Das erste Turnier deiner U16-Männer steht kurz bevor – deinen „persönlichen“ Saisonauftakt hast du gerade hinter dir. Du warst beim Hlinka Gretzky Cup dabei – vielleicht kannst du kurz von deinen Erfahrungen dort berichten und in Worte fassen, was du davon mitnimmst.
Robin Beckers: „Allein schon der Trip an sich war für mich etwas Besonderes: Im Rogers Place zu coachen und mit einer Nationalmannschaft gegen die besten internationalen Teams anzutreten, war eine großartige Erfahrung. Und es war auch eine Ehre für mich, von Patrick Reimer als Assistent ausgewählt worden zu sein. Wir konnten sehen, dass wir, wenn wir konsequent, physisch und am Spielplan agieren, mit vielen Nationen mithalten können. Aber auch, dass uns Nationen wie Kanada und die USA noch voraus sind.“
Zur U16: Eine neue Saison bedeutet im Nachwuchsbereich auch immer, viele neue Spieler – wie kommt es zur Kaderfindung und wie verschaffst du dir möglichst schnell einen Überblick über den neuen Jahrgang?
Robin Beckers: „Wir sichten die Spieler immer schon ein Jahr im Voraus, parallel zur aktuell laufenden U16-Saison. Bei verschiedenen Turnieren, in den Vereinen und natürlich bei den Bundessichtungen in Füssen, mache ich mir mit meinem Trainerkollegen Florian Ondruschka ein umfassendes Bild von den Spielern. Hier ist es ganz wichtig, dass wir uns mit den Landestrainern abstimmen, denn sie kennen die Spieler schon länger und können auch etwas zu ihrer Persönlichkeit und Entwicklung sagen. Wir führen mit allen Spielern Einzelgespräche und versuchen sie so auch abseits des Eises als Personen kennenzulernen. Das ist uns sehr wichtig.“
Warum hast du dich dazu entschieden im Nachwuchsbereich zu arbeiten? Was ist das Besondere daran?
Robin Beckers: „Ich bin damals, noch während meines Studiums, in den Nachwuchsbereich reingerutscht und bisher dort geblieben. Es macht mir Spaß, den jungen und hungrigen Spielern Inhalte zu vermitteln und sie auf ihrem Weg zum Profi und hoffentlich eines Tages zum Nationalspieler zu begleiten.“
Was muss einem jungen Spieler hauptsächlich vermittelt werden, der zum ersten Mal bei einer Nationalmannschaft mit dabei ist?
Robin Beckers: „Wir versuchen ihnen immer als erstes unsere Werte zu vermitteln und sprechen darüber, was wir von ihnen erwarten und was sie von uns erwarten können. Dazu gehören Rechte und Pflichten eines Nationalspielers, wie wir uns bei Turnieren und Maßnahmen als Nationalspieler verhalten wollen und wie wir uns gegenseitig behandeln möchten. Inhaltlich vermitteln wir den Spielern die Wichtigkeit des Athletiktrainings, des Trainierens allgemein und versuchen eine taktische Basis zu legen. Die Saison ist immer kurz, daher beschränken wir uns auf das Verteidigen, das Aufbauspiel und grundsätzliche Prinzipien in den vier Rollen des Eishockeyspielers.“
Ihr habt eine handvoll Maßnahmen im Jahr, bei denen du in Erscheinung trittst, aber das Bundestrainer-Amt ist ein Ganzjahres-Job. Vielleicht kannst du uns einen kurzen Einblick geben, wie deine Tätigkeit außerhalb einer Maßnahme aussieht.
Robin Beckers: „Neben der Planung und Durchführung der Maßnahmen besteht das Tagesgeschäft oft aus vielen Telefonaten mit Kollegen, um Informationen über die Spieler einzuholen. Ich bin außerdem während der Saison bei fast allen U17 Division 1 Vereinen mindestens zwei Mal, begleite oder leite Trainings und spreche vor Ort mit meinen Spielern oder potenziellen Spielern sowie deren Coaches. Ich möchte einen guten Austausch, das ist mir sehr wichtig. Wenn ich unterwegs bin, dann immer, um eine Message zu senden, aber auch, um von den Kollegen zu lernen und Dinge mitzunehmen. Das ist auch dahingehend wichtig, die reale tagtägliche Vereinsarbeit nicht aus den Augen zu verlieren. Am Wochenende schaue ich häufig Spiele der U17 und scoute meine Spieler für die nächsten Turniere. Manchmal vor Ort, öfter auch Online, weil ich hier einfach mehrere Spiele am Tag und damit mehr Spieler sehen kann.“
Als was für einen Typ Trainer würdest du dich beschreiben?
Robin Beckers: „Ich bin ein offener und nahbarer Trainer, der die Entwicklung der Spieler als Fokus hat. Es geht mir immer um den Spieler. Dabei versuche ich die Balance zu halten zwischen den verschiedenen Rollen, die man als Trainer dem Spieler gegenüber einnimmt. Ich lerne gern, möchte auch mich selbst immer weiterentwickeln und bin davon überzeugt, dass wir Trainer immer voneinander, aber auch von den Spielern lernen können. Dabei versuche ich, die mir wichtigen Werte zu vermitteln: Respekt, Disziplin, gutes Benehmen und eine gute Arbeitseinstellung. Diese Werte versuche ich auch vorzuleben.“
Gibt es einen anderen Trainer, der dich beeinflusst hat und von dem du Dinge in deine jetzige Arbeit einfließen lässt?
Robin Beckers: „Da gibt es sicher einige. Von meinem Kollegen in Schweden, Fredrik Kariander (U20, AIK SKelleftea), habe ich sehr viel gelernt und mitgenommen. Außerdem war und ist Franz David Fritzmeier immer ein Mentor für mich gewesen. Natürlich meine Bundestrainerkollegen, aber auch Karl Schwarzenbrunner (DEB-Bundestrainer Wissenschaft & Ausbildung), der meine Arbeit als Trainer ganz im Allgemeinen sehr positiv beeinflusst hat. Ich denke auch, dass wir von Coaches anderer Sportarten viel lernen und mitnehmen können. Das durfte ich beispielsweise während meiner Zeit an der Trainerakademie in Köln erfahren.“
Hast du ein Lebensmotto oder Leitspruch, der dich bei deiner Karriere begleitet?
Robin Beckers: „Never be to big, to do the small things that need to be done“ (All Blacks). Es ist egal, welche Position Du hast, sei dir niemals zu schade, die Dinge zu machen, die gemacht werden müssen. Deine Stellung definiert sich nicht über deine Position oder den Titel, den Du trägst, sondern darin, wie Du in den Augen anderer auftrittst und wahrgenommen wirst.“