„Der Sport hat uns allen unheimlich viel für unsere Zukunft gegeben.“

Ein zweites Karriere-Standbein war Leonhard „Hardi“ Wild schon als Spieler wichtig – und durch die Liebe zum Kaffee schlug er dann sozusagen die Brücke. Mit einer eigenen Kaffeerösterei hat sich der ehemalige Eishockey-Torhüter bereits als Aktiver zusammen mit seiner Frau Steffi selbstständig gemacht. Unter dem Namen „Wildkaffee“ vertreiben die beiden bis heute fair gehandelte Kaffeebohnen aus aller Welt. In Garmisch-Partenkirchen unterhält Hardi’s neunköpfiges Team neben einer Showrösterei auch ein eigenes Café – nur ein paar Häuser weiter. Zu seinen Kunden gehören in der Eishockeywelt bekannte Namen wie der gebürtige Garmischer Marcus Weber, Tino Boos, Eduard Lewandowski oder Olympiaheld Marcus Kink – und auch Co-Trainer Ron Pasco bestellt regelmäßig größere Mengen Kaffee für seine Kölner Haie. Mit Nationalspieler Marcel Noebels von den Eisbären Berlin besteht seit einiger Zeit sogar eine kleine Partnerschaft.

Wild im Einsatz für den DEB in (00/ 01); Foto: City-Press

Doch fangen wir von vorne an: Ausgebildet im Nachwuchs des SC Riessersee schafft Hardi Wild mit 21 Jahren den Sprung in die DEL. Insgesamt 36 Spiele bestritt er hier für die Moskitos Essen, die Hamburg Freezers und die Kölner Haie, mit denen er seine größten Erfolge verzeichnete: die deutsche Vizemeisterschaft 2003 sowie den DEB-Pokalsieg 2004. Außerdem hütete er für fünf Spiele das Tor des DEB. Nach weiteren Saisons in der 2. Bundesliga zog sich Wild 2008 bei seinem DEL-Comeback für die Augsburger Panther eine schwere Verletzung zu, die ihn für anderthalb Jahre außer Gefecht setzen sollte.

Trotz des somit geplanten Karriereendes mit 28 Jahren kam Wild dennoch für zwei Spielzeiten zurück zu seinem Heimatverein SC Riessersee: „Als der SCR damals finanzielle Probleme hatte, sind alle meine alten Freunde zurück nach Garmisch gekommen. Da sie aber noch einen Torhüter brauchten, habe ich mich halt nochmal ins Tor gestellt“, erinnert sich Wild über seinen Rücktritt vom Rücktritt. So hing der heute 41-jährige noch zwei Spielzeiten dran, in denen er dem SC Riessersee zum Aufstieg in die 2. Bundesliga verhalf.

Hardi mit seiner Frau Steffi; Foto: Wildkaffee

Die Idee, neben dem Sport zusätzliches Geld zu verdienen, reifte früh. Im Alter von 22 Jahren eröffneten die Eheleute Wild eine Subway-Filiale in Garmisch-Partenkirchen, die bis heute unter einem neuen Besitzer betrieben wird. Durch die Liebe zum Kaffee und die bis dahin erlernten wirtschaftlichen Kenntnisse schlug es Wild dann aber doch schnell in eine andere Richtung. „Als ich 24 Jahre alt war, habe ich die ersten Barista-Kurse gemacht, mir eine Kaffeemaschine gekauft und daheim viel herumprobiert“, erzählt er rückblickend und bezeichnet seine Anfänge des Kaffeeröstens als „abenteuerlich“, da der Kaffeeröster weder ein Lehrberuf ist, noch es zu der Zeit die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung gab, wie es sie heute gibt.

Dank Steffis Unterstützung gelang es Wild, den Spagat zwischen Profisport und Selbständigkeit zu meistern, ehe er sich mit dem endgültigen Karriereende dem Kaffeerösten in vollem Umfang widmete. Mit dabei ist mittlerweile seit zehn Jahren der ehemalige Teamkollege und jetzige Röstmeister Josef Staltmayr. „Viele sagen, dass man nach Jahren des Profi-Eishockeys nichts lernt und dann später keinen Job bekommt. Ich sehe genau das Gegenteil. Ich würde jederzeit einen Profisportler einstellen, der mit Niederlagen umgehen kann, das nötige Selbstvertrauen hat und ein fittes Leben führt. Der Sport hat uns allen einfach unheimlich viel für unsere Zukunft gegeben.“, sagt Wild, der die gesammelten Erfahrungen aus dem Sport zu schätzen weiß.

Die Besuche bei seinen Kaffeebauern sind für Wild ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit; Foto: Wildkaffee

Erfahrungen sammelte er auch aus seinen Reisen um die ganze Welt. Nicht nur um an die besten und rarsten Kaffeesorten zu gelangen, besucht das Ehepaar zwei bis drei Mal pro Jahr ihre Kaffeebauern direkt vor Ort. „Wir legen sehr viel Wert auf den Rohkaffeeeinkauf und wollen sehen, wie auf den Plantagen gearbeitet wird und wie die Arbeitsbedingungen dort sind. Außerdem ist es uns wichtig, so unser Netzwerk aufzubauen und unsere Partner persönlich kennenzulernen. Dadurch kommen wir an spezielle Kaffeesorten, die es in den gängigen Supermärkten nicht gibt“, beschreibt Wild seine sogenannten Kaffeereisen. Die Partnerschaften von Wildkaffee erstrecken sich mittlerweile über vier Kontinente. Neben Indien besucht Wild seine Kaffeebauern auch in Ostafrika, Nord- und Südamerika. Als positiven Nebeneffekt nennt er, dass er es mehr und mehr zu schätzen lernt, wie privilegiert man in unserem Land lebt. „Wenn du das erste Mal in Nicaragua ankommst und siehst, wie die Menschen dort leben, dann weißt du, wie gut es uns in Deutschland geht“, erzählt Wild, der es auch als seine Aufgabe versteht, den Menschen zu vermitteln, dass das Kilo Kaffee für acht Euro im Supermarkt nicht funktioniert: „Ein Kilo Kaffee reicht einem Zweipersonenhaushalt locker für einen Monat. Wenn man aber so billigen Kaffee kauft, dann bleibt nach Kaffeesteuer, Mehrwertsteuer, Rösten, Verpacken und Transport kaum noch etwas für den Kaffeebauern. Ein paar Euro mehr für Kaffee auszugeben, verändert unser Leben nicht, dafür kann es das Leben der Kaffeebauern enorm verbessern.“

Der Weg zur Selbstständigkeit nach der Sportlerkarriere, das hat Wild erfahren, gestaltet sich nicht leicht, zumal sich Alltag und die Aufgaben in den wenigsten Punkten der Zeit als aktiver Profi ähneln. Daher ist der Austausch unter ehemaligen Teamkollegen wichtig. „Mich rufen oft Eishockeyspieler an, die sich selbstständig machen wollen und fragen, ob ich ihnen Tipps geben kann. Letztens habe ich beispielsweise mit Thomas Oppenheimer telefoniert, der sich mit einem eigenen Soßen-Konzept selbständig machen möchte“, sagt Wild. Aber auch mit seinen Kaffeekenntnissen versucht er Sportlern wie Eduard Lewandowski beratend zur Seite zu stehen: „Eddi trinkt kein Mineralwasser wegen des Säuregehalts, aber dafür in der Drittelpause Kaffee, der schon eine Stunde in der Filtermaschine brüht und dadurch schon sehr viel Säure entwickelt hat. Das ist für einen Sportler dann eher schädlich, wobei Kaffee eigentlich ein sehr gutes Sportlergetränk ist, wenn man ihn richtig zubereitet und die richtigen Bohnen verwendet.“ Aus diesem Grund beliefert Wildkaffee auch den Deutschen Eishockey-Bund e.V. und seine Nationalmannschaften mit seinen hochwertigen und handwerklichen gerösteten Kaffeebohnen.

Wer mehr über das Unternehmen erfahren und sein Kaffeewissen erweitern möchte, besucht die Wildkaffee-Homepage: www.wild-kaffee.de