Den WM-Auftakt bravourös gemeistert, jetzt stellt sich der Weltranglistenerste in den Weg: Für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft folgt nach den beiden Siegen zum Turnierstart nun das Kräftemessen mit dem 24-maligen Weltmeister aus Kanada und die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm wird vor dem großen Namen keineswegs in Ehrfurcht erstarren. „Wenn man gegen Kanada spielt, dann ist man immer heiß, da hat man immer ein bisschen Extramotivation“, sagte Verteidiger Leon Gawanke, der gegen Norwegen (5:1) per Direktschuss seinen ersten Länderspieltreffer erzielte. Der gebürtige Berliner ergänzte mit Blick auf das Duell am Montagabend (live ab 19 Uhr bei SPORT1): „Wir sind bereit dafür und die Letten haben auch gezeigt, dass man Kanada schlagen kann.“
Toni Söderholm: “Es ist in dem Turnier sehr wichtig, dass jeder fühlt, dass er ein Teil der Mannschaft ist”
Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. nimmt Schwung mit aus dem ersten WM-Wochenende und fühlt sich vor allem auch gestärkt vom besonderen Mannschaftsgefüge, das sich unheimlich schnell entwickelt hat. „Der Teamgeist ist das Allerwichtigste, zwei Spiele in so kurzer Zeit fordern von jedem das letzte Fünkchen Leidenschaft. Es ist uns bisher sehr gut gelungen, als Mannschaft aufzutreten. Wir schätzen und mögen uns alle“, betonte Kapitän Moritz Müller einen bedeutenden Teil des Erfolgsrezeptes auch für das 9:4 gegen Italien am letzten Freitag. DEB-Coach Söderholm fügte hinzu: „Wir haben viel in dem Bereich gearbeitet, ich glaube, es ist in dem Turnier sehr wichtig, dass jeder fühlt, dass er ein Teil der Mannschaft ist und jeder die Energie mit reinbringt, wenn keine Fans dabei sind.“
Nicht zuletzt sprechen auch die 14 erzielten Tore eine deutliche Sprache, zumal bereits 18 der 20 eingesetzten Feldspieler mindestens einen Scorerpunkt beigetragen haben. Ob es die Berliner Formation mit Marcel Noebels, Lukas Reichel und Leo Pföderl ist, die Reihe mit Markus Eisenschmid, Matthias Plachta und Stefan Loibl, das Landshuter Trio Tom Kühnhackl, Tobias Rieder und Nicolas Krämmer oder Maximilian Kastner mit Frederik Tiffels und Lean Bergmann. Von allen Formationen ging bereits Gefahr aus, ebenso wie aus der Defensive immer wieder wechselseitig Unterstützung kommt. „Man hat sofort gemerkt, da ist ein Zusammenhalt, wir haben einfach Spaß da draußen und motivieren uns gegenseitig“, sagte Gawanke, der wie Rieder und Bergmann erst in Riga aus Nordamerika zum Team gestoßen war.
Moritz Müller: “Wir müssen direkt weitermachen in dem gleichen Tempo“
Der kommende Gegner aus dem Mutterland des Eishockeys hatte sich den Start ganz anders vorgestellt, das 0:2 gegen WM-Gastgeber Lettland war für die Ahornblätter ein nicht einkalkulierter Dämpfer. Umso energischer dürfte die Reaktion des Teams von Headcoach Gerard Gallant ausfallen. „Die Kanadier werden sich sicher steigern, uns erwartet bestimmt ein neuer Puls von ihnen, also müssen wir uns sehr, sehr gut vorbereiten“, merkte Söderholm an. Kapitän Müller ergänzte: „Wichtig wird sein, dass wir nicht durchschnaufen und sagen: Wann kommt der nächste vermeintliche Gegner auf Augenhöhe? Sondern, wir müssen direkt weitermachen in dem gleichen Tempo.“
Aus dem jungen kanadischen Kader stechen besonders einige hochbegabte Talente der letzten Draftjahrgänge hervor. Insgesamt gehören dennoch fast ausschließlich NHL-Profis dem Aufgebot an, selbst wenn die ganz großen Namen in diesem Jahr fehlen. „Wir gehen voller Vorfreude ran und müssen auch nicht nervös sein“, sagte Moritz Seider. Das deutsche Team habe nichts zu verlieren und wolle sich auch nicht verstecken: „Die Letten haben es uns vorgemacht. Es wird entscheidend, dass wir uns auf uns verlassen und uns nicht runterziehen lassen, wenn mal ein Fehler passiert, sondern einfach weitermachen.“