Team von Ex-NHL-Star Zdeno Ciger sehr jung / Heißer Sommer hinter den Kulissen
Die Slowakei gehört zu den Stammgästen des Deutschland Cups. Dreimal hat sie den Pokal gewonnen, zuletzt 2011. Diesmal kommt ihr Team jedoch unter anderen Vorzeichen zum Turnier. Im Kader stehen mehrere Auswahlneulinge. „Sie sind sich bewusst, dass sie kaum dabei sein würden, wenn uns die Besten alle zur Verfügung stünden“, erläutert Team-Manager Robert Svehla die Situation.
Eine Situation, die bizarrer kaum sein könnte. Im Sommer erklärt eine Gruppe von 27 Top-Spielern, alle Events des slowakischen Eishockeys zu boykottieren, sollte Igor Nemecek als Präsident im Amt bleiben. Die Stars um Ex-NHL-Crack Michal Handzus kritisieren, dass die Präsidentenwahl Ende Juni undemokratisch verlaufen und dies durch veraltete Statuten ermöglicht worden sei. Das müsse geändert werden. Nemecek reagiert. Sein Gegenkandidat Richard Lintner, den die Rebellen unterstützen, wird zum Chef der nationalen Extraliga ernannt. Auch Zdeno Ciger, der die Petition gegen Nemecek unterschrieben hat, gibt nach.
Im August nimmt er den Posten des Nationaltrainers an, auch weil „es ihm gefalle, wie die Verbandsführung jetzt versuche, Kompromisse einzugehen“. Die Gruppe um Handzus jedoch bleibt hart. Anfang September stellt sie klar, dass 52 Spieler das Nationalteam weiter boykottieren werden, solange ihre Forderungen nicht erfüllt würden.
Mittlerweile aber bröckelt diese Front. Mit Roman Kukumberg und Tomas Marcinko stehen zwei Akteure im Aufgebot für das Turnier, die die Erklärung gegen die Verbandsführung unterschrieben haben sollen. „Einige dieser Spieler erwägen inzwischen, den Boykott zu beenden“, ergänzt Ciger. Dennoch kam der 46-Jährige mit einer ziemlich unerfahrenen Mannschaft nach Augsburg. Das wird besonders deutlich auf der Torwartposition. Mit Samuel Baros und Michal Dzubina wurden zwei absolute Neulinge berufen.
„Das ist riskant, doch wir hatten keine Wahl“, unterstreicht Svehla. Aus dem Kader der Slowakei ragt eine Personalie indes heraus. Mit Martin Réway hat die Ciger-Truppe ein kleines Juwel in ihren Reihen. Der 20-Jährige besticht durch seine brillante Stocktechnik, spielt intuitiv und unberechenbar. Doch genauso schwer weiß oft sein sportliches Umfeld einzuschätzen, welcher Teufel ihn als nächstes reitet. Beim gegenwärtigen Arbeitgeber Sparta Prag beklagte er jüngst, er bekäme zu wenig Eiszeit. Deshalb wolle er den Club verlassen. Die Reaktion kam prompt: Réway wurde ins Farmteam nach Benatky verbannt. In Augsburg will sich das Enfant terrible nun für andere Vereine empfehlen. Und auch Präsident Nemecek glaubt an eine Trotzreaktion: „Vor dem Deutschland Cup 2011 haben 18 Spieler abgesagt. Am Ende aber haben wir den Pott gewonnen.“