Leon, erstmal Glückwunsch zum Rekord.
Vielen Dank. Das macht mich schon stolz. Sowas schafft man aber nicht allein. Das Lob gebührt auch meinen Mitspielern. Eishockey ist ein Mannschaftssport. Ohne die starken Leistungen meiner Nebenleute geht es nicht.
Sie sind schon jetzt, mit gerade einmal 21 Jahren, der punktbeste deutsche Spieler alle Zeiten. Was bedeutet dieser Rekord für Sie persönlich?
Er ist in gewisser Weise die Bestätigung harter Arbeit in den letzten Jahren. Aber ich nehme mich selber nicht so wichtig. Es geht nur darum, dass wir Spiele gewinnen. Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, umso besser.
Immerhin haben Sie Ihren heutigen Bundestrainer überholt. Das hatten Sie doch bestimmt schon im Kopf.
Ehrlich gesagt erst seit kurzem. Da hatte ich mir zu Saisonbeginn wenig Gedanken drüber gemacht. In den letzten Wochen aber bin ich dann aus meinem Umfeld darauf hingewiesen worden, dass ich seinen Rekord einstellen bzw. übertreffen kann. Es ist aber nicht so, dass ich mir jeden Tag Gedanken darüber gemacht habe.
Hat sich Marco Sturm schon bei Ihnen gemeldet?
Nein, noch nicht. Vielleicht ist er jetzt sauer auf mich (lacht). Im Ernst: Wir haben ohnehin stetig Kontakt, er wird sich sicher bald wieder melden.
Dann könnten Sie ihn ja beim nächsten Gespräch aufziehen …
(lacht). Das könnte ich, sicher. Marco Sturm oder auch Jochen Hecht haben in ihren Karrieren überragende Leistungen in der NHL für ihre Clubs gebracht. Und das über Jahre. Mit den beiden würde ich mich nicht vergleichen wollen. Da habe ich noch einen langen Weg vor mir. Aber die Herausforderung gefällt mir, ich nehme sie an und möchte mich stetig verbessern.
Mit den Oilers sind sie so gut wie sicher in den Playoffs dabei.
Das wäre nicht nur für die Stadt, sondern das ganze Land gigantisch. In der Vorsaison hat erstmals seit 46 Jahren keine kanadische Mannschaft die Playoffs erreicht. Das ist so, als wäre kein deutscher Fußballclub in irgendeinem europäischen Wettbewerb vertreten. Kanada ist das Mutterland des Eishockeys. Diese Sportart ist hier Religion. Mehr noch als Fußball in Deutschland.
Die Heim-WM im Mai in Köln würde dann für Sie vermutlich ausfallen, wenn Sie mit Ihrem Team weit kommen.
Für mich ist das schwer. Playoffs zu spielen mit den Oilers in diesem Land ist ein Traum, das ist das höchste der Gefühle. Auf der anderen Seite hätte ich so große Lust, in meiner Heimat Köln für mein Land zu spielen. Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich möchte dem nicht vorgreifen, aber wenn wir mit den Oilers vorzeitig ausscheiden sollten, bin ich der erste, der im Flieger nach Deutschland sitzt.
Neben Ihnen könnten bis auf Tobias Rieder auch die weiteren deutschen NHL-Spieler die Playoffs erreichen. Was ist überhaupt drin für Deutschland ohne die NHL-Verstärkung?
Wir sind im deutschen Eishockey auf einem guten Weg. Marco Sturm macht einen Bombenjob. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir immer noch eine Nation sind, die in der Entwicklung steckt. Wir müssen immer von Spiel zu Spiel denken und in jedem Spiel alles geben. Es gibt in Deutschland eine Menge talentierter Spieler. Vor den fantastischen Fans zu Hause in Köln traue ich den Jungs einiges zu. Wichtig ist, dass die Fans uns auch den Rücken stärken, wenn es mal nicht so läuft.