Eine Legende wird 75! Am heutigen Freitag, den 17. Oktober 2025, feiert Erich Kühnhackl Geburtstag, und wir nehmen das zum Anlass, auf die außergewöhnliche Karriere eines Mannes zurückzublicken, der das deutsche Eishockey wie kein Zweiter geprägt hat. Er ist der „Eishockeyspieler des Jahrhunderts“, ehemaliger DEB-Vizepräsident und Olympia-Held von 1976: Kühnhackl holte in Innsbruck sensationell Bronze und schrieb damit ein Kapitel deutscher Sportgeschichte, das unvergessen bleibt. Viermaliger Deutscher Meister, Rekordhalter für die meisten Saisontore – große Erfolge reihen sich in seiner Vita aneinander.
Kühnhackls Karriere begann in der Tschechoslowakei, wo er geboren wurde und seine ersten Schritte auf dem Eis machte. „Dort war Eishockey wie bei uns heute der Fußball. Immer im Mittelpunkt. Über die Spiele in der Schule und die Schulmeisterschaften bin ich zum Verein gekommen“, erzählt er im Interview mit der Eishockey NEWS in der aktuellen Wochenausgabe. Nach der Ausreise 1968, nur drei Tage nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen, landete die Familie in Landshut. Hier entwickelte sich der junge Stürmer unter Trainer Karel Gut rasant weiter. In seiner zweiten Saison beim EV Landshut wurde er erstmals Deutscher Meister und erzielte in 35 Spielen 21 Tore. „Damals war das Eishockey das Größte, was es hier in Landshut gab. Mit der Zeit habe ich mitbekommen, wie bedeutsam das ist. Die Spiele waren ausverkauft, es gab Empfänge“, berichtet der Jubilar.
Das Wunder von Innsbruck: Eine Medaille, ohne es zu wissen!
Olympia 1976 sollte den größten Erfolg Kühnhackls darstellen. Die Schlusssirene war nach dem abschließenden 4:1-Sieg gegen die USA verklungen, doch niemand wusste so recht, was das alles bedeutete. Erich Kühnhackl und seine Teamkollegen verließen das Eis von Innsbruck 1976 mit gemischten Gefühlen. Bronze? Rang vier? Die Verwirrung war perfekt. Deutschland lag punktgleich mit den USA und Finnland auf dem dritten Platz. Schnell war klar: Die USA hatten wegen des Torverhältnisses keine Chance auf Bronze. Doch zwischen Deutschland und Finnland wurde es kompliziert. Im direkten Vergleich hatten die Finnen mit 9:8 Toren die Nase vorn, Deutschland musste sich mit 7:6 geschlagen geben. Bronze für Finnland, Rang vier für Deutschland. So einfach schien die Rechnung.
Doch halt – damals galt nicht die Tordifferenz, sondern der Torquotient. Eine Regel, von der kaum jemand wusste. Also wurde gerechnet und nachgerechnet: Die erzielten Tore geteilt durch die kassierten Tore. Finnland kam auf 1,125. Deutschland auf 1,167. Mit hauchdünnen 0,041 Punkten Vorsprung hatte sich die deutsche Mannschaft Bronze gesichert. Es war das „Wunder von Innsbruck“. Das Absurde daran: Kühnhackl und seine Teamkollegen wussten nichts von ihrem Glück. Enttäuscht waren sie bereits auf dem Weg zurück in die Kabine, als ihnen plötzlich jemand zur Bronze-Medaille gratulierte. Ungläubige Blicke, dann die Erkenntnis: Sie hatten es tatsächlich geschafft!
In Köln zum Eishockeystar gereift
Es folgte kurz danach der Wechsel zu den Kölner Haien, bei denen er endgültig zum begehrten Star wurde. „Als der Erich nach Köln kam, war er schon eine große Spielerpersönlichkeit, die aber durch den Wechsel noch einmal richtig aufgewertet wurde“, erinnert sich der ehemalige Nationalspieler Udo Kießling, mit dem Kühnhackl zwei Meisterschaften gewann. „Köln war ja damals schon eine Millionenstadt. Das Drumherum war riesig. Und da kam eben der Jochem Erlemann (Anm., damaliger Präsident des Kölner EC). Der hatte die finanziellen Möglichkeiten. Und er hätte alles machen können. Deshalb hatte der Verein auch so viel Erfolg.“ In den drei Jahren bei KEC holte der 1,96 Meter große Hüne (Spitzname „Der Lange“) zweimal den Meistertitel.
Schließlich kehrte Kühnhackl „der Familie wegen“ nach Landshut zurück. 1980 folgte sein Meisterstück: 84 Tore in 48 Bundesligaspielen – ein bis heute gültiger Rekord. 1983 krönte er seine Zeit beim EVL mit der vierten und letzten Meisterschaft seiner Karriere. Nach zwei Spielzeiten beim EHC Olten in der Schweiz kehrte er 1986 nach Landshut zurück, wo 1989 seine beispiellose Laufbahn endete. Kühnhackl wurde 1997 in die Hall of Fame des Eishockey-Weltverbands IIHF aufgenommen und 2000 zum „Deutschen Eishockeyspieler des Jahrhunderts“ gewählt. Mit 134 Toren und 224 Punkten ist er nach wie vor der Rekordhalter der Eishockey-Nationalmannschaft.
Nach seiner aktiven Laufbahn arbeitete Kühnhackl bis 2007 als Trainer, von 2008 bis 2014 war er Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes. Er lebt heute weiterhin in Landshut und widmet sich der Erich-Kühnhackl-Stiftung, deren Zweck unter anderem die Unterstützung von Nachwuchsmannschaften ist. „Für mich war und ist meine Familie immer am allerwichtigsten“, sagte Kühnhackl kürzlich. Eine Haltung, die den Menschen hinter der Legende zeigt.
Alles Gute, Langer!
