DEB-Sportdirektor Christian Künast hat gerade die alljährliche Reise nach Nordamerika abgeschlossen und bringt vielfältige Erkenntnisse mit aus den Gesprächen mit den deutschen NHL-Spielern und Klubverantwortlichen. Eine Pause gibt es jedoch nicht, denn der 54-Jährige bereitet sich im März auf die kommenden Großereignisse der Nationalmannschaften vor. Im April und Mai stehen gleich drei Weltmeisterschaften für die DEB-Teams an – und auch die Playoffs verfolgt er mindestens mit einem Auge. Im Interview spricht Künast über die kommenden Herausforderungen dieser intensiven Saisonphase für den DEB.
Christian, Bundestrainer Harold Kreis und du haben die NHL-Reise gerade hinter sich. Was hast du aus den Tagen in Nordamerika mitgenommen?
Christian Künast: „Grundsätzlich haben wir eine überaus positive Haltung gegenüber der Nationalmannschaft wahrgenommen. Sofern möglich, wollen alle deutschen Athleten bei den Turnieren für Deutschland spielen. Natürlich gibt es immer Rahmenbedingungen, die dann passen müssen, damit es beispielsweise mit einer WM-Teilnahme funktioniert. Insgesamt waren die Gespräche positiv und wir haben eine große Dankbarkeit festgestellt, dass wir persönlich vor Ort waren und den direkten Austausch gesucht haben.“
Inwieweit erfahrt ihr auch etwas, was die Spieler ganz persönlich betrifft und wie vertrauensvoll sind die Gespräche mit den deutschen NHL-Spielern?
Christian Künast: „Wir erfahren selbstverständlich viele individuelle Dinge, weil die Ausgangslagen bei den meisten Spielern mit ihren Klubs unterschiedlich sind. Nehmen wir Nico Sturm als Beispiel. Er hat uns im Gespräch angedeutet, dass der Trade kommen wird und er dennoch gerne zur WM kommen möchte. Jetzt spielt er bei den Florida Panthers, einem absoluten Titelfavoriten, und es ist anzunehmen, dass sie weit kommen werden. Das bedeutet für uns, dass eine WM-Teilnahme in diesem Fall vermutlich unwahrscheinlich ist. Und so gibt es eben bei jedem Spieler das ein oder andere, was wir in den Gesprächen erfahren. Da geht es um Eiszeiten, um die Situationen in den Teams, vertragliche Dinge und Persönliches. Uns freut, dass wir eine große Offenheit uns gegenüber wahrnehmen.“
Neben den Nationalspielern trefft ihr in der Regel auch Verantwortliche der Klubs und Liga. Was nehmt ihr hier mit?
Christian Künast: „Wir haben alle wichtigen Ansprechpartner getroffen, die wir auf unserer Liste hatten und wir hatten insgesamt einen sehr interessanten Austausch. Die Klubs nehmen uns wahr und sind bemüht, uns entsprechend zu empfangen. Unsere Reise ist in Tampa gestartet, dort wollten wir im Rahmen der Partie gegen die Seattle Kranken Philipp Grubauer treffen, der zu dieser Zeit allerdings in der AHL aktiv war. Dennoch haben uns die Verantwortlichen der Tampa Bay Lightning drei Tage lang betreut und Termine mit dem Coaching Staff sowie dem General Manager vermittelt. Das sind wertvolle Einblicke und ein gegenseitiger Austausch, der unsere Verbandsarbeit voranbringt. Wir sprechen offen über internationale Veranstaltungen, wie die Weltmeisterschaft oder die Olympischen Winterspiele. Darüber hinaus erhalten wir auch Informationen, wie die nordamerikanischen Verbände wie Hockey Canada oder USA Hockey arbeiten.
Wie bereits erwähnt war neben den Weltmeisterschaften auch Olympia 2026 Thema in den Gesprächen mit den Spielern. Wie war die Resonanz dazu?
Christian Künast: „Wir haben alle Rahmenbedingungen und Termine, die uns derzeit bekannt sind, mit den Spielern besprochen. Sie haben diese Info auch schriftlich erhalten. Die Vorfreude bei allen Spielern auf Olympia ist groß. Zumal es ja ein sehr stark besetztes Turnier werden wird, was die einzelnen Teams angeht. Alle wollen mit den Besten kommen.“
Du bist jetzt wieder zurück in Deutschland und hast im Prinzip nur wenige Wochen, bis es wieder mit voller Intensität weitergeht mit den Weltmeisterschaften für die Frauen, die U18-Auswahl und den Männern. Wie blickst du auf dieses Pensum?
Christian Künast: „Ich bin es gewohnt zu reisen und sehe das als Privileg an. Es standen jetzt noch einige Veranstaltungen nach dem Ende der Hauptrunden in den Ligen an, heute startet zudem ein dreitägiges IIHF-Meeting, an dem ich teilnehme. Dann steht für uns noch die Bundestrainer-Konferenz auf der Agenda, bevor noch eine Office-Woche im März ansteht. Dann gehen schon die Turniere los. Das ist immer eine intensive und spannende Phase, auf die ich mich persönlich sehr freue. Wenn das durch ist, bin ich auch froh über eine kurze Verschnaufpause, um dann wieder die neue Saison zu planen.“
Die Frauen starten als erstes DEB-Team in ihre WM. Wird das Turnier eine besondere Herausforderung gerade nach so einem überragenden Erfolg wie der Olympia-Qualifikation?
Christian Künast: „Ich glaube, genau das ist die größte Herausforderung nach so einem emotionalen Highlight wie der Olympia-Qualifikation. Wir müssen das abhaken und dürfen deshalb nicht zufrieden sein. Wir wollen den nächsten Schritt machen und der wird nicht einfach. Aber genau diese Veränderung hat vor zehn Jahren mit Marco Sturm im deutschen Eishockey begonnen. Es geht darum, nie zufrieden zu sein, sondern immer den nächsten Schritt zu machen und dafür alles zu geben.“
Dann folgt schon die U18-WM, die in den USA stattfindet. Die DEB-Auswahl ist zurück in der besten WM-Gruppe, es ist zudem die letzte Maßnahme von Bundestrainer Patrick Reimer. Wie blickst du auf dieses Turnier voraus?
Christian Künast: „Zentral ist bei uns im Moment das Thema, einen Nachfolger für Patrick Reimer zu finden, der uns nach der WM verlässt. Diese U18-WM wird ein besonderes Event – während der Vorbereitung werden im Rahmen einer Vereinbarung zwischen USA Hockey, IIHF, NHL und den teilnehmenden Verbänden, mit den potenziellen Prospects des NHL-Drafts, verschiedene Test (On- und Off-Ice) durchgeführt. Dadurch erhoffen wir uns deutliche Erkenntnisse, wo die Spieler im Vergleich stehen und welche Fähigkeiten sie besitzen. Rein sportlich wird es für uns ein schweres Turnier. Wir sind Aufsteiger und treffen auf absolute Top-Nationen. Wir wissen, dass wir im U18-Bereich noch nicht auf diesem Entwicklungstand sind. Daher ist es aus meiner Sicht ein Erfolg, wenn wir die Klasse halten.“
Parallel läuft auch die WM-Vorbereitung der Männer an. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Christian Künast: „Wir nehmen wahr, dass es bislang sehr gute Zahlen beim Ticketverkauf für unsere vier Heim-Länderspiele gibt. Das freut uns sehr, weil es dem Team viel bedeutet, vor den eigenen Fans den Feinschliff für die kommende WM vorzunehmen. Letztlich gilt es wie immer, den optimalen Kader für das Turnier zu finden.“
Neben den Planungen für die Weltmeisterschaften laufen in allen Ligen die Playoffs. Wie viel bekommst du davon noch mit?
Christian Künast: „Ich schaue mir viele Spiele im TV oder Livestream an. Aus DEB-Sicht sind natürlich die Playoffs in unseren verbandseigenen Ligen, wie in der Oberliga oder auch die Finalspiele der blossom-ic DFEL ein Highlight. Diese werde ich natürlich beobachten. Selbstverständlich schaue ich mir auch die ein oder andere Statistik in dieser Saisonphase an, da gibt es auch immer wieder spannende Erkenntnisse. Ich bin ein großer Sportfan und verfolge einfach gerne die heiße Phase der Saison.“