Dirk Unverferth

Russland gewinnt Bronze

Russland – Finnland  5:3 (1:0; 3:1; 1:2) / 2017 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft in Köln / Paris 

Vor der Partie stellte sich die Frage: Wer hat die gestrige Halbfinalniederlage am besten verdaut – welcher Trainer konnte seinen enttäuschten Spielern wieder genug Ehrgeiz einhauchen. Die Sbornaja unterlag Kanada nach einer 2:0-Führung letztlich doch noch mit 4:2. Finnland hatte im skandinavischen Duell gegen den ewigen Rivalen aus Schweden mit 1:4 den Kürzeren gezogen.

Und wieder schallten die „Russia, Russia“–Rufe durch die LANXESS arena. 16.182 Zuschauer wollten Zeuge dieses Matches sein. Nach 6:58 Minuten hatte die Scheibe das erste Mal den Weg in das finnische Tor gefunden – Nikita Gusev hatte seine Farben mit seinem sechsten Turniertreffer mit einem knallharten Schuss von halbrechts in Führung gebracht. Die Finnen wehrten sich so gut es ging, doch die russische Angriffsmaschine lief! Nach 20 Spielminuten fuhren die Spieler mit 10 (RUS):9 (FIN) Torschüssen in die 15-minütige Pause.

Die Finnen begannen das zweite Drittel in Überzahl, doch das Tor schossen die Spieler von Oleg Znarog in Unterzahl. Einen schönen Konter über Valeri Nichushkin und Artyom Zub schloss Vladimir Tkachyov mit einer sehenswerten Direktabnahme ab. Vier Minuten waren vergangen, da war die Sbornaja dann in Überzahl und nutzte diese sofort: Gusev schloss eine Traumkombination mit seinem zweiten Treffer an diesem Tage ab – 3:0. Gerade einmal 75 Sekunden später lautete das Ergebnis 4:0 – Bogdan Kiselevich fackelte nicht lange, ließ Joonas Korpisalo im Tor der Finnen keine Chance. Dieser lies sich daraufhin auswechseln (29). Harri Sateri übernahm! In der 40. Minute erzielte Mikko Rantanen den ersten Treffer für die Nordeuropäer, als er Andrei Vasilevski im Metallgehäuse der Russen aus kürzester Entfernung nicht den Hauch einer Chance lies – 1:4 aus Sicht der Finnen.

76 Sekunden waren im Schlussdrittel gespielt, da hieß es plötzlich 2:4! Sollten die Russen diesen sicher geglaubten Vorsprung wie gegen Kanada auch hier wieder verspielen? Der finnische Verteidiger gab ein „Verlegenheitsschüsschen“ von der blauen Linie ab, der Vasilevski durch die Schoner rutschte. Als Team Russland in der 45. Minute eine Strafzeit aufgebrummt bekam, war es Veli-Matti Savinainen, der die Scheibe in das Tor beförderte – der Anschluss war geschafft, nur noch 3:4! Russland nahm eine Auszeit und kurz darauf war es Nikita Kucherov, der das 5:3 schoss (49.). Finnland war bemüht wieder Ruhe in die eigenen Reihen zu bekommen. Als Alles nichts half, nahm Finnlands Headcoach Lauri Marjamaki den Torwart vom Eis, doch letztlich sollte es nicht reichen und damit darf sich Russland über die Bronzemedaille freuen!

Artyom Zub: „Es war ein sehr enges Spiel, in das wir sehr gut gestartet sind. Die Finnen hatten etwas weniger Zeit um sich zu erholen. Man merkte es vor allem im Mittelabschnitt, als sie ziemlich platt wirkten und wir die Tore geschossen haben. Als sie dann die Tore zum Anschluss schossen, war in unseren Köpfen wieder das Match gegen Kanada präsent, aber dieses Mal haben wir es besser gemacht. … Es ist aber schon sehr schwer, sich über den Gewinn der Bronzemedaille zu freuen, zumal wir nicht gegen Kanada verloren haben, sondern an uns selber gescheitert sind. Ein dummes drittes Drittel und aus dem Spiel um die Goldmedaille wurde das Spiel um Bronze!“

Tore: 1:0 (6:58) Gusev; 2:0 (21:48) Tkachyov {SH}; 3:0 (27:01) Gusev {PP}; 4:0 (28:16) Kiselevich; 4:1 (39:33) Rantanen; 4:2 (41:16) Lehtonen; 4:3 (45:29) Savinainen {PP}; 5:3 (48:03) Kucherov

Strafen: 8 (RUS) : 10 (FIN)

Zuschauer: 16.182

Text: Ivo Jaschick