Start in die zweite Karriere

Marcel Goc sammelt als Assistent beim U20-Lehrgang in der Schweiz erste Trainererfahrungen

Marcel Goc steht nun wieder am Anfang – seiner zweiten Karriere. Der coronabedingte Abbruch der letzten Saison war gleichbedeutend mit dem Ende der Spielerlaufbahn des langjährigen Nationalspielers. Ein Ende, das er sich freilich selbst anders als so abrupt ausgemalt hatte. Seither sind gut vier Monate vergangen, und Goc strebt inzwischen nach neuen Zielen. Der 36-Jährige ist nun wieder ein Lernender, ein Lernender im Trainerjob. „Ich kann mir gut vorstellen“, sagt er, „dass ich gerade die jungen Spieler unterstütze, wenn sie an der Schwelle zum Profieishockey stehen.“

Bevor Goc ab September bei den Adlern Mannheim als Skills & Development Coach beginnt, unterstützte er für den Deutschen Eishockey-Bund e.V. das Trainerteam der U20-Nationalmannschaft um Chefcoach Tobias Abstreiter beim zurückliegenden Sommer-Lehrgang in der Schweiz. Für Goc ist es wichtig, „dass ich dem Eishockey verbunden bleibe“, wie er sagt. Der 112-malige Auswahlspieler erklärt: „Ich bin mit dem Sport, mit Eishockey groß geworden, das war immer meine Leidenschaft und wird es bleiben.“

Goc hat bereits im Sommer letzten Jahres die erste Trainerlizenz erworben, aktuell absolviert er gerade unter der Leitung von Karl Schwarzenbrunner, dem Bundestrainer für Wissenschaft und Ausbildung, den Kurs für den B-Trainerschein. Er stellt dabei fest, dass den Trainern heutzutage viel mehr Daten zur Verfügung stehen, nicht nur zur Belastungs- und Trainingssteuerung der Spieler, auch die Analyse der Spiele sei deutlich detaillierter geworden. Auch daher, meint Goc, sei es für die Spieler extrem wichtig, nie nachzulassen, weil die Qualität in der Breite deutlich zunimmt und höhere athletische Voraussetzungen als in der Vergangenheit nötig seien. „Eishockey ist nochmal so viel schneller geworden in den letzten Jahren“, sagt er.

Die gestiegene Qualität in Deutschland sei auch an der aktuellen U20-Nationalmannschaft erkennbar, nicht nur wegen der Top-Talente Tim Stützle, Lukas Reichel und John-Jason Peterka. Goc findet, dass die Spieler insgesamt „an der Scheibe und technisch viel können“, aber das sei eben nicht alles, wenn man eine Profikarriere anstrebe. „Es geht darum, die Möglichkeiten zur richtigen Zeit zu nutzen, ich muss lernen, in welcher Spielsituation in mich gerade befinde und was dort das richtige Verhalten ist“, beschreibt der Kapitän der Olympia-Silberhelden. Etwa an diesem Punkt könne und wolle er seine Erfahrungen als 699-maliger NHL-Spieler einbringen.

Sich selbst hat er während des Lehrgangs in Cham nahe Zug dabei ertappt, wie er hin und wieder doch noch als Spieler denkt und sich dann manchmal selbst daran erinnern muss, dass er andere Aufgaben hat, als dem Puck und der Spielsituation zu folgen. Aber auch hier sei es so, dass sich dies mit der Erfahrung verändere. „Es ist als Trainer wie als Spieler. Man kann Fehler machen, das ist nicht schlimm, aber man sollte eben daraus lernen. Und ich möchte so viel wie möglich lernen“, sagt Goc. Damit aus ihm irgendwann vielleicht ein ähnlich guter Trainer wie Spieler wird.

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