Julia Zorn genoss den Gewinn des deutschen Meistertitels nach dem Final-Four-Turnier in tiefen Zügen, war er doch auch so etwas wie ein doppelter Triumph. „Es ist umso schöner, dass wir belohnt wurden“, sagte die Stürmerin des ESC Planegg im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, „weil die Meisterschaft auch so ein bisschen für letztes Jahr steht, als uns noch ein Sieg gefehlt hätte und dann die Saison abgebrochen wurde.“ Der Finalerfolg beim 4:1 gegen die Eisbären Juniors Berlin und die Kür zum ersten Meister im deutschen Eishockey seit Ausbruch der Corona-Pandemie war somit in Füssen fraglos ein besonderer Höhepunkt für die Kapitänin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft – es soll aber nicht der letzte in dieser Saison gewesen sein.
Ab dem 22. März startet Zorn als Teil eines großen vorläufigen Kaders des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. in die Vorbereitung auf die Frauen-WM 2021 in der kanadischen Provinz Nova Scotia (Halifax und Truro). Vom 6. bis 16. Mai treffen sich die besten Teams der Welt nach der pandemiebedingten Absage 2020 zum wichtigsten jährlichen Turnier – und die DEB-Auswahl möchte dort eine gute Rolle spielen. „Ich glaube, wir werden sehr gut vorbereitet sein“, blickte U18-Frauen-Bundestrainerin Franziska Busch voraus, die in Vertretung für den aktuellen Interims-Sportdirektor Christian Künast als Headcoach fungieren wird.
Drei Vorbereitungsphasen in Füssen sind im Wechsel mit individuellen Trainingswochen zu Hause geplant, bevor am 23. April der Abflug nach Kanada erfolgt. Zunächst trifft sich in einer Woche ein großer Kader mit 30 Feldspielerinnen und vier Torhüterinnen, ehe schrittweise reduziert wird. Vor Ort müssen sich alle Teams dann in eine achttägige Einzelquarantäne begeben, am 1. Mai dürfen die Mannschaften erstmals Eis auf kanadischem Boden berühren. „Wir hoffen, dass noch Testspiele zustandekommen, das hängt aber an den Beschränkungen und Bestimmungen“, sagte Busch.
Das Final-Four-Turnier der Frauen-Bundesliga war in Richtung WM somit auch für die Nationalspielerinnen in den vier besten Teams der DFEL eine wichtige Bühne, bot es neben sportlicher Meriten auch die Gelegenheit, sich den DEB-Verantwortlichen von der besten Seite zu zeigen. „Alle Spiele waren auf einem guten Niveau, man sieht die Fortschritte und es ist schön für das Trainerteam, dass die Nationalspielerinnen hier in den Vereinen eine große Rolle spielen“, betonte Künast. Von einem „tollen Erlebnis für die Spielerinnen“ sprach Busch, das Zuschauen bei der Meisterschaftsentscheidung habe „Spaß“ gemacht.
Auch im Finale nutzten DEB-Spielerinnen die Chance für beste Eigenwerbung. Kerstin Spielberger etwa war mit zwei Treffern ein Garant für Planegger Sieg und im Tor glänzte unter anderem mit einem abgewehrten Penalty Franziska Albl, die bereits tags zuvor im Halbfinale gegen den ECDC Memmingen auf ganzer Linie überzeugt hatte. „Die Mannschaft, die zweimal eine gute Leistung abgerufen hat, hat letztlich gewonnen“, sagte Busch und Künast wandte den Blick auf die bevorstehende Regenerationswoche: „Jetzt haben alle Nationalspielerinnen eine Woche frei, die haben sie sich auch verdient nach der Saison.“
Generell warten wichtige Monate auf die DEB-Frauen. Nicht nur das WM-Turnier ist ein wesentlicher Meilenstein, vor allem auch das Qualifikationsturnier für Olympia 2022 vom 11. bis 14. November dieses Jahres birgt eine große Chance, dem deutschen Frauen-Eishockey zu mehr Präsenz zu verhelfen. Und dann gibt es noch die Gedankenspiele beim DEB, sich auch einmal um eine Frauen-WM zu bemühen. „So wie ich das Frauen-Eishockey in den letzten beiden Jahren kennengelernt habe, hätten sie es verdient. Sie arbeiten intensiv und mit großer Leidenschaft“, erklärte Künast. DEB-Präsident Franz Reindl macht durchaus Hoffnung: „Die Idee ist da, auch die Bestrebungen sind da. Eine Eishockey-WM im eigenen Land, egal in welcher Klasse, ist immer förderlich für den Sport.“
Alle Fotos: Dominic Pencz
Hier gibt es den Beitrag zum Final-Four-Turnier aus der Sendung “Blickpunkt Sport” vom Sonntagabend.
Hier ist der Kader für die WM-Vorbereitungsphase 1 (22. bis 26. März 2021 in Füssen):