Bernhard Ebner hieß der goldene Schütze beim 4:3-Sieg nach Verlängerung in Russland / Von 0 auf 100: Michaelis mit dem Pepita-Hut
Und plötzlich herrschte Stille im mit über 11.000 Zuschauern sehr gut besetzten „Bolshoy Ice Dome“ von Sotschi. Irgendwie hatte Bernhard Ebner in der Verlängerung die Scheibe vor das russische Tor „geworfen“, wie es im Eishockey so schön heißt. Ob Vorlagengeber Sebastian Uvira das Spielgerät noch irgendwie abgefälscht hatte, dem Torwart die Sicht nahm oder ob es doch der eigene Verteidiger war, von dessen Hose der Puck eine Richtungsänderung einschlug – alles völlig egal. Gerade hatte Deutschland mit 4:3 nach Verlängerung in Russland gewonnen.
So richtig konnten es die Akteure selber kaum glauben. Sie freuten sich wie Kinder. Lachten, flachsten, hatten einfach Spaß. Klar, ein Sieg in der Vorbereitung ist noch lange kein WM-Endspiel und noch längst kein Olympisches Finale. Ergebnisse sind in der momentanen Phase eher nebensächlich. Trotzdem war man nicht nur ein bisschen stolz auf diese „Mini-Sensation“. Das sah auch Bundestrainer Marco Sturm so: „Wir haben Moral bewiesen. Die Jungs haben sich auch nach dem 1:3-Rückstand nicht aus dem Konzept bringen lassen und weiter an ihr System geglaubt.“
Besonders Marc Michaelis dürfte sich gefreut haben. Der 22 Jahre alte Collegespieler war erst verspätet am Mittwoch zum Team gestoßen. Der Arbeitsnachweis des Debütanten: Zwei Länderspiele, zwei Tore. Sowohl beim 1:4 gegen Russland am Freitag gelang dem Stürmer der Ehrentreffer, gestern folgte dann der zweite Streich. Ziemlich frech obendrein. Michaelis‘ Lohn: Der Pepita-Hut. Zuletzt hatte Patrick Reimer seinem Coach Marco Sturm das gute Stück nach dem Sieg über Kanada bei den Olympischen Spielen überreicht. Michaelis‘ Einstand ging demnach direkt von 0 auf 100. Ein gewisser Freddy Tiffels lässt grüßen.
Das kleine Erfolgserlebnis in Russland tut also gut. Mehr aber auch nicht. Sturm wird nicht müde zu betonen, dass es noch ein langer Weg ist, bis man wieder auf Betriebstemperatur kommt. Gerade, weil neue Gesichter dabei sind. Die Erwartungshaltung mag steigen, der Bundestrainer allerdings hält den Puck lieber flach. In der kommenden Wiche geht es in Weißwasser und Dresden gegen die Slowakei. Auch hier sei man nicht unbedingt favorisiert. Sturm formuliert es anders: „Wir wollen den Schwung in die kommende Woche mitnehmen.“