Ein besonders guter Aufbaupass in der Angriffsentwicklung, ein misslungener Bully mit umgehender Gefahr für das eigene Tor, ein auffällig gutes oder schlechtes Stellungsspiel, die Situation vor dem entscheidenden Treffer, eine strittige Szene: Mit dem Videoanalysetool Dartfish entgeht den DEB-Coaches nichts und quasi in Echtzeit haben Bundestrainer Toni Söderholm und Co. den Zugriff auf maßgebliche Momente eines Spiels. „Dartfish beinhaltet alles“, berichtet DEB-Interims-Sportdirektor Christian Künast, „vom Live-Cut bei Spielen bis zur Präsentation oder dem Teilen der Inhalte. Dartfish hat einen sehr, sehr hohen Standard.“
Auch für die Spieler*Innen sind wesentliche Informationen unkompliziert verfügbar. Der Trainer kann den Link zu bestimmten Spielsituationen auch aufs Smartphone schicken, so dass Videosequenzen mobil und jederzeit abrufbar sind. „Das läuft dann über Dartfish TV und eine verbandseigene Cloud, die wir definieren und inhaltlich nach den gewünschten Parametern bestücken“, sagt Künast. Inzwischen wird Dartfish auch in der Trainerausbildung genutzt und dies nicht zuletzt auch aufgrund der Präsentationsmöglichkeit, die die Software enthält.
Seit 2018 arbeitet der DEB mit dem Schweizer Unternehmen zusammen, das in vielen Bereichen des Spitzensports vertreten ist und mit über 70 Prozent der Olympia-Medaillengewinner von Pyeongchang kooperiert hat. „Wir haben einen sehr guten Austausch“, sagt Künast, „Dartfish ist sehr bemüht und teilweise fast rund um die Uhr für uns da. Sie sind ein sehr, sehr verlässlicher Partner in einem sehr wichtigen Bereich.“ Über den DEB können auch interessierte Vereine den Kontakt zu Dartfish aufnehmen.
Auch die Fribourg beheimatete Firma selbst hebt die Bedeutung der Kooperation mit dem Deutschen Eishockey-Bund e.V. hervor und die Vorteile, die daraus erwachsen. „Die Partnerschaft mit dem DEB ist ein weiterer wichtiger Schritt unseres Engagements im Eishockey“, sagt CEO Jean-Sebastien Merieux: «Die Gespräche mit den verschiedenen DEB-Teams werden erheblich zur Entwicklung des Dartfish-Eishockey-Ökosystems beitragen. Dies ist ein Beweis für unser Engagement, die Bedürfnisse von Eishockey-Teams, Clubs, Spielern und Fans in den Mittelpunkt unserer Strategie zu stellen.“
Die Umsetzung ist voll auf Praktikabilität ausgelegt. Der Videocoach oder -analyst hat auf seinem Tribünenplatz eine Antenne an seinem Laptop, die das Signal empfängt und transportiert. Über ein Funksystem ist er mit der Bank verbunden und kann sich über kurze Kommandos verständigen, nahezu ohne Zeitverzug Szenen markieren, speichern und den Trainer zur Begutachtung bereitstellen, die dann ihre Schlüsse ziehen und gegebenenfalls auch taktische Anpassungen vornehmen können. „Der einfachste Weg ist, dass der Videotrainer nach Vorgabe vom Cheftrainer mitschneidet. Der nächste Schritt ist das Live-Collaborate vom Analysten zur Bank, da werden die Szenen hingeschickt, der Trainer kann das Material dem Spieler zeigen, reinmalen, vor- und zurückspulen“, erklärt Künast.
Der DEB arbeitete etwa bei der U20-WM viel mit diesen Möglichkeiten. „Wir hatten einen Extrakanal und haben darin die Spiele gespeichert. Da hatte jeder Spieler dann die Möglichkeit, sich das jeweilige Spiel noch einmal anzusehen, wenn er will. Highlights, ganze Spiele, Szenen, Taktikschulung“, führt Künast aus. Auch bei den Länderspielen der Frauen im Februar in der Schweiz kam das System zum Einsatz. Jedes DEB-Team hat einen eigenen Kanal, dazu die DEB-Trainer, Karl Schwarzenbrunner (Bundestrainer Wissenschaft und Ausbildung) nutzte einen Kanal für die Trainerausbildung, der auch für die Videoprüfung zum B-Trainer verwendet wurde.
Und schließlich stellt die Bedienung ebenfalls keine große Hürde dar. „Es ist wie bei vielem Neuen“, sagt Künast, “du musst dich reinfuchsen. Wenn du dich damit befasst, dann wirst du besser, aber ein gewisses Technikgefühl hilft dabei.“ Zumal Technologien wie Dartfish längst unverzichtbar und ein wichtiges Puzzlestück für Top-Leistungen geworden sind.