Frage: „Moritz Müller, die Enttäuschung war verständlicherweise groß nach dem Spiel um die Bronzemedaille. Habt ihr das Ganze schon etwas in Relation setzen können?“
Antwort: „Das konnten wir glaube ich auch vorher. Ich denke, die Erkenntnis der WM ist für mich persönlich gar nicht so sehr die Platzierung, sondern die Art und Weise wie wir gespielt haben und mit welcher Selbstverständlichkeit wir das auch gegen die großen Nationen getan haben. Das ist die Sache, die wir als Deutschland mitnehmen müssen in die nächsten Turniere und die in unseren Köpfen verankert bleiben muss. Dass wir mit breiter Brust rausgehen beim nächsten Turnier und sagen: Hey, wir wissen, wie hart es ist, auf diesem Level zu competen, aber wir können das. Das ist für mich die Message.“
Frage: „Eine Medaille wäre dennoch die verdiente Krönung gewesen.“
Antwort: „Schade, dass das mit der Medaille nicht geklappt hat. Ich denke, das Spiel gegen Finnland ist für mich so der Knackpunkt gewesen, ob es für die Medaille reicht oder nicht. Gegen die USA war der Kopf leer, ausgebrannt, da war nichts mehr übrig. Gegen Finnland waren wir wirklich besser, da haben wir uns jede Chance gegeben. Aber natürlich können wir das in Relation setzen und wissen, dass wir ein tolles Turnier gespielt haben.“
Frage: „Was hat sich bei der Nationalmannschaft getan, dass dieses Team mit so einem Wahnsinnscharakter auffällt? Dinge, wie dieses Schüsse blocken, haben etwas Beeindruckendes ausgelöst in Deutschland.“
Antwort: „Es fing an mit Marco Sturm, da kam ein Trainer, der an uns geglaubt hat und gar nicht verstehen konnte, warum wir gar nicht an uns selber glauben. Ich erinnere mich an ein Spiel bei der WM in St. Petersburg, das haben wir 2:5 gegen Finnland verloren und wir haben für unser Empfinden gedacht, wir hätten eigentlich ganz gut gespielt. Und er ist in der Kabine aus der Haut gefahren und da haben wir gemerkt, dass ihm das nicht reicht, einfach nur gut zu spielen, er will gewinnen. Und das mussten wir erst wieder lernen als deutsche Nationalmannschaft.“
Frage: „Toni Söderholm hat diesen Anspruch weiter verfestigt und noch forciert. Hat das DEB-Team dadurch dieses Niveau erreicht mit aktuell Platz fünf in der Weltrangliste?“
Antwort: „Die Fortführung von Marco Sturm ist Toni Söderholm, der das genauso weiterlebt und sich 100 Prozent mit uns und unserer Sache identifiziert. Er ist ein toller Trainer und ein toller Mensch, der beim Kaderbau darauf achtet, dass alle Charaktere da hineinpassen. Und wir haben unsere Grundtugenden, die uns von klein auf schon so geprägt haben: Eishockey, Stolz, Mut, Leidenschaft – und jetzt kommt noch das Talent hinzu. Der Lernprozess muss sein: Egal, wie viel Talent noch dazu kommt, diese Grundeigenschaften müssen immer da sein.“
Fotos: Peter Schatz