„Building a winner“

Franz Reindl ist damit beschäftigt das Team Europe für den 2016 World Cup of Hockey zusammen zu stellen.

Von Adam Steiss

Die Rückkehr des World Cup of Hockey ruft ein Team ins Leben, dass zwar keine gemeinsame Flagge hat, aber das nach nicht weniger als der Trophäe in diesem Jahr in Toronto greifen will. Die Mannschaft steht unter der Leitung von DEB-Präsident Franz Reindl. Zusammen mit Team Manager Miroslav Satan und Trainer Ralph Krueger versucht Reindl etwas, das vorher noch niemand probierte: Ein Team aus Spielern Europäischer Länder (ausgenommen der Top Vier Nationen) zusammenzustellen, das am World Cup antritt.

Herr Reindl, wie kam es dazu, dass Sie die Planungen für das „Team Europe“ übernommen haben?

Ich wurde im Sommer 2015 von Bill Daly, dem stellvertretenden NHL-Commissioner kontaktiert. Auch wenn ich sehr erstaunt war, habe ich mich gefreut! Für mich, als ehemaligen Spieler und jemanden, der schon lange in diesem Business tätig ist, ist das eine schöne Sache. Jeder träumt davon einmal Teil des NHL-Business zu sein und diese Sache ist etwas, auf die ich mich von Anfang an gefreut habe.

Wir standen von da an in Kontakt und haben angefangen das Grundgerüst für das Team aufzustellen. Eines der ersten Dinge die ich bemerkte war, dass im Gegensatz zu allen anderen Teams unseres das einzige sein würde, hinter dem kein Verband steht und wir somit keine direkte Ressourcen haben, aus denen wir schöpfen können, also mussten wir uns diese schaffen. Alle anderen Teams haben das, sogar die „North American Young Stars“ haben zwei Verbände hinter sich stehen. Es ist für uns eine Herausforderung, aber es ist eine angenehme Herausforderung, denn man entwickelt so einen anderen Blickwinkel um sein Team aufzustellen.

Was war der erste Schritt um dieses Team zusammen zu stellen?

Der erste Schritt war, den Kern zusammen zu stellen, herauszufinden welche Art Trainer wir brauchen, welchen Manager. Als wir mit Satan sprachen, brauchte er nur wenige Sekunden um seine Entscheidung zu fällen. Wir haben überhaupt nicht über Geld oder Verträge gesprochen, er hatte von Anfang an einen riesigen Enthusiasmus und Vorfreude auf den Job, was wirklich schön zu sehen war.

Mit Ralph Krueger war es das Gleiche, er hat die Erfahrungen in Europa und International und kennt sich gleichzeitig auch bestens in Nord Amerika und der NHL aus. Er hat Erfahrungen in Turnieren, er weiß wie man eine Gruppe vor einem Turnier aufeinander einstellt, er ist der Richtige für diesen Job. Ralph ist ein Anführer und ein großartiger Motivator. Seine Mannschaften spielten immer stark und fair und er ist ein großartiges Aushängeschild für unseren Sport.

Viele Nationen sind in dem ersten Aufgebot aus 16 Spielern bereits vertreten. Hätte „Team Europe“ vor zehn, fünfzehn Jahren zusammengestellt werden sollen, meinen Sie, dass es dasselbe gewesen wäre?

Nein, aber das ist genau das, was es so gut macht. Team Europe repräsentiert die Entwicklung die in den vergangenen Jahren auf unserem Kontinent geschehen ist. Es wird eine wettbewerbsfähige Mannschaft sein und wir haben viele gute Spieler zur Auswahl. Wir haben das Talent, jetzt muss nur noch die Chemie stimmen.

Wie werden Sie das Team so zusammen bekommen, dass sie wie ein Team spielen, auch wenn Sie keine gemeinsame Flagge auf ihrer Brust tragen?

Wir müssen innerhalb kürzester Zeit eine gemeinsame Identität entwickeln. Der erste Eindruck nach dem wir die Spieler kontaktiert haben war Vorfreude. Sie haben dieselbe Vorfreude auf dieses Turnier wie wir, denn es ist ein einzigartiges Konzept und etwas ganz Neues. Alle sind bereit für die Challenge.

Wir werden bei diesem Turnier nicht als die Europäische Union spielen oder unter einer bestimmten Flagge oder für ein Logo oder Ähnliches. Wir werden eine Gruppe Professioneller Sportler sein, die zusammen kommen, zu einem Team werden und ein großes Turnier gewinnen wollen. Alle diese Spieler sind Wettbewerbstypen, ich habe keinen Zweifel daran, dass sie ihr Bestes geben werden.

Es geht nicht darum für ein Land zu spielen, sondern für eine Mannschaft und als ehemaliger Spieler weiß ich, dass wenn du eine Mannschaft hast, die gut zusammen arbeitet, dann werden sie auch für einander einstehen und spielen. Genau das wird unsere Philosophie sein, so eine Mannschaft wollen wir schaffen.

Die Medien fragen immer wie sich die Chemie zwischen den Spielern entwickelt wenn sie zusammen spielen. Bekanntlich ist Qualität wichtig, aber ist die Chemie überbewertet?

Nein, das ist sehr wichtig. Ralph hat den Scouting Ablauf aufgestellt und unsere Scouts instruiert. Er hat sehr viel Wert darauf gelegt, wie die Spieler bewertet werden sollen und die Chemie hat dabei eine sehr große Rolle gespielt. Man macht sich Gedanken darüber, welche vier Reihen am besten passen würden, welcher Torhüter am besten zu uns passen könnte, welche Verteidigungspaare gut funktionieren könnten. Die Chemie der Spieler ist sehr wichtig und findet eine große Berücksichtigung.

Mit so einem großen Pool an Talenten aus dem sie haben wählen können, wie haben sie sich für die ersten 16 Spieler entscheiden können?

Bei dieser Angelegenheit vertraue ich auf unser Coaching-Staff und die Scouts. Wir waren da in guten Händen, denn unsere Scouts haben eine großartige Arbeit geleistet und uns über 275 Scouting Repots zukommen lassen. Nichtsdestotrotz wird es schwer sein die nächsten sieben Spieler auszuwählen.

Haben sie als Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes versucht sich aus der Entscheidung bezüglich der Nominierung von Leon Draisaitl rauszuhalten?

Ich habe nur zugestimmt (lacht). Ich kann mich was die deutschen Spieler angeht nicht einmischen, aber wenn ich von unserem Trainerteam gefragt werde, dann gebe ich natürlich Feedback dazu.

Trotzdem ist es keine Überraschung, dass Leon und Dennis Seidenberg es ins Team geschafft haben…

Leon hatte eine unglaubliche Saison und hat sich schnell weiterentwickelt. Dennis ist ein großartiger Spieler, sie haben es definitiv beide verdient im Kader zu stehen.

Das hilft unserem Programm natürlich auch sehr weiter, es ist ein großes Signal an alle jungen deutschen Spieler, dass der World Cup Of Hockey ein erreichbares Ziel ist. Thomas Greiss, Tobias Rieder, Philipp Grubauer, Christian Ehrhoff, Tom Kühnhackl und Korbinian Holzer sind andere gute Beispiele.

Es ist toll, dass alle diese Spieler ihre Ausbildung in deutschen Vereinen genossen haben. Das ist auch ein Zeichen an alle anderen Verbände, das es möglich ist, die höchsten Level zu erreichen, auch wenn man die nationalen Nachwuchsprogramme durchläuft.

Wenn Sie das Gesamtbild betrachten, wie passt der World Cup Of Hockey dann in den internationalen Eishockey-Kalender?

Als Organisator und Ausrichter der Weltmeisterschaft 2017, muss ich ehrlicher Weise sagen, dass es mir zunächst nicht so passend vorkam. Ich dachte, dass es unser Programm stören könnte. Doch nach einiger Zeit hat sich meine Meinung geändert.

Die Besten der Besten werden gegeneinander antreten und die Werbung, die der World Cup Of Hockey generiert, wird unserem Sport helfen sich zu entwickeln und zu wachsen. Das ist das Wichtigste für unseren Sport und außerdem ist es ja auch toll dieses großartige Produkt auf dem Eis zu sehen.

IIHF-Präsident René Fasel hat darüber gesprochen einen permanenten Eishockey-Kalender mit der Zusammenarbeit aller Mitglieder der Verbände und professionellen Ligen zu erstellen. Was ist ihre Meinung dazu?

Ich bin ganz René´s Meinung. Wenn der WCOH alle vier Jahre ausgeführt werden soll, dann ist es wichtig, einen allgemeinen und allumfassenden Eishockey-Kalender zu erstellen. Mit den Ligen, den Verbänden, den Vereinen und Fans, der IIHF und der CHL stehen so viele Events an, dass es wichtig ist allen Teilnehmern die größtmögliche Unterstützung aus diesem Kalender und der Terminplanung zu ermöglichen. Wir sind keine Gegner, sondern sitzen alle im selben Boot, wenn es um die Gesundheit unseres Sports geht und ein allgemeiner Eishockey-Kalender wird uns helfen enger zusammenzurücken und den Kalender jährlich gemeinsam zu verbessern.

Was ist Ihre Meinung zu der Teilnahme von NHL-Spielern bei den Olympischen Spielen?

Meine generelle Meinung ist, dass die Olympischen Spiele die größte Bühne für das Eishockey bieten und als das größte Sportevent auf der Welt sollten dort auch die besten Sportler antreten. Daher wäre es mein Wunsch, dass sich die NHL ebenfalls beteiligt.

Sollten die Spieler nicht teilnehmen, könnte dies das Turnier dramatisch beeinflussen. Wir müssten den Wettkampf in eine Art U23-Turnier anpassen, so wie im Fußball zum Beispiel. Ich hoffe wirklich, dass Spieler der NHL dazu stoßen werden, sodass wir uns die hervorragende Stellung des Eishockeys bei den Olympischen Winterspielen sichern können.

Um zu der 2017 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft in Köln und Paris zu kommen, wie laufen die Vorbereitungen?

2017 ist im Zeitplan. Wir haben zwei großartige Arenen in zwei großartigen Städten. Mit der Kapazität der beiden Hallen ist es, als hätten wir zwei einzelne Veranstaltungen. Wir erwarten viele Fans bei dem Turnier und auch, dass die Zuschauern die Schnellzugverbindung zwischen den beiden Städten nutzen um die Spiele sowohl in Köln als auch in Paris zu verfolgen.

Wir arbeiten im Organisationskommittee als eine Einheit, auch wenn es aus zwei verschiedene Nationen und zwei verschiedenen Kulturen zusammengesetzt ist. Unsere französischen Freunde unter der Leitung von Luc Tardif machen einen phänomenalen Job. Und auch wenn es noch etwas Zeit hin ist, dann sind wir wirklich sehr gespannt auf die WM.

Mit dem World Cup und der Heim-WM wird es für Sie ein sehr ereignisreiches Jahr werden…

Ohh ja, aber ich freue mich auch sehr darauf. Wir haben vor dem WCOH auch noch unsere Olympia-Qualifikation anstehen. Viele unserer Spieler vom Team Europe werden auch bei diesen Turnieren mitspielen. Das könnte beim WCOH dann unser Vorteil sein, denn die Spieler werden schon mal ein paar Spiele in den Beinen haben, wenn sie in Toronto ankommen. Es wird ein aufregendes Jahr!