Halbfinale! Gegen Finnland! Nach dem ausgelassenen Jubel und den tiefen Glücksgefühlen hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft den nächsten Coup im Blick. Im Duell mit dem amtierenden Weltmeister entscheidet sich am Samstag (17.15 Uhr/SPORT1), ob der beeindruckende Weg des Teams von Toni Söderholm bis ins Finale der IIHF WM 2021 in Riga reicht. „Die Reise geht noch weiter, zu dieser Geschichte kommen noch Kapitel hinzu, das ist der allgemeine Wille“, sagte der DEB-Coach nach dem Penaltykrimi gegen die Schweiz (3:2).
Wie die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. sich auch diesmal unerschütterlich präsentierte, war fast beispiellos und nötigte tonnenweise Respekt und Anerkennung ab. „Ich bin stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein und diesen riesigen Schritt im Turnier zu gehen. Das ist ein großer Erfolg für das deutsche Eishockey“, sagte Marcel Noebels, der den entscheidenden Penalty in eindrucksvoller Manier verwandelt hatte. Der zweimalige PENNY DEL-Spieler des Jahres stand am Donnerstag sinnbildlich für das neuerlich aufopferungsvoll kämpfende DEB-Team, war sein Einsatz doch bis zum Spieltag fraglich gewesen. Doch Noebels biss sich durch. „Es war einfache eine geile Leistung des gesamten Teams“, erklärte er.
Längst hat Eishockey-Deutschland das Nationalmannschaftsfieber erfasst, bei SPORT1 steigen die Zuschauerquoten von Spiel zu Spiel. Die Begeisterung erreicht das DEB-Team auch aus der Ferne. „Wir wissen, dass ganz, ganz viele Leute zu Hause zuschauen, darauf sind wir stolz“, betonte Markus Eisenschmid und Marco Nowak versprach: „Wir werden einfach alles geben, wir werden genauso weiterspielen wie wir aufgehört haben und ich glaube mit der Mannschaft, mit der Leistung vom ersten bis zum letzten Spieler haben wir eine gute Chance, etwas Großes zu erreichen.“
Das Signal des Spirits dieses besonderen Teams, das viele an die Olympia-Mannschaft von 2018 erinnert, soll sich verbreiten bis weit über das WM-Turnier hinaus und helfen, die Begeisterung für den Eishockeysport zu verstärken und zu einem anhaltenden Effekt zu führen. „Es gibt Vorbilder zur Genüge in dieser Mannschaft“, führte Sportdirektor Christian Künast, „da kann man mehrere herausnehmen: den Mathias Niederberger mit seiner stoischen Ruhe, den Moritz Müller, bei dem man sieht, was Teamgeist bedeutet oder ein Korbinian Holzer, der durch dick und dünn geht und alle auf seinen Schultern trägt. Die Aufzählung könnte man fortführen.“
Am Samstag werden sie wieder zusammenhalten, sich in Schüsse werfen, weder sich noch den Gegner schonen. „Die Jungs halten so hart zusammen. Ohne diese Emotionen glaube ich nicht, dass wir stehen würden, wo wir jetzt stehen“, sagte Toni Söderholm zu den Szenen nach dem Sieg gegen die Schweiz, verdeutlichte aber auch: „Gleichzeitig haben wir auch gesehen, als sie sich beruhigt hatten, dass die Möglichkeit unglaublich schön ist, die wir jetzt haben. Wir richten wirklich alle mentalen und körperlichen Kräfte auf das Halbfinale.“ Weil die Zeilen über das erstaunlichste Kapitel dieser Geschichte noch geschrieben werden sollen.
Fotos: Peter Schatz