und die USA waren wir überhaupt nicht die Mannschaft, die wir gern auf dem Eis sehen möchten. Die Spieler haben die Struktur verlassen und wollten die Aufgaben eigenhändig lösen. Das ist auf dem Niveau nicht möglich. Wir haben gegen Top-Spieler gespielt, die Slowaken spielen in Top-Ligen und spielen auch sehr gut als Mannschaft zusammen.
Ein Learning des Turniers ist: Wir müssen uns an das System halten und die Strukturen verfolgen. Das lief gegen die Schweiz schon deutlich besser. Da haben wir an uns geglaubt, sind und sind bis zum Schluss bei unserem Spiel geblieben. Wir haben zweimal einen Rückstand aufgeholt, die Verlängerung durchgespielt ohne ein Gegentor zu kassieren, im Penaltyschießen die Nerven bewahrt und das Spiel letztlich für uns entschieden.
Alles in allem sind wir mit dem Turnier zufrieden, weil wir gerade gegen Ende unseren Stil und unser Spiel gefunden haben.
Schauen wir in die Gegenwart und ein bisschen in die Zukunft: Was sind eure Pläne für die nächste Zeit? Was sind die nächsten Schritte?
Alexander Dück: Wir werden erst einmal mit den Vereinen sprechen. Es ist wichtig, dass wir die Dinge, die uns beim Turnier aufgefallen sind, ansprechen und dann gemeinsam daran arbeiten. Wir kommen immer nur für eine kurze Zeit als Nationalmannschaft zusammen. In dieser Zeit können wir nicht intensiv an Basics arbeiten und die Spieler müde machen – wir brauchen sie ja für die Spiele in bester Verfassung. Da sind wir auf die gute Arbeit der Vereine angewiesen, die die Fähigkeiten der Spieler kontinuierlich verbessern, sei es bei Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Pässen, Schlittschuhfähigkeiten.
Wie steht die deutsche U18-Nationalmannschaft im internationalen Vergleich da?
Alexander Dück: Ich denke, wir haben beim Hlinka Gretzky Cup gegen Schweden eine kleine Überraschung geschafft. Für die untere Tabelle der Weltspitze sind wir interessant, die werden uns auf jeden Fall ernst nehmen. Unser Ziel ist, dass wir auch für die Großen ein Gegner werden, dem sie Respekt zollen. Auch wenn wir die Spiele gegen Top-Mannschaften vielleicht nicht gewinnen, sollen die Gegner sagen „Deutschland ist eine Mannschaft, die niemals aufgibt und nicht einfach zu schlagen ist.“
Nächstes Jahr steht mit der Heim-WM ein Höhepunkt im Kalender. Was hast du vor, damit die Vereine und der DEB gemeinsam die Mannschaft maximal gut darauf vorbereiten?
Alexander Dück: Ich sehe mich als Bindeglied zwischen dem DEB und den Vereinen. Es ist wichtig, dass wir viel kommunizieren und uns darauf konzentrieren, die Spieler gut auszubilden. Vom ersten Lehrgang an arbeiten wir jetzt kontinuierlich auf die WM zu. Es fängt bei den DEB-Werten an, die wir den Spielern vermitteln: Glaube, Wille, Leidenschaft, Stolz, eine Einheit. Weiter geht es mit Technik, Taktik, Spielzügen. Wir wollen uns von Tag zu Tag weiter steigern.
In den nächsten Wochen stehen viele Aufgaben bevor: Turnier analysieren, Defizite verbessern, Stärken weiter festigen – und dann werden wir sehen, wie wir uns nächstes Jahr bei der WM schlagen.