Die deutschen Nordamerika-Profis können auf einen ereignisreichen Monat zurückblicken. Während sich Leon Draisaitl und Dominik Kahun mit den Edmonton Oilers im Aufwärtstrend befanden, dann aber zwei Zu-Null-Niederlagen gegen die Toronto Maple Leafs kassierten, Nico Sturm bei Minnesota Wild gerade richtig in Fahrt. NHL-Rookie Tim Stützle schaffte mit den Ottawa Senators eine Trendumkehr und wurde zum NHL-Neuling des Monats gekürt, Tobias Rieder ist mit den Buffalo Sabres allerdings in einem echten Tief. In der American Hockey League (AHL) wird seit dem 5. Februar gespielt, auch dort sind deutsche Profis dabei. Die NHL bescherte den Fans zudem zwei Freiluft-Spiele der besonderen Art am Lake Tahoe – eines mit Philipp Grubauer und der Colorado Avalanche.
Der Februar in Nordamerika aus deutscher Perspektive in der Übersicht:
Leon Draisaitl (Edmonton Oilers)
Der Kölner knüpfte an seine Leistungen aus dem Januar nahtlos an und ist gerade auf einem Kurs, der ihm nach Abschluss aller 56 Hauptrundenspiele theoretisch eine Ausbeute von annähernd 80 Punkten bescheren könnte. Zum Vergleich: In einer regulären Saison mit 82 Spielen wären das hochgerechnet über 110 Punkte und damit in der Nähe seiner Rekordsaison aus dem Vorjahr „Leon ist noch besser als letztes Jahr. Sobald er auf dem Eis ist, ist er gefährlich – und das kann man nicht über viele Spieler sagen. Er ist einfach noch kompletter geworden“, sagte Ex-Bundestrainer Marco Sturm, der aktuell Co-Trainer der Los Angeles Kings ist, im Podcast „Die Eishockey Show“. Auch die Edmonton Oilers insgesamt waren in den zurückliegenden Wochen durchaus erfolgreich. Mit sieben Siegen aus den letzten zehn Spielen befindet sich Draisaitls Team derzeit auf Rang zwei der North Divison.
Philipp Grubauer (Colorado Avalanche)
Eine besondere Ehre wurde Goalie Philipp Grubauer zuteil, der beim ersten Spiel der beiden diesjährigen NHL-Outdoor-Games am Lake Tahoe zwischen den Pfosten stand und mit der Colorado Avalanche gegen die Vegas Golden Knights gewann. Dass die grelle Sonne an diesem Tag ziemlichen Einfluss nehmen sollte, machte sich nicht nur bemerkbar, weil Grubauer vor dem Spiel eine Sonnenbrille unter seiner Maske trug, sondern auch dadurch, dass das Spiel schon nach dem ersten Drittel unterbrochen werden musste. Trotz Temperaturen von 0 Grad Celsius bildeten sich große Löcher im Eis, die dafür sorgten, dass neben den Spielern auch die Offiziellen regelmäßig stürzten. Acht Stunden später, um 21 Uhr Ortszeit, wurde die Begegnung fortgeführt und der Rosenheimer trug mit 37 gehaltenen Schüssen maßgeblich zum 3:2 bei. Mit einem Schnitt von 2,20 Gegentoren pro Spiel und einer Fangquote von 91,5% gehört er weiter zu den Top Goalies in der NHL.
Tim Stützle (Ottawa Senators)
Mit zuletzt vier Siegen aus fünf Spielen sind die Ottawa Senators auf bestem Wege, sich vom Tabellenkeller zu entfernen und gerade jetzt erspielt sich Tim Stützle noch mehr das Vertrauen seines Headcoaches D.J. Smith. Für seine steigende Eiszeit belohnte er sich in den letzten acht Spielen mit einem Tor und sieben Assists und wurde von der NHL als bester Rookie des Monats ausgezeichnet. Insgesamt fünf Tore und neun Vorlagen in 21 Spielen bringen ihn auf Rang zwei der Rookie-Scorerliste hinter dem Russen Kirill Kaprizov (17 Punkte). „Es ist unglaublich, dass er in dem Alter in der Liga ist. Wenn er für Deutschland gespielt hat, hat er schon gezeigt, was er kann und er wird mit Sicherheit noch sehr viele Spiele in der NHL bestreiten. Es freut mich auch, dass immer mehr deutsche Spieler in die Liga rücken“, sagte Philipp Grubauer in einem Gespräch mit dem SID über Stützle. Im vergangenen Monat kam der Viersener auf eine Eiszeit von etwa 17 Minuten pro Partie. Zuletzt bildete Stützle eine Formation mit Drake Batherson und Josh Norris – quasi eine „deutsche“ Angriffsreihe. Bathersons Vater Norm spielte einst für die Straubing Tigers und Norris‘ Papa Dwayne war eine prägende Figur bei den Kölner Haien und den Frankfurt Lions. Weitere bemerkenswerte Notiz: Beim Shootout-Sieg gegen die Montreal Canadiens überwand Stützle bei seinem ersten Penaltyschuss in der NHL keinen Geringeren als Carey Price.
Dominik Kahun (Edmonton Oilers)
Das Highlight des vergangenen Monats waren für Dominik Kahun seine beiden Tore gegen die Vancouver Canucks, mit denen er am 24. Februar maßgeblich zum 4:3 seiner Oilers beitrug. Für Kahun war es damit bereits das zweite Zwei-Tore-Spiel seiner NHL-Karriere, beide Treffer legte Leon Draisaitl auf, mit dem Kahun nach kurzer „Versetzung“ wieder in einer Formation aufläuft. Aktuell steht der Olympia-Silberheld von 2018 nach 24 Spielen bei je vier Toren und Vorlagen.
Tobias Rieder (Buffalo Sabres)
Einige positive Corona-Fälle bei den Buffalo Sabres, auch Headcoach Ralph Krueger war betroffen, brachten das Team mit Stürmer Tobias Rieder außer Tritt. Etliche weitere Spieler mussten das sogenannte „COVID-19-Protocol“ durchlaufen, was zu gleich sechs Spielverlegungen führte. Das COVID-19-Protocol greift in der NHL, wenn Spieler oder Staff-Mitglieder entweder positiv getestet wurden, bestimmte Symptome aufweisen oder Kontaktpersonen waren. Dieses Verfahren schreibt unter anderem eine Quarantäne vor, die erst nach einer bestimmten Anzahl negativer Tests verlassen werden kann. Der Februar war so ein mehr als durchwachsener Monat für die Franchise aus dem Bundestaat New York, weil auch sportlichen wenig gelang. In neun Spielen wurden nur zwei Siege eingefahren und damit sind die Sabres derzeit NHL-Schlusslicht.
Nico Sturm (Minnesota Wild)
Nico Sturm verbuchte jüngst seine ersten drei NHL-Tore in der Hauptrunde und fügte auch noch den ersten Assist der Saison hinzu. Sein überhaupt erster Treffer in der besten Eishockey-Liga der Welt war dem Augsburger im Sommer beim NHL-Re-Start gelungen, in der Nacht zum 25. Februar folgten nun die ersten beiden Tore in der sogenannten „regular season“. Neben einem Empty-Net-Treffer verhalf Sturm dem aufstrebenden Team aus dem „Hockey State“ mit einem frech abgeschlossenen Alleingang gegen Landsmann Philipp Grubauer zu einem 6:2 gegen die Colorado Avalanche. Sein drittes Tor im Februar erzielte der 25 Jahre alte NHL-Rookie gegen die Los Angeles Kings im Duell mit Namensvetter Marco Sturm, dem Assistant-Coach der Kalifornier. Minnesota Wild gehört gerade zu den formstärksten Teams der Liga, gewann sieben seiner letzten zehn Spiele.
Marc Michaelis (Vancouver Canucks)
Der Stürmer steht weiterhin im erweiterten Aufgebot der Vancouver Canucks, der sogenannten Taxi Squad, musste sich aber weiterhin gedulden und wartet noch auf seinen ersten NHL-Einsatz für das Team aus der Olympiastadt von 2010.
Thomas Greiss (Detroit Red Wings)
Die Detroit Red Wings sind im Umbruch und es wird noch Zeit brauchen, bis das Team aus Michigan wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen kann. Im Februar gab es zumindest fünf Siege. Thomas Greiss kommt bislang bei 16 Einsätzen auf einen Gegentorschnitt von 3,37 pro Spiel, eine Fangquote von 88,5 Prozent und gewann ein Spiel.
Lean Bergmann (San Jose Sharks/San Jose Barracuda)
In seinen bisher fünf Saisonspielen für das AHL-Team der San Jose Sharks steuerte Bergmann einen Assist bei. Die San Jose Barracuda stehen nach dem Februar bei drei Siegen aus sechs Spielen. Über gute Leistungen in der AHL will sich Bergmann für seine nächste NHL-Bewährungschance empfehlen.
Tom Kühnhackl (Bridgeport Sound Tigers)
Mit einem Vertrag beim Farmteam der New York Islanders in der AHL hat der 29-jährige Landshuter nach der auskurierten Verletzung die Möglichkeit, sich wieder für die NHL anzubieten. Freuen darf sich Kühnhackl darüber, dass er bei den Bridgeport Sound Tigers als Assistenzkapitän eine Führungsrolle im Team übernimmt. Ähnlich wie die NHL ist auch die AHL in dieser Ausnahme-Saison in fünf unterschiedlich große Divisionen eingeteilt, gespielt wird in der Hauptrunde ausschließlich dort. Kurios hierbei, dass die Atlantic Division mit Bridgeport aus lediglich drei Teams besteht. Die Providence Bruins und Hartford Wolf Pack wird Kühnhackl bald in- und auswendig kennen.
Leon Gawanke (Winnipeg Jets/Manitoba Moose)
Nach sechs Spielen in der PENNY DEL für die Eisbären Berlin wurde Leon Gawanke zurück ins kanadische Winnipeg berufen, wo er für das Partnerteam der Jets, Manitoba Moose, in der AHL aufläuft. Bereits vergangene Saison absolvierte er hier eine volle Spielzeit und überzeugte. „Ich bin sehr dankbar, dass ich in Berlin trainieren und spielen durfte“, sagte Gawanke, der im letzten November beim Deutschland Cup seine ersten Länderspiele absolvierte. In bisher neun AHL-Spielen kam der Rechtsschütze bisher auf drei Assists, die Teambilanz ist mit vier Siegen und fünf Niederlagen durchwachsen.
Dominik Bokk (Carolina Hurricanes/Chicago Wolves)
Mit dem Saisonstart der AHL beorderten die Carolina Hurricanes Dominik Bokk nach Nordamerika, wo er sich bei den Chicago Wolves ins NHL-Blickfeld spielen soll. Interessant ist hierbei, dass sich aufgrund des Verzichts dreier Mannschaften am diesjährigen AHL-Spielbetrieb, die Nashville Predators und Carolina Hurricanes die Wolves als Farmteam teilen. Entwicklungsspieler beider Franchises stehen daher im Kader des Teams aus dem Bundesstaat Illinois stehen. Bokk gelang zwar noch kein Treffer, dafür verzeichnete er aber in bisher sieben absolvierten Spielen drei Vorlagen.