Nach langer Unsicherheit und Diskussionen über die Saisonablauf startete die NHL am 13. Januar endlich ihren Spielbetrieb. Dieses Jahr erleben die Spieler die beste Eishockeyliga der Welt in einem ungewöhnlichen Format, denn um Reisen quer über den Kontinent zu vermeiden, wurden die Teams je nach Region in vier neue Divisionen eingeteilt. Die Teams bestreiten ausschließlich Spiele innerhalb ihrer Divisionen, Mannschaften treffen teilweise bis zu zehn Mal aufeinander.
Aus deutscher Sicht war der Januar gleich ziemlich ereignisreich. Leon Draisaitl begann dort, wo er in der letzten Saison aufgehört hatte. Debütant Tim Stützle hinterließ gleich Eindruck, Dominik Kahun gelang ein besonderes Tor und dazu ist Philipp Grubauer bisher kaum zu bezwingen. Nico Sturm hat sich erstmal einen festen Platz erkämpft, um den Marc Michaelis noch ringt. Thomas Greiss gibt sich alle Mühe, den Umbruch in Detroit mit stabilen Leistungen zu erleichtern.
Der NHL-Januar aus deutscher Perspektive in der Übersicht:
Leon Draisaitl (Edmonton Oilers)
Leon Draisaitl befindet sich mit den Edmonton Oilers in der North Division ausschließlich mit kanadischen Teams. Obwohl der Start für die Oilers bisher etwas holprig verlief, glänzte der Kölner bereits mit sechs Toren und 15 Assists und reiht sich hinter seinem Teamkollegen Connor McDavid auf Platz zwei der NHL-Scorerliste ein. Im letzten Spiel des Monats produzierte Draisaitl mit gleich sechs Assists beim 8:5 gegen die Ottawa Senators einen weiteren Meilenstein. Er ist erst der vierte Spieler in der Geschichte der Oilers, dem dies gelang. Der Hart und Art-Ross-Trophy-Gewinner ist auf dem besten Wege zu einer erneut individuell herausragenden Saison. Zudem steht der Sportler des Jahres 2020 bei einem starken Wert von +10 nach elf Begegnungen.
Philipp Grubauer (Colorado Avalanche)
Der Rosenheimer spielt mit seiner Colorado Avalanche in dieser Saison in der West Division. Mit sechs Siegen aus zehn Spielen belegt die Mannschaft derzeit Division-Platz zwei, wobei Philipp Grubauer für alle Siege mitverantwortlich war. Der Avalanche-Stammgoalie ging bei sechs seiner acht Starts als Sieger vom Eis. Bisher musste Grubauer nie mehr als drei Mal hinter sich greifen und weist eine hervorragende Fangquote von 93 Prozent auf. Nicht zuletzt liegt das auch an den zwei Shutouts, die er gegen die St. Louis Blues und die San José Sharks verbuchte. Grubauer zählt aktuell zu den Top-Torhütern der laufenden NHL-Saison.
Tim Stützle (Ottawa Senators)
Tim Stützle gehört in dieser Saison ohne Zweifel zu den interessantesten jungen Spielern. Die NHL-Karriere des 19-Jährigen begann bei den Ottawa Senators bemerkenswert, aber nicht ohne Hindernisse. An seinem Geburtstag debütierte Stützle an der Seite der Routiniers Evgeni Dadonov und Derek Stepan in der zweiten Reihe. Gleich im zweiten Spiel glückte ihm auf spektakuläre Weise per Direktschuss das erste NHL-Tor. Allerdings verpasste er danach drei Spiele aufgrund einer leichten Verletzung. Beim ersten Duell mit Leon Draisaitl und Dominik Kahun (5:8) erzielte er sein zweites Tor, was vielleicht ein wenig über die Niederlage hinwegtröstete. Selbst Connor McDavid hat der junge Deutsche schon beeindruckt. „Er ist ein toller Spieler. Es war cool zu sehen, wie er bei der U20-WM gespielt hat und wir werden sehen, was er in der NHL erreichen wird.“
Dominik Kahun (Edmonton Oilers)
Bei den Edmonton Oilers darf sich Dominik Kahun seit dieser Saison darüber freuen, mit seinem Kumpel Leon Draisaitl in einer Reihe wiedervereint zu sein. Bei den Jungadlern Mannheim bildeten beide vor Jahren gemeinsam eine Sturmreihe und auch in der Nationalmannschaft spielten sie ab und an schon Seite an Seite. Im Januar gelangen Kahun zwei Tore und ein Assist. Für die Treffer benötigte er einigen Anlauf, doch sowohl beim 4:3 gegen die Toronto Maple Leafs als auch beim 8:5 gegen die Ottawa Senators war er zuletzt erfolgreich. Das Tor gegen die Senators um Tim Stützle nach acht Spielsekunden war gleichzeitig der schnellste Treffer in der Oilers-Geschichte. Diesen Rekord teilt sich Kahun mit NHL-Ikone Wayne Gretzky, dem dies 1983 gelang.
Thomas Greiss (Detroit Red Wings)
Nach fünf erfolgreichen Jahren bei den New York Islanders hütet Thomas Greiss seit dieser Saison das Tor der Detroit Red Wings in der Central Division und soll im Umbruch des Original-Six-Teams Stabilität verleihen. Allerdings wartet der Füssener nach sieben Spielen noch auf den ersten Sieg für das Team aus Michigan. Greiss kommt bislang auf einen Gegentorschnitt von 3,03 pro Spiel und eine Fangquote von 89,7 Prozent. Der 35-Jährige hofft, bald an die starken Leistungen anzuknüpfen, die ihm bei den Islanders viel Anerkennung verschafften.
Tobias Rieder (Buffalo Sabres)
Tobias Rieder machte im Sommer nach dem NHL-Re-Start mit starken Play-offs und einigen Unterzahltoren für die Calgary Flames beste Eigenwerbung und erhielt gleich am ersten Tag der Transferphase einen neuen Vertrag. Der Landshuter spielt nun für die Buffalo Sabres unter Headcoach Ralph Krueger und hat im Januar bereits drei Tore für das Team aus der East Division erzielt. Der 28-Jährige hat sich schnell etabliert und bildet derzeit eine eher defensiv ausgerichtete Sturmreihe mit Kyle Okposo und Cody Eakin.
Nico Sturm (Minnesota Wild)
Der gebürtige Augsburger geht bei Minnesota Wild aus der West Division in seine erste volle NHL-Saison. Mit einer durchschnittlichen Eiszeit von knapp zehn Minuten hat sich Sturm einen Stammplatz erkämpft, zu Scorerpunkten kam er noch nicht. Seine Leistung wird aber auch eher an der Defensivarbeit bemessen. Beim ersten Aufeinandertreffen mit den Anaheim Ducks fehlte nicht viel zum Torerfolg, Sturm scheiterte mit ganzen sechs Schüssen am herausragenden US-Amerikaner John Gibson, der in diesem Spiel einen Shutout erzielte.
Marc Michaelis (Vancouver Canucks)
Marc Michaelis befindet sich aktuell in der sogenannten Taxi Squad der Vancouver Canucks, befindet sich beim Team, trainiert mit und könnte jederzeit auch eingesetzt werden. Das Konzept der Taxi Squad ist der Corona-Pandemie geschuldet und ermöglicht es in dieser NHL-Saison jedem Team, Reservespieler einsatzbereit zu haben, sollte es zu kurzfristigen Ausfällen oder Verletzungen kommen. Diese Spieler müssen dann nicht erst eingeflogen werden und eine mehrtägige Quarantäne absolvieren. „Hier in Vancouver mache ich zum ersten Mal die Erfahrung, wie unterschiedlich das Spiel in der NHL ist. Jeder Scheibenverlust kann zu einer Großchance führen und die Geschwindigkeit ist enorm.“
Lean Bergmann (San Jose Sharks/San Jose Barracuda)
Wie Marc Michaelis war Lean Bergmann bis zum Beginn der NHL-Camps an die Adler Mannheim verliehen und spielte beim Deutschland Cup auch für die Nationalmannschaft. Bei den San Jose Sharks reichte es noch nicht ganz für den Kader, Bergmann will nun in der AHL bei den San Jose Barracuda auf sich aufmerksam machen. Dort steht auch Manuel Wiederer unter Vertrag.
Tom Kühnhackl (noch ohne Vertrag)
Nach einer langwierigen Schulterverletzung ist Tom Kühnhackl auf dem Weg zurück in die NHL. Der zweimalige Stanley-Cup-Champion ist derzeit beim AHL-Team der New York Islanders, den Bridgeport Sound Tigers und hofft auf eine baldige Bewährungschance. Zuvor war bei den Islanders im Individualtraining gemeinsam mit Ex-Nationalspieler Dennis Seidenberg, der sich in New York um die Rekonvaleszenten kümmert.