Draisaitl mit drei Scorerpunkten, Grubauer überzeugt, Rieder trifft in Unterzahl
Drei Scorerpunkte für Leon Draisaitl, ein starker Start für Philipp Grubauer mit einem spektakulären Ende, ein wichtiger Unterzahltreffer von Tobias Rieder und ein Forecheck mit Wirkung von Tom Kühnhackl: Die deutschen Top-Spieler haben am ersten Re-Start-Wochenende in der NHL gleich Spuren hinterlassen, auch wenn das Resultat noch nicht in jedem Fall nach Wunsch ausfiel. „Es ist eine kürzere Serie, daher müssen wir unsere Fehler minimieren, wir haben viel zu viele gemacht“, sagte Draisaitl mit Blick auf das 4:6 seiner Edmonton Oilers gegen die Chicago Blackhawks in Spiel eins des Duells im „best-of-five“-Format. Der Kölner ergänzte: „Wir wissen aber um unsere Stärken und müssen zu dem Spiel zurückfinden, das uns stark macht.“
Offensiv lief es für den Art-Ross-Trophy-Gewinner allerdings bereits glänzend. An zwei Treffern seines kongenialen Teamkollegen Connor McDavid (3., 57.) war Draisaitl direkt beteiligt, das Tor zum zwischenzeitlichen 2:4 (25.) gelang ihm selbst, als er aus kurzer Entfernung per Direktschuss erfolgreich war. In der Nacht zum Dienstag wollen die Oilers nach Siegen unbedingt ausgleichen, eine weitere Niederlage in der Stanley-Cup-Qualifikationsrunde wäre bei drei nötigen Erfolgen schon eine beträchtliche Hypothek. „Nach dem Spiel waren wir natürlich frustriert, aber das ist vorbei, es ist neuer Tag. Gerade in den Play-offs kann du es dir nicht erlauben, sechs Tore abzugeben. Wir müssen im nächsten Spiel unsere beste Leistung abrufen“, sagte Draisaitl.
Jubeln durfte dagegen Grubauer über ein 2:1 seiner Colorado Avalanche gegen den amtierenden Stanley-Cup-Champion St. Louis Blues. Dabei überzeugte der Rosenheimer mit 31 Paraden und wurde zum Spieler des Spiels gekürt, nur David Perron (17.) überwand Grubauer mit einem platzierten Direktschuss. „Meine Teamkollegen haben einen überragenden Job gemacht, dadurch hatte ich es leicht. Es hat gut angefühlt, obwohl das letzte Spiel eine Weile her gewesen ist.“, sagte der 28-Jährige. „Grubauer hat exzellent gespielt und zur richtigen Zeit ein paar starke Paraden gezeigt“, lobte Avalanche-Headcoach Jared Bednar.
Den Sieg holten das Team aus Denver in letzter Sekunde. Eine eindrucksvolle Drangphase im Powerplay belohnte Avs-Stürmer Nazem Kadri (60.) mit einem Treffer praktisch mit der Schlusssirene. Nur 0,1 Sekunde zeigte die Uhr noch an, als der Puck die Torlinie überquerte. „Wir haben getroffen, das zählt. Es ist egal, wann und wie“, sagte Grubauer – und fügte hinzu: „Wir haben eine richtig gute Mannschaftsleistung gezeigt.“
Colorado hat mit dem Erfolg seine Ausgangslage für die Play-off-Setzliste verbessert. Da die Avalanche zu den besten vier Teams der NHL-Hauptrunde im Westen gehörte, dürfen sie sich in einer Gruppenphase gegen St. Louis, die Dallas Stars und die Vegas Golden Knights für das Play-off-Achtelfinale in Schwung bringen. „Du musst so schnell wie möglich in die beste Verfassung kommen, es gibt keinen Raum für Fehler“, betonte der deutsche Goalie, der 2018 mit den Washington Capitals die begehrteste Trophäe im Eishockey schon einmal gewonnen hat.
Erfreulich begann die NHL-Endrunde in den Standorten Edmonton (Westen) und Toronto (Osten) auch für Tobias Rieder und Tom Kühnhackl. Die beiden Landshuter starteten am Samstag mit Siegen in die Qualifying Round. Rieder steuerte zum 4:1 seiner Calgary Flames gegen die Winnipeg Jets das siegbringende Tor (33.) bei. In Unterzahl brach der 27-Jährige allein durch und überwand Jets-Goalie Connor Hellebuyck gekonnt mit der Rückhand.
„Es war ein sehr gutes Spiel für uns, und wir hoffen, dass wir so weitermachen“, sagte Rieder. „Seine Geschwindigkeit macht ihn richtig gefährlich – und er ist ein intelligenter Spieler“, lobte Flames-Headcoach Geoff Ward den deutschen Stürmer, den er „schon eine Weile“ kennt. Ward war zwischen 2015 und 2018 als Assistent Teil des DEB-Trainerteams bei Weltmeisterschaften und der Olympia-Qualifikation in Lettland, als auch Rieder mehrfach zur Nationalmannschaft gehörte. „Er ist ein guter Unterzahlspieler und bereit, alles zu tun, was für den Erfolg des Teams nötig ist.“, ergänzte Ward.
Kühnhackl erhielt beim 2:1 der New York Islanders gegen die Florida Panthers das Vertrauen von Headcoach Barry Trotz, obwohl er im einzigen Test vor dem Re-Start leicht angeschlagen noch nicht dabei gewesen war. „Tommy hat zwei Stanley Cups mit einem ziemlich guten Team in Pittsburgh gewonnen. Er kann in verschiedenste Rollen schlüpfen und ist an diese Situation gewöhnt“, merkte Trotz an und strich heraus: „Er hat ein wirklich gutes Hockeyverständnis, das fällt manchmal nicht wirklich auf. Er kann mit technisch starken Leuten spielen und wenn er eine Checking-Rolle hat, füllt er auch die gut aus.“
Im ersten von maximal fünf Duellen mit den Panthers agierte Kühnhackl an der Seite der Kanadier Jean-Gabriel Pageau und Derick Brassard. Maßgeblich war Kühnhackls entschlossenes Unter-Druck-Setzen von Panthers-Verteidiger Riley Stillman tief im gegnerischen Drittel. Prompt gelangte die Scheibe zu Brassard, der mit einem Querpass den Treffer von Pageau (12.) auflegte. „Ich habe in den letzten Saisons einige Play-off-Spiele mitgemacht, daher wusste ich, was zu erwarten war. Jedes Mal, wenn ich rausgehe, versuche ich meinen Job so gut es geht zu erledigen und dem Team in jeglicher Hinsicht zu helfen“, sagte Kühnhackl.
Im zweiten Drittel erhöhte Anthony Beauvillier (24.) in Überzahl, was vor Spiel zwei am Dienstag zur 1:0-Serienführung genügte, auch weil Semjon Warlamow im Tor der Islanders nur den Treffer von Jonathan Huberdeau (41.) zuließ. Warlamow hatte von Trotz zunächst den Vorzug vor dem Füssener Thomas Greiss bekommen. Auch Korbinian Holzer (Nashville Predators) und Nico Sturm (Minnesota Wild) müssen sich gedulden, sie kamen im ersten Spiel ihrer Teams in den Stanley-Cup-Qualifiers nicht zum Einsatz. Nashville unterlag den Arizona Coyotes mit 3:4, Minnesota siegte mit 3:0 gegen die Vancouver Canucks.
(Foto: Martin Baumann) – Philipp Grubauer bei der WM 2019 im Spiel gegen Frankreich