Von der DNL in die DEL – dies trifft nicht nur auf den nächsten Karriereschritt von Frank Fischöder zu, sondern ist auch das Ziel aller großen Talente. In der kommenden Saison steht der Trainer nach jahrelanger Arbeit im Nachwuchsbereich zum ersten Mal als Chefcoach einer Profimannschaft hinter der Bande – bei den Nürnberg Ice Tigers. Obwohl sich ihm diese Gelegenheit eröffnete, sieht er generell noch Verbesserungsbedarf bei diesem Thema – insbesondere bei deutschen Nachwuchstrainern.
Fischöder und Schwarzenbrunner beschäftigen sich in der zwölften Folge des DEB-Podcasts „Coach-the-Coach“ ausführlich mit der Entwicklung junger Spieler und dass dieser Prozess nie ende, egal ob im Profi- oder Nachwuchsbereich. Zuerst stehe der Spieler als Mensch im Fokus und weniger die sportlichen Fähigkeiten, betont Fischöder, der seit Jahren für den DEB als Nachwuchstrainer arbeitet. Man müsse Spieler in der Persönlichkeit vorbereiten auf das, was auf sie zukommt. „Die Jungs müssen wissen, was sie können und was nicht“, erklärt Fischöder. Das erreiche man über Gespräche, in denen man ihnen zeige, wo ihre Qualitäten liegen. „Ab einem gewissen Alter sollte man die Stärken stärken und lernen, Schwächen zu umgehen beziehungsweise Sachen zu kompensieren, um der bestmögliche Spieler zu sein.“
Als elementar im Nachwuchs sieht es der langjährige Coach der Jungadler Mannheim an, „einen Ehrgeiz zu entwickeln und lernen sich durchzusetzen“. Den Trainern stehe eine große Auswahl an Übungsformen zu Verfügung, um dies in Trainingseinheiten zu fördern. Auch sieht Fischöder es als wichtig an, die Selbsteinschätzung der Kinder und Jugendlichen zu schärfen. Als Ansatzpunkt dafür diene es auch hier, viel mit seinen Spielern zu reden. „Man muss ihnen Beispiele geben und die Realität verbal verdeutlichen“, meint der Ice-Tiger-Coach. Nicht nur im Nachwuchs seien diese Gespräche unabdingbar, auch im Profi-Bereich sollte vor allem mit jungen Spielern der Austausch gesucht werden, um ihnen „das Gefühl zu geben, dass sie wahrgenommen werden“. Das Wichtigste sollte auch in der DEL sein, dass sich die Spieler wohlfühlen.
Als weiterer Faktor wird in der Entwicklung des Sportlers betrachtet, wie man sportartspezifisch und auch taktisch Fortschritte erzeugen kann. Fischöder ist überzeugt von Kleinfeldspielen. Darüber verfasst er im Rahmen seiner Diplom-Trainer-Ausbildung sogar seine Abschlussarbeit zur These: „Verbesserung des Spielverständnisses durch Kleinfeldspiele.“ Die Trainingsform diene vor allem der Schulung von Spielfähigkeit und Handlungsschnelligkeit sowie der Verbesserung kognitiver Fähigkeiten. „Es geht vor allem um Reaktionen auf bestimmte Aktionen“, beschreibt er und ergänzt: „Es herrscht eine brutale Dynamik, speziell bei wechselnden Spielsituationen“.
Zusätzlich könne man mit Kleinfeldspielen auch andere Bereiche abdecken. „Es muss nicht immer um Tore gehen“, erklärt Fischöder. Dafür müsse man eine Spielform für andere Schwerpunkte kreieren: „Man kann abgesehen vom Scoring auch Schlittschuhtechnik, Passen oder verschiedene Spielsituationen als Schwerpunkt festlegen“. Auch im Seniorenbereich nimmt sich Fischöder vor, Kleinfeldspiele in verschiedenen Formen einzubauen, aber er weiß genauso, dass man feste Abläufe über die ganze Eisfläche und als Einheit trainieren müsse. Seine Trainingsgestaltung läuft dabei nach dem Motto: „Die Mischung macht‘s“.
Angesprochen auf die allgemeine Nachwuchsentwicklung im deutschen Eishockey sieht er zum einen eine hohe Priorität im athletischen Bereich. Zum anderen richtet Fischöder Kritik an die Mentalität im Nachwuchsspielbetrieb, es werde dort zu früh ergebnisorientiert gedacht: „Defensiv kann jeder! Man sollte im Nachwuchs nicht defensiv spielen, sondern mit einer offensiven Ausrichtung“, sagt der gebürtige Dortmunder, „wenn man gut mit den Jungs arbeitet, kommen die Ergebnisse von alleine“.
Unterm Strich sieht der 49-Jährige in einer ganzheitlichen Ausbildung den richtigen Ansatz. Das Motto, das nicht nur im Nachwuchs, aber auch in Ligen, die der Entwicklung dienen, sollte nach Fischöder lauten: „Erfolg ist nicht zu gewinnen, sondern Spieler zu entwickeln“.
Hier geht’s zur Podcast-Folge mit Trainer Frank Fischöder.