Die Mimik von Moritz Seider hatte Symbolcharakter. Tolle Atmosphäre, viele lachende Gesichter, aber auch ernsthafte und intensive Arbeit. Der Perspektiv-Lehrgang der Nationalmannschaft in Füssen sorgte bei allen Spielern für eine willkommene Abwechslung in schwierigen Zeiten. „Die Spieler sind mit einer sehr, sehr positiven Stimmung hergekommen. Sie lachen viel und sie trainieren fleißig“, beschrieb Bundestrainer Toni Söderholm seine Eindrücke – und resümierte: „Ich sehe es sehr positiv, wie das gelaufen ist.“
Einen Kader mit 20 Feldspielern und drei Torhütern hatte der Finne am Bundesstützpunkt versammelt – mit etablierten DEL-Spielern, Top-Talenten mit NHL-Perspektive und etlichen Spielern mit dem Potenzial für die internationale Bühne. „Wir wissen von den Nationalspielern, die in der ersten Reihe stehen, was wir bekommen, wie sie unterwegs sind, was sie trainiert haben“, verdeutlichte DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel. Daher müsse wie bei solchen U23-Maßnahmen „noch mehr in die Zukunft investiert werden“. Es werde mit Lehrgängen wie diesem das Zeichen gegeben, „dass der Nachwuchs, dass die Reihe der Nationalspieler, die in den nächsten Jahren im Fokus stehen, (…), bei uns gut aufgehoben sind.“
Insofern stand der erste Nationalmannschaftslehrgang seit Februar auch in einem größeren Zusammenhang. Nicht nur die Vorbereitung auf den Deutschland Cup vom 5. bis 8. November in Krefeld spielte schon eine Rolle, der Blick geht wesentlich weiter darüber hinaus. Da ist das nächste WM-Turnier im kommenden Frühjahr und da sind nicht zuletzt die Olympischen Winterspiele in Peking im Februar 2022. „Jeder Eiskontakt, jede Maßnahme der Spieler im Hinblick auf die WM und auf das kommende Olympia-Turnier ist sehr, sehr wichtig“, sagte Schaidnagel und ergänzte mit Blick auf die coronabedingten Schwierigkeiten: „Wir haben in der Weltstandsanalyse einen Rückstand von knapp fünf bis sechs Monaten, weil die anderen Nationen durchtrainiert haben oder jetzt in den Spielbetrieb kommen. Und darum müssen wir immer nachjustieren und schauen, was machbar ist.“
Erst recht, sollten weitere Verzögerungen beim Saisonstart der DEL unumgänglich sein. Dann will Söderholm jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um die Spieler zusammenzuholen – ein Umstand, den der 42-Jährige sich aber gerne ersparen würde. „Wir hoffen, alle hoffen, dass bald eine Entscheidung kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die DEL nicht spielt“, sagte Söderholm, der auch Verständnis für die komplizierte Lage der Spieler zeigte: „Als Spieler musst du ein Ziel haben, musst du eine Richtung haben in allem, was du tust. Das fehlt jetzt von außen ein bisschen. Da ist es nicht leicht, sich von Woche zu Woche zu motivieren.“
Umso wohltuender war es zu sehen, wie sich die DEB-Cracks ins Zeug legten. „Es macht immer Spaß, mit so einem zusammengewürfelten Haufen zu trainieren und die Jungs einfach mal wiederzusehen, weil wir uns alle auch sehr gut verstehen“, sagte Tim Stützle. Ob beim Spikeball auf dem Eis, verschiedensten taktischen Übungen oder auch internen Spielformen, die Kombinationen aus Freude und Einsatzbereitschaft war nicht zu übersehen.
„Ich kann die Spieler für ihr Engagement nur loben“, betonte Söderholm, der in Füssen von U20-Bundestrainer Tobias Abstreiter, U18-Bundestrainer Steffen Ziesche und Goalie-Coach Ilpo Kauhanen unterstützt wurde und abschließend schon Vorfreude auf den Deutschland Cup schürte: „Der Plan ist, dass wir mit der bestmöglichen Mannschaft spielen werden, das ist klar. Und egal, von woher die Spieler kommen, wir wollen den Deutschland Cup gewinnen.“
Fotos: DEB