Als Goalie-Coach war Ilpo Kauhanen (46) Teil des jüngsten Lehrgangs eines Perspektivteams der Nationalmannschaft. Der frühere DEL-Torhüter kümmerte sich in Füssen um die Goalies Daniel Fießinger (München), Arno Tiefensee (Mannheim) und Jonas Gähr (Frankfurt). Am Bundesstützpunkt läuft nun bis zum 4. Oktober ein Goalie-Camp der Frauen-Nationalmannschaft. Bei deb-online.de spricht Kauhanen über das moderne Torhüterspiel, was sich in den letzten Jahren veränderte und welchen Nutzen eine solch spezifische Maßnahme hat.
Ilpo, was zeichnet einen modernen Goalie deiner Meinung nach aus?
Ilpo Kauhanen: Der Butterfly-Stil ist am weitesten verbreitet, viele Goalies spielen diesen Stil. Beim Butterfly sind die Schoner ganz breit und der Oberkörper ist immer gerade, um viel Fläche zu machen und damit Schüsse zu blocken. Die Zeit, dass Torhüter so lange wie möglich stehen bleiben, die ist vorbei.
Wie ist es stattdessen?
Kauhanen: Ich habe in meiner Zeit schon ganz verschiedene Stile gesehen. Jeder Goalie entwickelt seine eigene Art zu spielen, aber die Grundlage ist bei den meisten der Butterfly. In Finnland ist es verbreitet, dass Goalies stehen, wenn die Scheibe in die Ecken gehen oder bei langen Pässen, um aktiv sein zu können. Gehen die Scheiben dann aber vor das Tor, dann geht der Goalie schnell auf die Knie. Auch in der NHL gibt es inzwischen so viele verschiedene Charaktere und jeder hat etwas Eigenes, etwas, dass ihn unterscheidet von allen anderen. Aber so muss es sein.
Wie hat sich in den letzten Jahren die körperliche Fitness bei den Torhütern verändert?
Kauhanen: In erster Linie musst du als Torhüter mental stark sein, und wenn du körperlich fit bist, dann bist du auch mental fit. Im Spiel bist du zwei Stunden voll gefordert, musst die ganze Zeit hoch konzentriert sein. Der mentale Bereich ist deshalb bei einem Goalie noch wichtiger als bei den Spielern.
Und außerdem?
Kauhanen: Außer, dass die Goalies fitter sind als früher, hat sich auch die Ausrüstung verändert und es gibt viele größere Goalies als früher. Die Ausrüstung ist jetzt viel leichter und mit der modernen Form auch besser geeignet zum Blocken von Schüssen. Bei der Größe des Torhüters ist es schon so, dass ein Spieler, wenn er reingeht ins Drittel und schießt, sich davon schon beeinflussen lässt. Aber natürlich kann auch ein kleinerer Torhüter sehr gut spielen, keine Frage.
Was charakterisiert die Arbeit eines Goalie-Coaches aus deiner Sicht und was sind Schwerpunkte, die dir wichtig sind?
Kauhanen: Für einen Goalie-Coach ist es etwas leichter als für den Chefcoach, weil du nur die zwei, drei Torhüter hast und du jeden Tag mit ihnen in Kontakt bist. Da spricht man auch mal über andere Sachen als nur Eishockey. Eine gute Beziehung und eine gewisse Vertrauensbasis sind wichtig, das ist meiner Meinung nach das A und O. Und natürlich muss der Spieler die richtige Einstellung mitbringen, muss jeden Tag lernen wollen. Für mich gibt es bestimmte Schwerpunkte, die ich sehen will, auf die ich Wert lege. Aber dennoch musst du dich auch als Coach anpassen können an den Goalie und probieren, was für ihn am besten passt, was gut funktioniert, was nicht so und dann den richtigen Weg finden.
Was kann ein solches Goalie-Camp leisten wie gerade bei der Frauen-Nationalmannschaft?
Kauhanen: Jedes Camp ist gut. Allein, wenn du auf dem Eis bist und das Coaching bekommst, hilft das immer. Auch wenn du beispielsweise im Verein schon drei oder vier Jahre bei einem Goalie-Coach bist, tut es gut, neuen Input zu bekommen. Du kannst von jedem Trainer viel lernen, denn es gibt nicht nur den einen Weg. Du musst als Goalie den für dich passenden Weg suchen und finden. Aber wenn du aufgeschlossen bist, offen an die Dinge herangehst, dann kannst du dich immer weiterentwickeln.
Fotos: DEB