Sebastian, deine erste Maßnahme als U18-Frauen-Bundestrainer hast du bereits hinter dir, die Zweite steht kurz bevor – vielleicht kannst uns ein bisschen daran teilhaben lassen, wie der Einstieg in dein neues Amt ablief.
Sebastian Jones: „Die erste Maßnahme lief sehr gut – das, was wir uns als Trainerteam vorher vorgenommen hatten und die Ziele, die wir uns gesetzt hatten, haben wir erreicht. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in meiner neuen Rolle. Ich hatte mich im Vorfeld schon sehr gefreut, dass die Arbeit mit den Spielerinnen „endlich“ losgeht – das ist das, was ich gerne mache. Wir waren am Anfang alle ein bisschen aufgeregt, aber das hat sich schnell gelegt und wir haben dann ein paar lehrreiche Tage gemeinsam in Füssen verbracht. Ich habe einige Erkenntnisse über die allgemeinen Abläufe gewinnen können, hier werden wir für den nächsten Lehrgang noch das ein oder andere anpassen. Wenn wir jetzt unser erstes gemeinsames Turnier spielen, muss ich glücklicherweise nicht bei null anfangen – in dieser Hinsicht habe ich ja schon Erfahrungen sammeln können, als ich in der letzten Saison als Assistenztrainer dabei war.“
Es ist noch früh in der Saison – aber welche Erkenntnisse habt ihr trotzdem schon über das Team gewinnen können?
Sebastian Jones: „Punktuelle Erkenntnisse über jede unserer Spielerinnen haben wir auf jeden Fall gewonnen. Ich habe sie teilweise zum ersten Mal live gesehen und nicht nur auf dem Bildschirm. Wir hatten für unsere erste Maßnahme einen sehr großen Kader nominiert und es war schön zu sehen, dass wir eine recht ausgeglichene Leistungsdichte haben. Wir verfügen über eine stabile Basis und die Spielerinnen besitzen bereits eine gute Grundausbildung. Dies ist über die letzten Jahre besser geworden, was uns zeigt, dass in den Vereinen gute Arbeit geleistet wird.“
Welche Erkenntnisse hast du über dich selbst als Trainer gewinnen können?
Sebastian Jones: „Ich weiß gar nicht, ob ich das hier so sagen kann (lacht) – ich hatte die Erkenntnis, dass ich doch ein bisschen lieber mit den Spielerinnen auf dem Eis arbeite als am Schreibtisch zu sitzen. Und mein Gefühl, dass ich hier am richtigen Ort bin, hat sich komplett bestätigt. Die Arbeit im Allgemeinen, die Arbeit mit den Spielerinnen und der Austausch mit meinem Trainerteam – das fühlt sich alles gut an und macht mir großen Spaß. Auch die Spielerinnen waren bei der letzten Maßnahme mit viel Freude bei der Sache und das ist für das ganze Trainerteam eine positive Erfahrung. Trotz harter Arbeit hat die Mannschaft vorbildlich mitgezogen und war immer mit Freude auf dem Eis und so erreicht man eben auch positive Veränderungen.“
Wie würdest du dich als Trainertypen bezeichnen oder welchen Trainingsstil verfolgst du?
Sebastian Jones: „Ich habe schon viel dazugelernt seit meinem Start als U18-Frauen-Bundestrainer. Ich glaube, dass das Wichtigste für mich ist, dass wir als Trainerteam uns immer wieder vor Augen halten, dass die Spielerinnen das Wichtigste sind. Wir versuchen alles immer mit dem Hintergedanken zu tun, dass es das Beste für die Spielerinnen ist und wir ihnen so helfen, sich weiterzuentwickeln.“
Gibt es Trainer aus deiner eigenen aktiven Zeit, die dich hinsichtlich deiner jetzigen Tätigkeit beeinflusst haben?
Sebastian Jones: „Ich glaube tatsächlich, dass man von jedem Trainer, den man als Spieler hatte oder mit dem man jetzt zusammenarbeitet, immer etwas lernen kann. Aber ich kann und möchte nicht wie Trainer XY sein, sondern ich bin ich. Man sollte als Trainer nicht versuchen jemanden zu kopieren den man gut findet, sondern man sollte sich selbst treu bleiben und authentisch sein. Das ist enorm wichtig, damit man bei seinem Gegenüber glaubwürdig bleibt.“
Wen rufst du an, wenn du mal eine Zweitmeinung brauchst?
Sebastian Jones: „Wir sind ein großes Trainerteam und sind im ständigem Austausch – vor allem mit den Coaches der anderen Nationalmannschaften. Wir haben uns alle von Anfang an darauf verständigt, uns gegenseitig offenes Feedback zu geben und uns zu unterstützen. Das ist eine sehr enge Zusammenarbeit und jeder kann offen seine Meinung kundtun.“
Was sind eure nächsten Ziele mit der U18-Frauen-Nationalmannschaft?
Sebastian Jones: „Wir haben uns beim letzten Lehrgang einen ersten guten Überblick verschaffen können und haben, auf und neben dem Eis, einige Kleinigkeiten angefangen zu erarbeiten. Diese und andere Themen werden wir jetzt auch bei der kommenden Maßnahme weiterentwickeln. Die Spielerinnen haben alle ein entsprechendes Einzel-Feedback erhalten, damit sie wissen, woran sie im Speziellen arbeiten sollen.“
Welche mittel- bzw. langfristigen Ziele habt ihr anvisiert?
Sebastian Jones: „Unsere Aufgabe bei der U18-Frauen-Nationalmannschaft ist es, möglichst den Weg zu Jeff, also zu den A-Frauen zu verkürzen. Das Ziel ist, dass wir es schaffen, die Spielerinnen aus dem U18-Kader mittelfristig so weiterzuentwickeln und die relevanten Dinge mitzugeben, damit sie eines Tages den Schritt in die Frauen-Nationalmannschaft schaffen können. Dabei ist für mich als Trainer aber der Fakt, dass die Spielerin im Mittelpunkt steht, zu keiner Zeit zu vernachlässigen.“
Du bist bei den Maßnahmen viel mit deiner Mannschaft auf dem Eis – machst du in deiner Freizeit viel Sport, um mit den Spielerinnen mithalten zu können?
Sebastian Jones: „Welche Freizeit denn? (lacht) Ich mache von allem so ein bisschen, aber außer in den Kraftraum zu gehen, nichts wirklich regelmäßig. Letztes Jahr habe ich zwei bis dreimal im Trainer-/ Betreuer-Team von Crimmitschau in einer Eishockey-Hobbyliga mitgespielt. Ansonsten setze ich mich ab und zu mal auf’s Fahrrad und erkunde die Gegend. Ein bisschen Sport zu treiben ist mir schon wichtig und es ist vor allem auch ein guter Ausgleich zum Alltag.“