Als Marco Sturm zugeschaltet wird, fühlt sich Karl Schwarzenbrunner nur noch als Beiwerk. „Du bist ja ein Interviewcrasher. Jetzt will mir keiner mehr zuhören“, sagt der Bundestrainer Wissenschaft und Ausbildung scherzend, nachdem sich der Überraschungsgast der zehnten Folge des „Coach the Coach“-Podcasts zu erkennen gegeben hat – und Sturm lacht. Dem ehemaligen Bundestrainer gefällt die Spontanzusammenkunft letztlich sogar so gut, dass er das launige Gespräch gar nicht mehr beenden will.
„Ich mag jetzt noch gar nicht auflegen. Können wir nicht noch ein bisschen weiterreden?“, entgegnet Sturm der Moderatorin Julia Eisenrieder, als die seine Verabschiedung gerade einleitet. „Wir können gerne noch weiterquatschen“, meint die DEB-Referentin in der Trainerausbildung und so setzt sich die flotte Unterhaltung noch eine Weile fort. Karl Schwarzenbrunner kommt letztlich an Marco Sturm adressiert schmunzelnd zur Schlussfolgerung: „Wenn unsere Klickzahlen nach oben gehen, liegt das an dir. Aber manchmal ist es wichtig, dass mich auch mal jemand gut aussehen lässt.“
Freilich verbringen Schwarzenbrunner und Sturm als Gäste der aktuellen DEB-Podcast-Folge ihre Zeit nicht überwiegend mit Späßchen, sondern tauschen sich auch über die vielfältigen Anforderungen an einen Trainer moderner Prägung aus, lassen Stationen aus Sturms Werdegang Revue passieren und sprechen darüber, wie es dem gebürtigen Niederbayer in der NHL in seiner Rolle als Assistent bei den Los Angeles Kings so geht.
„Ich kann es immer nur erwähnen“, sagt Sturm zugleich auch: „Meine Zeit mit der Nationalmannschaft war immer sehr schön. Wir haben etwas begonnen, das hat Riesenspaß gemacht.“ Und dies gipfelte in dem geschichtsträchtigen olympischen Moment im Februar 2018 in Südkorea. „Die Mischung hat gepasst, das war das Entscheidende. Wir waren eine Einheit – und dann sieht man, was man mit Zusammenhalt und Teamgeist bewegen kann“, erinnert sich der 42-Jährige.
Im Podcast erzählt Sturm auch, wie ihm in der Nationalmannschaft knifflige Personalentscheidungen stets nahegingen. „Es war immer hart für mich, weil ich aus meiner Spielerzeit weiß, wie sich das anfühlt. Letztendlich ist es als Trainer aber meine Aufgabe, die Entscheidung zu treffen, die die beste für die Mannschaft ist“, sagt er und betont auch, dass es hierbei besonders auf „Ehrlichkeit“ ankommt, es wichtig sei, dem Spieler offen gegenüber zu treten. Für Schwarzenbrunner gehöre dies etwa zu den zentralen Aspekten in der Ausbildung. „Kompetenz, Empathie, Zuhören, Athleten zentriert denken“ seien aus seiner Sicht Schlüsselfaktoren für einen erfolgreichen Coach. Trainer müssten beispielsweise „kurz und prägnant erklären können, warum man irgendetwas macht“, dies forderten Spieler heutzutage ein.
Sturm, der den Sommer in der Heimat verbringt, fühlt sich gut aufgehoben in Kalifornien und lobt Kings-Headcoach Todd McLellan als Lehrmeister. „Was ich da erlebe, ist sensationell. Ich kann und will weiter dazulernen, bevor ich einmal den nächsten Schritt gehe“, sagt Sturm, der auch längst gelernt hat, mit Kritik umzugehen. „In Amerika wirst du sehr viel kritisiert. Du verdienst sehr viel Geld, spielst in der besten Liga der Welt. Da musst du jeden Tag abliefern und wenn nicht, dann bist du schnell der Buhmann“, erzählt er und meint auch mit Blick auf seiner Profikarriere: „Ich habe viel lernen müssen, viel einstecken müssen, von daher ist das für mich als Trainer kein großes Problem mehr.“
Letztlich rät Sturm allen jungen Trainern, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen, sich treu zu sein und sich nicht verbiegen zu lassen. „Man soll seinen Weg gehen und bleiben, wer man ist“, stellt er heraus – und fügt hinzu: „Aber man braucht natürlich auch einen Plan und ein Ziel und muss dafür hart arbeiten. Sonst bekommt man in diesem Geschäft nichts.“
Hier geht’s zur Podcast-Folge mit Marco Sturm und dem sonstigen Gastgeber Karl Schwarzenbrunner