„Man merkt, dass die Spieler das Ziel vor Augen haben, bei der WM dabei zu sein. So soll es sein, alle haben sehr gut mitgezogen“, sagte der U20-Bundestrainer nach dem ersten Lehrgang der neuen Saison, in dem die Titelkämpfe in Edmonton und Red Deer (26. Dezember 2021 bis 5. Januar 2022) bereits gewissen Raum einnahmen: „Es kann bei der Entscheidungsfindung auch eine Rolle spielen. Der erste Eindruck ist immer wichtig. Man sieht, wie motiviert ein Spieler ist, welche Einstellung er mitbringt, wie fleißig er im Sommer war. Das sind Sachen, die das Zünglein an der Waage sein können.“
Grundsätzlich blieb aber offenkundig kein Spieler hinter den Erwartungen, denn der Coach der U20-Nationalmannschaft bekam „die erhofften Erkenntnisse“ und registrierte nach fünf Tagen mit sechs Eiseinheiten und einem umfangreichen wissenschaftlichen Studien-Testtag „alles in allem ein gutes Paket, um gute Eindrücke zu gewinnen.“ Nicht dabei waren Simon Stowasser (Bremerhaven) und Florian Elias (Mannheim), die beide schulische Aufgaben abzuleisten hatten.
Zehn Spieler des Kaders für die Maßnahme in Füssen hatten bei der letzten WM zum Aufgebot gehört, auf die Neuankömmlinge in der U20 richtete Abstreiter auch einen genauen Blick. „Ich habe gesehen, dass einige Neue auf einem guten Niveau sind. Entscheidend ist dann aber die Entwicklung, die Spielpraxis, die jeder Einzelne bekommt, wie fleißig jeder Einzelne an sich arbeitet“, sagte der Coach.
Ein ganz neues Element steuerten die Testübungen im Rahmen des DEB-Studienprojektes mit der Goethe-Universität Frankfurt bei. Dabei ging es in den Leistungsüberprüfungen darum, anhand standardisierter komplexer Vorgaben praxisnahe Erkenntnisse zu Themen wie Handlungsschnelligkeit und Reaktionsfähigkeit zu erhalten. „Es lief gut. Der Ablauf war identisch wie bei der Frauen-Nationalmannschaft, wo diese Tests auf dem Eis und abseits des Eises auch bereits durchgeführt wurden“, sagte Karl Schwarzenbrunner. Der Bundestrainer für Wissenschaft und Ausbildung erklärte, dass infolge der Testungen zu „speziellen Trainingspläne“ käme, die dann eine Steigerung bewirken sollen.
Abstreiter war ebenfalls sehr angetan von diesem bisher größten Studienprojekt beim Deutschen Eishockey-Bund, das über zwei Jahre läuft und schon seit einigen Monaten umgesetzt wird. „Ich finde es super, wenn wir diese Dinge in das Trainingsprogramm involvieren, und auch wenn es um ein paar Prozent geht, sind es vielleicht gerade die Prozentpunkte, die wir brauchen“, führte der DEB-Coach aus. Aus Sicht des 50-Jährigen sei dieses Projekt „ein ganz neuer Weg, der wirklich sehr interessant sein kann. Die Spieler waren dafür sehr aufgeschlossen und haben konzentriert mitgemacht.“
Die U20 wird Abstreiter bereits in knapp vier Wochen wieder in Füssen versammeln, wenn ein nächster Lehrgang stattfindet, in dessen Mittelpunkt dann die Summer Challenge stehen soll. Das Vier-Nationen-Turnier mit dem DEB-Team sowie Mannschaften aus Tschechien, der Slowakei und Dänemark ist vom 27. bis zum 31. Juli angesetzt. „Es wäre schön, wenn das klappt“, betonte Abstreiter, der aufgrund der Corona-Pandemie aber „immer noch vorsichtig ist, was in ein paar Wochen passieren kann.“ Gleichwohl gehören zur lang angelegten Planung der WM-Vorbereitung natürlich auch Wettkämpfe zur Standortbestimmung.
Fotos: Jana Mooslechner