Der Berliner tourt seit einigen Jahren mit Tennisstars wie Angelique Kerber oder Mikhail Youzhny durch die Welt / “Berliner Schnauze” amüsiert die Nationalmannschaft
Die Anreise der Nationalspieler zum Deutschland-Cup ist überschaubar. Der Berliner Jonas Müller sowie das Wolfsburger Trio Felix Brückmann, Gerrit Fauser und Björn Krupp haben die weiteste Anreise nach Augsburg. Normalerweise ist Bundestrainer Marco Sturm ohnehin derjenige, der, von seinem Wohnort aus Florida kommend, die längste Strecke nach Deutschland zu bewältigen hat. Mit Jetlag hat Sturm nichts mehr zu tun, schließlich weilt er bereits seit knapp zehn Tagen wieder in Deutschland.
Das sieht bei André Kreidler ganz anders aus. Über 12.000 Kilometer und 15 Flugstunden Anreise stecken gerade in den Knochen des Physiotherapeuten, der sich gemeinsam mit seinem Münchener Kollegen Martin Abraham um das körperliche Wohl der Nationalspieler kümmert.
Der Hintergrund für Kreidlers Weltreise: Der gebürtige Berliner betreut auch die beste Tennis-Spielerin der Welt, Angelique Kerber. Mit der deutschen Weltranglisten-Nummer eins bewältigte Kreidler gerade ihre Asien-Tour, inklusive der gerade zu Ende gegangenen Damen-Weltmeisterschaft in Singapur. „Ich bin jetzt fünf Wochen lang unterwegs gewesen, bin am Dienstagmorgen in Berlin gelandet und dann am Nachmittag nach München weitergeflogen“, lächelt der „Physio“ etwas müde. Der kurze Aufenthalt reichte gerade mal, um frische Klamotten zusammenzupacken.
Kreidler verkörpert das, was man eine „Berliner Schnauze“ nennt. Einer, der immer einen flotten oder lustigen Spruch auf den Lippen hat. Es kommt nicht selten vor, dass beim Mannschaftsessen herzlich gelacht wird, wenn Kreidler loslegt. „Wenn man ihn etwas fragt, erhält man eigentlich nie eine vernünftige Antwort“, grinst auch Bundestrainer Marco Sturm und bestätigt: „Jeder hat schon sein Fett wegbekommen, auch ich.“
Was völlig okay ist. Dem Bundestrainer liegt viel daran, dass bei der Arbeit auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Schließlich sollen sich seine Spieler auch neben dem Eis wohlfühlen. Ein funktionierendes Staff-Team ist für Sturm genauso wichtig wie eine harmonierende Mannschaft auf dem Eis. Vom Busfahrer über die Betreuer bis hin zu den Physiotherapeuten muss es passen. Sturm nickt: „Das Kollektiv ist das A und O. Wir sind ein Team und alle gleich.“
Kreidler kennt das Gefühl, Teil eines großen Teams zu sein, ganz genau. Von 2005 bis 2011 war er beim ERC Ingolstadt in der DEL tätig, reiste im Anschluss daran mit den Tennisstars Mikhail Youzhny, Janko Tipsarevic, Oliver Marach oder Sergey Stakhovsky durch die ATP-Welt. Ein echter Weltenbummler eben. „Man sieht viele, interessante Plätze, kommt ganz schön rum“, sagt Kreidler, der zeitweise auch für die Eisbären Berlin tätig ist.
Noch von der gelungenen Olympia-Qualifikation der Nationalmannschaft in Riga ging es über Wuhan, Peking, Hong Kong weiter nach Singapur. Natürlich gibt es auch die Kehrseite der Medaille. „Man ist lange weg von zu Hause und wohnt quasi nur im Hotel. Mit der Zeit geht die Reiserei auch an die Substanz“, erklärt Kreidler, der aber immer wieder betont, dass es „immer noch großen Spaß macht“.
ANDRÉ KREIDLER ÜBER MARKUS FLEMMING
„Es ist schade, dass der Flemming dabei ist, schließlich ist er mit Abstand der Gesichtsälteste des ganzen Teams“
Wie bei der Nationalmannschaft. Dass auch sein Berliner Kumpel und Mental-Coach Markus Flemming in Augsburg mit dabei ist, macht die Sache für Außenstehende noch interessanter. Die beiden verpassen schließlich kaum eine Chance, sich gegenseitig aufzuziehen. „Es ist schade, dass der Flemming dabei ist, schließlich ist er mit Abstand der Gesichtsälteste des ganzen Teams“, sagt Kreidler ohne eine Miene dabei zu verziehen. Der Konter des Diplom-Sportpsychologen folgt postwendend: „Naja, Kreidler kann sein Gesicht immerhin bis zum Nacken waschen.“
Für eine gewisse Portion Humor wird in diesen Tagen beim Deutschland Cup jedenfalls gesorgt sein …