Die Torwarttrainer-Ausbildung gewinnt genau wie die Torwartausbildung an sich immer mehr an Bedeutung im Eishockeysport. Wurde in der Vergangenheit möglicherweise noch zu wenig in diese Position investiert, so ist heute mit einem klaren Konzept ein guter Weg zu erkennen, in Zukunft immer mehr Torhüter*Innen aus dem deutschen Nachwuchs hervorzubringen – auch in qualitativer Hinsicht.
In der 18. Ausgabe des DEB-Podcasts „Coach the Coach“ ist Jan Kamenik, Ausbildungsleiter bei der Torwarttrainerausbildung des DEB, zu Gast bei Karl Schwarzenbrunner. Hauptberuflich lehrt Kamenik am Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB) die Fächer Spanisch und Sport, während er zusätzlich die Position des Torwarttrainers bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft innehat. Zuvor war er knapp zwölf Jahre Lehrer an der Sportschule im Olympiapark Berlin und fünf Jahre Torwarttrainer im Nachwuchs der Eisbären Berlin.
In Gesprächen, die Schwarzenbrunner mit Trainern und Trainerinnen führt, ergibt sich wiederkehrend eine Aussage: „Willst du im Eishockey erfolgreich sein, brauchst du einen guten Torhüter.“ Kamenik bestätigt dies, denn in seinen Augen spielt der Goalie auf der besten und zugleich komplexesten Position im Spiel. Was macht es also aus, Eishockeytorhüter*In zu sein, beziehungsweise mit ihnen zu arbeiten? Das sind die Fragen, an denen sich die beiden in dieser Folge orientieren.
„Der Torwart ist die ‚Last Line of Defense‘. Er steht immer auf dem Eis und wenn er oder sie einen Fehler macht, fällt es sofort auf“, sagt Kamenik, der dabei die körperliche Komponente, also die Größe und Athletik, als einen wichtigen Aspekt, aber nicht als Ausschlusskriterium sieht. Grundsätzlich ist er gleichwohl der Auffassung: „Torhüter*Innen müssen die besten Athleten in einer Mannschaft sein.“
Durch seine Erfahrungen im Eishockeynachwuchs kennt Kamenik die Themen, die für Kinder und Eltern in den unteren Altersklassen aufkommen: Wann ist man Torhüter*In? Braucht mein Kind eine Torwartmaske? Welche Ausrüstung ist für mein Kind am geeignetsten? Für Kamenik nachvollziehbare Fragen, bei denen er eine Beratung der jeweiligen Vereinstrainer für besonders wichtig erachtet. „Mit acht Jahren bin ich noch kein fester Torhüter, aber ich zeige hier vielleicht schon das Interesse, dass mir diese Position Spaß macht“, betont Kamenik, der den polysportiven Ansatz, der in der Torwartausbildung forciert wird, heraushebt. Gerade in den Altersstufen U9 und U11 sollten also Kinder die Möglichkeit haben, immer wieder zwischen der Feldspieler- und der Torhüterposition zu wechseln.
Ein weiterer Themenschwerpunkt im Gespräch war die Rolle eines Torwarttrainers*In in einem Team oder einer Organisation. Jeder Trainer*In hat bestimmte Prioritäten, auf die viel Wert gelegt wird. Gerade deshalb hebt Kamenik hervor: „Es ist wichtig, dass der Torwarttrainer nicht nur mit den Torhütern kommuniziert, sondern auch mit den anderen Trainern und auch dem Athletiktrainer.“ Im Eishockeytraining sollte es somit das Ziel sein, für alle Athleten*Innen spielnahe Situationen zu schaffen, auch für die Torhüter*Innen. Um das Torhütertraining also nicht zu vernachlässigen, müssen auch bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sein. „Mit einer funktionierenden Bohrmaschine um das Tor richtig zu verankern, ist schon vielen geholfen“, erklärt Kamenik beispielhaft.
Abschließend wirft er einen Blick in die Glaskugel und schildert, wo er die Torhüterposition in fünf bis zehn Jahren sieht. Die Größe des Spielfelds und die Torwartausrüstung nennt er dabei als entscheidende Faktoren, die sich in der näheren Zukunft ändern könnten. Ein Einbeziehen des Torwarts in den Spielfluss hält Kamenik für sehr wahrscheinlich: „Gerade durch die Regeländerung in der Verlängerung, drei gegen drei zu spielen, sehe ich den Torhüter als eine Art Quarterback, den man noch mehr einbinden kann. Wenn ich meinen Torwart anspielen kann, kann ich so kurzzeitig eine Überzahlsituation kreieren.“
Hier geht’s zur Podcast-Folge mit Jan Kamenik.