Thomas Willenbacher (Teamsport Deutschland): „Wir werden daran arbeiten, den Weg zurück zu einer gewissen Normalität zu ebnen“

Teamsport Deutschland ist die institutionalisierte Interessengemeinschaft der fünf größten deutschen Mannschaftssportverbände, die sich aktiv für die Verbesserung der sportlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Mannschaftssportarten einsetzt. Teamsport Deutschland wurde im März 2017 gegründet. Zu den Mitgliedern gehören der Deutsche Basketball Bund (DBB), der Deutsche Eishockey-Bund (DEB), der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der Deutsche Handballbund (DHB) und der Deutsche Volleyball-Verband (DVV). Thomas Willenbacher ist Leiter des Hauptstadtbüros von Teamsport Deutschland und war als Interessensvertreter nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie in stetigen Dialog mit der Politik, um für die Belange der Mannschaftssportverbände zu argumentieren. Im Interview mit deb-online.de erklärt er die Bedeutung der Vereinigung Teamsport Deutschland.

deb-online.de: „Es ist nun genau ein Jahr her, dass die Coronahilfen für den Profisport bewilligt worden sind. Wie fällt die Rückschau auf diese Phase des Dialogs bis zur Bewilligung aus?“

Thomas Willenbacher (Leiter Hauptstadtbüro Teamsport Deutschland): „Insgesamt positiv. Teamsport Deutschland hatte schon sehr früh, nachdem klar war, dass die Pandemie zu erheblichen Einschränkungen im Mannschaftssport führen wird bzw. der Sport komplett zum Erliegen kommt, Gespräche mit der Politik aufgenommen. Wir haben regelmäßig Gespräche mit dem Haushaltsausschuss sowie dem BMI geführt, unter anderem auch mit dem Bundesinnenminister Horst Seehofer. Letztlich hat der Haushaltsausschuss die Coronahilfen Profisport beschlossen und das BMI hat diesen in der Billigkeitsrichtlinie umgesetzt. Gleichzeitig muss man auch die interne Zusammenarbeit innerhalb des Mannschaftssports herausheben. Wir haben in regelmäßigen Besprechungen gemeinsame Positionen erarbeitet und immer mit einer Stimme gesprochen. Dieses Vorgehen hat gezeigt, wie viel wir im Schulterschluss gemeinsam schaffen können.“

deb-online.de: „Im September wurden dann auch die 3. Ligen außerhalb des Fußballs mit in das Paket aufgenommen. Was war hierfür maßgeblich? Welchen Einfluss hatte die Arbeit des Bündnisses Teamsport Deutschland in dieser Phase?“

Willenbacher: „Maßgeblich war, dass wir belegen konnten, dass auch die 3. Ligen als Profisport einzustufen sind bzw. auch hier erhebliche Zuschauerausfälle zu verzeichnen sind. Gerade der DEB hat dies mit Franz Reindl vorangetrieben und hat auch in unseren internen Sitzungen aufgezeigt, wie professionell die Clubs der 3. Liga bzw. Oberliga arbeiten und wie beeindruckend hoch die Zuschauerzahlen sind. Dadurch konnte Teamsport Deutschland diese Fakten den politischen Entscheidungsträgern mit an die Hand geben und hat schnell Unterstützung erfahren. Gleichzeitig wurden ja auch der Topf für die Coronahilfen Profisport erhöht – ein weiteres positives Signal der Politik, dass man uns ausdrücklich helfen wollte und immer noch will.“

deb-online.de: „Was ist der aktuelle Stand bei den Coronahilfen Profisport?“

Willenbacher: „Der Bund hat die Coronahilfen Profisport nun wie angekündigt bis zum 31.12.2021 verlängert. Das Hilfsprogramm hat in diesem Jahr damit einen Umfang von rund 325 Millionen Euro und übersteigt sogar den Betrag, der von den Antragsberechtigten abgerufen werden kann um ein Vielfaches. In diesem Jahr wurden bislang rund 75 Millionen Euro ausgezahlt und im letzten Jahr war es ein Betrag in ähnlicher Höhe.“

deb-online.de: „Warum ist Teamsport Deutschland als Vereinigung so bedeutend für die einzelnen Mannschaftssportverbände?“

Willenbacher: „Vor allem zunächst, weil man – wie in einer Mannschaft auch – gemeinsam stärker ist als alleine. Die in Teamsport Deutschland zusammengeschlossenen Verbände verbinden gemeinsame Herausforderungen. Diese werden bei uns gebündelt und in politische Positionen übertragen. Abgesehen von dem derzeit vorherrschenden Thema Corona sind das beispielsweise die Rahmenbedingungen für Internationale Sportgroßveranstaltungen, die Spitzensportreform, die Sportstätteninfrastruktur oder die Stärkung des Ehrenamtes. Teamsport Deutschland repräsentiert rund 8,5 Millionen Mitglieder in über 38.000 Vereinen mit ca. 150.000 Mannschaften im organisierten Sport. Damit stellen wir über ein Drittel aller Mitgliedschaften im DOSB dar – das hat politisches Gewicht.“

deb-online.de: „Was kann Teamsport Deutschland auf dem Weg aus der Pandemie noch beisteuern, worauf liegt der Fokus für die nächsten Monate?“

Willenbacher: „In den kommenden Monaten werden wir vor allem daran arbeiten, den Weg zurück zu einer gewissen Normalität zu ebnen und hoffen natürlich, dass dies mit den „drei Gs“ – Geimpften, Genesenen und Getesteten – auch funktionieren wird. Im Fokus steht natürlich, dass Sport wieder normal und mit so wenig Einschränkungen wie möglich stattfinden kann – dafür setzen wir uns bei der Politik ein. Dazu gehört auch, dass ein Wettkampfbetrieb mit Zuschauern – im Profi- wie im Breiten- und Nachwuchssport stattfinden kann. Zudem werden wir die Verlängerung der Coronahilfen Profisport weiterhin eng begleiten und den Clubs mit Rat und Tat zur Seite stehen, da mit einer vollständigen Rückkehr von Zuschauern in die Hallen womöglich noch nicht gerechnet werden kann.“

deb-online.de: „Wie läuft die Zusammenarbeit unter den Verbänden und wie war und ist der Input aus dem Eishockey zu bewerten?“

Willenbacher: „Die Zusammenarbeit ist von großer Solidarität und gegenseitigem Respekt geprägt. Dies hat auch die Coronakrise gezeigt, auch in schwierigen und für alle sehr fordernden Phasen sind wir diesem Weg erfolgreich treu geblieben. Zwei Mal im Jahr findet unsere Gesellschafterversammlung statt, hier besprechen wir in der großen Runde mit den Präsidenten und Generalsekretären bzw. Vorstandsvorsitzenden unsere Themen und Positionen. Der DEB ist dabei ein wichtiger Antreiber und Förderer von Teamsport Deutschland und versorgt uns immer mit wichtigen Informationen und unterstützt aktiv bei der Findung und Formulierung unserer politischen Positionen.“

deb-online.de: „Hatte Teamsport Deutschland stets das Ganze im Blick oder galt die Aufmerksamkeit vorwiegend dem Profisport?“

Willenbacher: „Nein, die Aufgabe von Teamsport Deutschland ist es, das Ganze im Blick zu halten – entsprechend der Mitgliedsverbände, die ebenso immer ihre Sportarten von der Breite bis zur Spitze im Blick haben. Der Profi- und Spitzensport ist natürlich eine wichtige Säule in der Sportartenentwicklung. Hieraus werden die Nationalspieler rekrutiert und die Profis sind Zugpferde und Vorbilder in den jeweiligen Mannschaftssportarten. Wir haben aber intensiv daran gearbeitet, dass der Breiten- und Jugendsport wieder stattfinden darf. Zunächst priorisieren mussten wir, um den größten wirtschaftlichen Schaden abzuwenden und Insolvenzen zu vermeiden. Gleichzeitig haben wir die Gefahr gesehen, dass ohne einen regelmäßigen Nachwuchssport Mitglieder verloren gehen und somit auch die Weiterentwicklung der Sportarten gefährdet wird. Daher haben wir uns sowohl bei der Sportministerkonferenz als auch bei der Ministerpräsidentenkonferenz für Ausnahmen von den Coronabeschränkungen im Jugend- und auch Nachwuchsleistungssportbereich stark gemacht.“