Nach der gut einjährigen Zwangspause der Frauen-Nationalmannschaft zählte bei den drei Länderspielen in der Schweiz ganz Grundsätzliches vor allem anderen. „Das Wichtigste war, dass wir die Mannschaft wieder zum Spielen gebracht haben“, sagte DEB-Interims-Sportdirektor Christian Künast nach den zwei knappen Siegen und einer knappen Niederlage in Romanshorn am Bodensee. Der Frauen-Bundestrainer, den die eigentliche U18-Frauen-Bundestrainerin Franziska Busch aufgrund seines aktuellen Arbeitsfeldes diesmal an der Bande vertrat, stellte mit Blick in Richtung WM außerdem zufrieden fest: „Wir haben sehr viele Erkenntnisse bekommen, junge Spielerinnen rücken nach, der Kreis der Kandidatinnen für die WM ist größer geworden.“
Im Mittelpunkt stand jedoch die Freude, sich endlich und erstmals seit Februar 2020 international messen zu können – und für Franziska Busch auch die besonders reizvolle Aufgabe. „Es hat großen Spaß gemacht und war für mich eine Ehre“, sagte die frühere Nationalspielerin. Insgesamt zog auch sie ein positives Fazit. „Wir hatten ein bisschen Probleme“, erklärte Busch, „uns nach der langen Zeit international reinzufinden, aber man hat auch gesehen, dass wir in dem Jahr auf alle Fälle taktisch gut weitergearbeitet haben. Wir haben ein stabiles System, das hat uns geholfen.“
Dies kam bei einem Gegner auf Augenhöhe vor allem bei den Siegen vom Donnerstag und Freitag zum Tragen. Spiel eins entschied Emily Nix (Eisbären Juniors Berlin) mit dem siegbringenden Penalty zum 1:0, in Spiel zwei sorgten die Treffer von Kerstin Spielberger (ESC Planegg) und Nix für einen hart erkämpften 2:1-Erfolg. Das 3:4 im dritten Vergleich nach den Toren von Carina Strobel (ECDC Memmingen Indians), Theresa Wagner (ERC Ingolstadt) und Spielberger war zu verschmerzen. „Es macht Spaß, endlich wieder für Deutschland spielen zu können“, sagte Nix – und auch Torhüterin Jennifer Harss (Memmingen) pflichtete bei: „Es war schön, nach so langer Pause wieder für Deutschland zu spielen.“
Für Mannschaft und Trainerteam rückt nun die WM im Frühling in den Fokus, noch ist nicht ganz klar, wann sie stattfindet. „Es ist der Wunsch, dass man verschiebt und pandemiebedingt noch etwas Zeit gewinnt. Die Frauen-WM in Kanada mit den Spielorten Halifax und Truro soll um einige Wochen in den Mai verschoben werden“, sagte Präsident Franz Reindl jüngst in einem DEB-Interview. Daher arbeiten Busch und Künast derzeit an möglichen Szenarien für den Weg bis zum Turnier. „Wir haben einen Plan wie wir die Vorbereitung gestalten“, betonte Busch, „und warten noch auf die Informationen der IIHF.“
Die Nationalspielerinnen gehen dagegen am nächsten Wochenende wieder in den Ligaalltag und so langsam in die entscheidende Phase der Frauen-Bundesliga. Die WM bleibt im Hinterkopf auch präsent, zumal Busch feststellte, dass der Kampf um die Plätze im Team eröffnet sei, „wenn man bedenkt, dass für die WM noch die Spielerinnen aus Übersee hinzukommen.“ Und für den gewachsenen Kreis an Spielerinnen macht Künast schließlich auch die Unterstützung der Bundeswehr verantwortlich, die – auch wenn Länderspiele nicht möglich waren – immerhin einen regelmäßigen Lehrgangsbetrieb am Bundesstützpunkt in Füssen ermöglichte. „Wir haben gewusst, dass wir große Schritte gemacht haben, denn die Kooperation hilft uns enorm.“
Fotos: Jonathan Vallat/Swiss Ice Hockey