Kanada – Russland 4:2 (0:0; 0:2; 4:0)
Köln // Das vorgezogene Finale
Nach einem Abstecher nach Paris, mit dem Viertelfinalspiel gegen die Tschechische Republik (3:0 RUS), trafen die Russen in Köln erneut auf die Kanadier, die das deutsche Team sehr knapp mit 2:1 ausgeschaltet hatten.
Man konnte getrost sagen, dass Team Russia ein Heimspiel hatte. „Russia, Russia!“ und „Scheibu, Scheibu!“ hallte es wie in den vorherigen Russland-Partien auch schon, durch die gut gefüllte, aber nicht ausverkaufte LANXESS arena. Ein Großteil der 16.469 Zuschauer war dem russischen Team zugetan. Es dauerte bis in die 15. Spielminute als Mark Scheifele die erste Strafzeit kassierte, die Russen ein wenig Überhand gewannen, die Nordamerikaner dies aber unbeschadet überstanden. Man hatte das Gefühl, keiner wollte in Rückstand geraten, nur keinen Fehler machen. Es wurde ein unterhaltsames Spiel in dessen ersten Drittel die russischen Spieler elf Schüsse auf das Tor von Calvin Pickard abfeuerten. Auf der anderen Seite konnte Andrei Vasilevski (Tampa Bay Lightning) alle sieben Schüsse abwehren.
Mit zunehmender Spieldauer wurde das Spiel offener. Yevgeni Kuznetsov brach den Bann in der 33. Minute, als er von der linken Seite so freigespielt wurde, dass er die Scheibe nur noch am rechten Torkreis stehend ins leere Tor schieben musste. Die Kanadier, wieder geschwächt durch ein Foul, mussten in der Folge sogar noch das 0:2 hinnehmen. Nikita Gusev beendete eine Traumkombination über Vadim Shipachyov und Artem Panarin mit seinem fünften Turniertreffer. Die Kanadier hatten das Schussverhältnis im Mittelabschnitt ausgeglichen gestalten können – 12:12, lagen aber mit zwei Toren zurück.
Kanada startete den Schlussspurt im Schlussdrittel in Überzahl. 30 Sekunden waren noch übrig. 17 Sekunden waren gespielt, da schlugen die Kanadier dann zu. Scheifele mit seinem dritten Tor und achten Skorerpunkt im WM-Verlauf schoss zu einem psychologisch sehr günstigen Zeitpunkt den Anschluss. Das Spiel nahm weiter an Fahrt auf und die Strafzeiten häuften sich. In der 56. Minute wurde die Halle ruhig – der Kanadier Nate MacKinnon hatte sich die Scheibe geschnappt, war vor das russische Tor gekurvt und hatte das schwarze Spielgerät links unten versenkt. Ab der 57. Minute wurden die osteuropäischen Fans noch ruhiger – soeben hatte Ryan O´Reilly die erstmalige Führung für den Weltmeister erzielt. Nun musste Russland alles riskieren und nahm ihren Torwart zugunsten eines sechsten Angreifers vom Eis. Knapp 30 Sekunden vor Schluss der Partie war es dann Sean Couturier vorbehalten, die Scheibe in das leere Tor zu schießen. 4:2! Finale!
Mike Matheson (Florida Panthers): „Ich weiß nicht unbedingt, ob man sagen kann, dass wir die ersten beiden Drittel schlecht gespielt haben! Sie haben einfach Vorteile aus den Gelegenheiten gezogen, die sie von uns, mehr oder weniger freiwillig, bekommen haben. Wir haben aber nie den Kopf in den Sand gesteckt! Wir kamen mit dem Glauben in das letzte Drittel und dann hatten wir auch eine kleine Hilfe durch unser schnelles Tor! … Das ganze Turnier haben wir von Spiel zu Spiel geschaut, und jetzt stehen wir im Finale – es ist vollkommen egal, wen wir als Gegner bekommen, aber wir werden uns das andere Halbfinale heute Abend anschauen!“
Tore: 0:1 (32:16) Kuznetsov; 0:2 (34:50) Gusev {PP}; 1:2 (40:17) Scheifele {PP}; 2:2 (55:07) MacKinnon; 3:2 (56:58) O´Reilly; 4:2 (58:53) Couturier
Strafen: 10 (USA) : 22 (RUS)
Zuschauer: 16.469
Schweden – Finnland 4:1 (1:1; 2:0; 1:0)
Köln // Schweden im Finale gegen Kanada
Nachdem Kanada als erster Finalist feststand, ging es im rein skandinavischen Duell zwischen Schweden und Finnland um den zweiten Finalisten. Man konnte die Rivalität der beiden praktisch spüren. Nach gerade einmal 109 Sekunden führten die Schweden mit 1:0 – Alexander Edler von den Vancouver Canucks hatte ein schönes Anspiel von Nicklas Bäckström verwertet. Die Finnen zeigten sich aber wegen des schnellen Rückstands nicht geschockt und knappe drei Minuten später schlugen sie durch Kemppainen zurück. Mit einem zu diesem Zeitpunkt gerechten 1:1 ging es erstmals in die Kabine.
Im zweiten Drittel konnte sich Harri Sateri im Tor der Finnen nicht über mangelnde Arbeit beklagen und die Schweden wussten die Überlegenheit auch gleich in Tore umzumünzen. Zwei Powerplaysituationen wurden erst durch John Klingberg (25.) und danach durch William Nylander (35.) erbarmungslos ausgenutzt. Mit dem 3:1 ging es in die Kabine und das Finale war zum Greifen nahe – 20 Minuten fehlten noch!
Man merkte den finnischen Spielern an, dass sie sich noch nicht aufgegeben hatten. Sie warfen alles nach vorne, aber ermöglichten ihren Nachbarn so auch die Chance auf Konter. Aber Henrik Lundquist auf Seiten der Schweden erwies sich wieder einmal als Meister seines Fachs und so fiel das Tor auf der anderen Seite (53:52) durch Joakim Nordström. Finale: KANADA – SCHWEDEN
Dennis Everberg: Wir haben uns heute voll an den Spielplan gehalten. Wir wussten, wie sie spielen werden. Sie haben auf unsere Fehler gewartet, doch wir haben unsere Sache eigentlich ganz gut erledigt. Klar spielte da auch die Rivalität zwischen uns eine Rolle! Seit ich mich entsinnen kann – anfangs vor dem Fernsehen – war immer eine besondere Atmosphäre bei Spielen gegen Finnland. Und das wird auch immer so bleiben. … Morgen gegen Kanada wird es schon sehr viel Spaß geben. Es ist nur ein Spiel und da kann viel passieren. Wenn wir wie heute zusammenstehen, uns an den Plan halten, kann viel passieren!
Tore: 0:1 (1:49) Edler; 1:1 (4:45) Kemppainen; 2:1 (24:36) Klingberg {PP}; 3:1 (34:52) Nylander {PP}; 4:1 (53:52) Nordström
Strafen: 6 (SWE) : 10 (FIN)
Zuschauer: 11.242
Text: Ivo Jaschick