Schon im Kindergartenalter absolvierte Moritz Seider in Erfurt die ersten Gehversuche auf dem Eis, inzwischen ist aus dem kleinen Steppke einer der begabtesten deutschen Eishockeyspieler seiner Generation geworden. „Ich hatte immer ein Talent zum Schlittschuhlaufen“, erzählt der 19-Jährige im DEB-Podcast Coach the Coach, „es gibt nichts, was mich je so begeistert hat. Fußball hat nicht so funktioniert, es hatte nicht den gleichen Reiz.“ (Hier geht’s zur Podcast-Folge)
Seine Eltern brauchten allerdings eine Weile, um sich mit der Eishockey-Vorliebe des Juniors zu arrangieren. „Das war erstmal ein kleiner Schock, weil sie vom Eishockey nur kannten, das oft gekämpft wird und die Spieler sich prügeln“, erinnert sich Seider. Doch im Laufe der Jahre leistete der fünfmalige A-Nationalspieler beste Überzeugungsarbeit: „Jetzt sind sie große Fans und meine größten Unterstützer. Sie stehen sogar um fünf Uhr morgens auf, um sich die Spiele anzusehen.“
Die Eltern wollen schließlich sehen, wie der Sohn sein großes Nordamerika-Abenteuer meistert. Seider wagte im Sommer 2019 den Sprung in die Organisation der Detroit Red Wings, nachdem ihn der elfmalige Stanley-Cup-Sieger zuvor in Runde eins an Position sechs gedraftet hatte. Hinter Seider lag da eine geradezu traumhafte erste Profisaison. Mit 18 Jahren holte er den deutschen Meistertitel mit den Adlern Mannheim („Das war unvergesslich“) und legte anschließend eine viel beachtete A-WM-Premiere in der Slowakei hin. „Das war das persönliche Highlight, es hat super funktioniert, wir hatten ein unheimlich gutes Team.“
Von zahlreichen Experten wird Seider eine lange NHL-Karriere vorhergesagt, und damit er diese ideal gewappnet beginnen kann, bilden ihn die Red Wings in ihrem AHL-Team bei den Grand Rapids Griffins aus, wo er in allen Spielsituationen eingesetzt wird und enorm viel Eiszeit erhält. „Ich konzentriere mich voll auf das Hier und Jetzt, alles andere wird dann kommen, aber es gibt keinen Zeitplan und keinen Druck“, sagt Seider mit Blick auf eine Berufung ins NHL-Team. Zurzeit ist ohnehin auch er wegen der Corona-Pandemie zum Abwarten gezwungen, am 11. März stand er letztmals in einem Pflichtspiel auf dem Eis.
Das Fundament für seine Profilaufbahn wurde wesentlich in Mannheim geschaffen, wo Seider mit 14 bei den Jungadlern landete und seine Eishockey-Ausbildung weiter forciert wurde. „Ich hatte immer Glück mit meinen Trainern, das hat schon in Erfurt begonnen“, berichtet er. Dazu wuchs Seider auch beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) zu einer festen Größe heran, führte etwa beim Aufstieg der U20-Nationalmannschaft in die Top-Gruppe das Team als Kapitän an, obwohl er der jüngste Spieler war. Schritt für Schritt hat er sein Talent entwickelt und genauso geduldig wird er weiterhin an einer erfolgreichen Karriere arbeiten.
Im DEB-Podcast „Coach the Coach“ spricht Moritz Seider mit Karl Schwarzenbrunner, dem Bundestrainer für Wissenschaft und Ausbildung, ausführlich über seinen Werdegang, wie er mit der hohen Spielbelastung in Nordamerika umgeht, welche Erfahrungen er mit Sportpsychologie gemacht hat, wie ihn die Kapitänsrolle in der Nachwuchs-Nationalmannschaft prägte und natürlich über die großen Highlights seiner bisherigen Laufbahn.
Hier geht’s zur Podcast-Folge mit Moritz Seider